Düsseldorf. . Damit hat das Land nicht gerechnet: 115.000 Erstsemester haben sich in NRW eingeschrieben - 18.000 mehr als erwartet. Als Hauptgründe für den Boom gelten die Abschaffung der Studiengebühren sowie die parallele Aussetzung der Wehrpflicht.

In NRW nehmen so viele junge Leute ein Studium auf wie nie zuvor. In diesem Jahr strömen rund 115.000 Erstsemester an die 69 Hochschulen des Landes. Das sind 18.000 mehr als noch 2010. Insgesamt gibt es damit landesweit zu Beginn des Wintersemesters knapp 570.000 angehende Akademiker.

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„Die Entwicklung der Zahlen zeigt uns deutlich, dass eine wesentlich höhere Nachfrage nach Studienplätzen besteht als angenommen“, sagte NRW-Wissenschaftsministerin Svenja Schulze (SPD). Gerade mit Blick auf den doppelten Abiturjahrgang 2013 muss damit gerechnet werden, dass es dauerhaft eng wird in den Hörsälen und Seminarräumen. Schon jetzt herrscht an vielen Hochschulen akute Platznot. Die Universität Duisburg-Essen verlegt Vorlesungen bereits in ein Multiplex-Kino, die TU Dortmund lässt Con­tainer aufbauen, die Universitäten Paderborn und Bielefeld nutzen sogar Baumärkte und Autohäuser.

Als Hauptgründe für den Boom gelten die Abschaffung der Studiengebühren sowie die parallele Aussetzung der Wehrpflicht. Auch der doppelte Abitur-Jahrgang 2011 in Niedersachsen kann regional eine Rolle spielen. Die größten Zuwächse gibt es in Köln (+33 Prozent), Aachen (+23%) und Duisburg-Essen (+23%). Bei den Fachhochschulen verzeichnen Dortmund (+45%), die FH Niederrhein (+27%) und Gelsenkirchen (+23%) kräftige Zuwächse. Die Uni Bochum konnte mit verschiedenen Zugangsbeschränkungen die Zahl der Studienanfänger dagegen stabil halten.

Streit um die Hochschulfinanzieung wieder voll entbrannt

Mit dem Studentenzuwachs ist der Streit um die Hochschulfinanzieung wieder voll entbrannt. Da sich in NRW 18.000 Studenten mehr eingeschrieben haben als ursprünglich von der Kultusministerkonferenz (KMK) prognostiziert, fehlen dauerhaft rund 360 Millionen Euro.

NRW-Ministerin Schulze forderte den Bund auf, einen „Hochschulpakt plus“ aufzulegen und die Deckelung des Budgets aufzuheben. Die Opposition im Düsseldorfer Landtag wirft Rot-Grün dagegen vor, die Finanzprobleme durch die Abschaffung der Studiengebühren unnötig verschärft zu haben. Da das Land den Universitäten die Einnahmeausfälle bislang nur auf Basis vergangener Studentenzahlen ersetzt, klafft laut CDU ei­ne Lücke von 30 Millionen Euro. „Das Wahlversprechen von der vollen Kompensation der wegfallenden Studienbeiträge hat sich heute als Märchen entpuppt“, sagte CDU-Fraktionschef Karl-Josef Laumann.

Der FDP-Hochschulpolitiker Marcel Hafke beklagte, dass gerade bei den Rekord-Studentenzahlen Beratungsangebote nötig wären, die bislang mit Studiengebühren finanziert worden seien.