Kabul. . Schwere Feuergefechte haben am Dienstag das Diplomatenviertel von Kabul erschüttert. Die Polizei erklärte, Aufständische hätten Raketen auf die US-Botschaft abgefeuert. Die Taliban bekannten sich zu den Angriffen.

Kämpfer der radikal-islamischen Taliban haben zum zweiten Mal innerhalb weniger Wochen Ziele in der afghanischen Hauptstadt Kabul angegriffen und dabei auch die US-Botschaft ins Visier genommen. Sie feuerten am Dienstag Raketen auf dieses Gebäude und andere Ländervertretungen. Die Taliban besetzten dafür in der Nähe des stark gesicherten Botschaftsviertels ein im Bau befindliches Hochhaus und nutzten dies als Basis für die Attacken. Zwei Selbstmordattentäter sprengten sich zudem im Westen der Stadt vor Polizeigebäuden in die Luft. Mindestens zwei Zivilisten und zwei Polizisten wurden bei den Angriffen getötet, 22 weitere Menschen verletzt. Andere Berichte sprachen von mindestens einem getöteten Polizisten, einem getöteten Zivilisten sowie drei toten Angreifern. Die Kämpfe dauerten bis zum Abend an.

Zwar haben die Taliban schon öfter Kabul angegriffen. Es ist aber das erste Mal, dass sie eine Reihe von Anschlägen gleichzeitig in entlegenen Teilen der Stadt organisierten.

Schulbus getroffen

In Kabul waren Explosionen und Schüsse zu hören. Ein Schulbus wurde getroffen, war zum Zeitpunkt des Einschlags aber offenbar unbesetzt. An einer Straße in der Nähe des Flugplatzes tötete die Polizei einen Attentäter, der sieben Kilogramm Sprengstoff bei sich hatte. Zwei Hubschrauber der Nato kreisten über einem zentralen Platz des Botschaftsviertels. Das Gebiet wurde weiträumig abgeriegelt. Die Mitarbeiter der US-Botschaft seien in Sicherheit, erklärte die US-Vertretung. Ein Taliban-Sprecher sagte der Nachrichtenagentur Reuters per Telefon, die Kämpfer seien mit Raketenwerfern, Sturmgewehren und Sprengwesten ausgerüstet.

Nato-Generalsekretär Anders Fogh Rasmussen erklärte in Brüssel, die Angriffe der Taliban sollten die Übergabe der Sicherheitsverantwortung von den Nato-Truppen an die Afghanen vereiteln. Dies werde aber nicht gelingen. Die USA wollen ihre rund 100.000 Mann bis Ende 2014 aus dem Land abziehen.

Die Gewalt in Afghanistan ist auf einem neuen Höhepunkt seit dem Sturz der Taliban Ende 2001 durch US-geführte Truppen, wenige Wochen nach den Anschlägen auf das World Trade Center in New York am 11. September. Zuletzt kamen bei einem Bombenanschlag auf einen Nato-Stützpunkt im Zentrum des Landes vier afghanische Zivilisten ums Leben. 77 US-Soldaten wurden dabei verletzt. Mitte August verübten die Taliban einen Anschlag auf das britische Kulturzentrum, bei dem neun Menschen starben. (dapd/rtr)