Düsseldorf/Essen. . Der Ansturm auf die Universitäten in NRW überrascht selbst die Experten. Politik und Unis stehen jetzt vor einer harten Prüfung: Was tun mit so vielen Studenten? Wissenschaftsministerin Svenja Schulze fordert zusätzlich Geld für die Unis.
Dass der Ansturm auf die Unis kommen wird, war klar. Aber dass er so früh einsetzt, überrascht selbst die Experten. Immer mehr junge Menschen wollen studieren – das ist eine gute Nachricht für die nach Fachkräften gierende Wirtschaft. Politik und Unis stehen hingegen vor einer harten Prüfung: Was tun mit so vielen Studenten?
Warum kommen gerade jetzt so viele Erstsemester?
Es gibt viele Gründe dafür. Das Ende der Wehrpflicht ist einer davon. Außerdem gibt es die ersten doppelten Abiturjahrgänge in Bayern und Niedersachsen. Auffällig ist, dass der Erstsemester-Rekord in NRW mit der Abschaffung der Studiengebühren einhergeht. NRW-Wissenschaftsministerin Svenja Schulze (SPD) hält einen Zusammenhang für möglich, das Deutsche Studentenwerk sieht das auch so. Das Centrum für Hochschulentwicklung (CHE) glaubt hingegen nicht daran, dass der Wegfall der Gebühren den großen Boom ausgelöst hat. Das CHE spricht von einem generellen Trend zu hohen Bildungsabschlüssen. Heute schafften fast 50 Prozent eines Jahrganges die Hochschulreife, in den 70er-Jahren seien es nur 20 Prozent gewesen.
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Wie kann es sein, dass manche Unis viele Erstsemester haben, andere hingegen keine Zuwächse verzeichnen?
Christian Berthold (CHE) glaubt, dass es sich dabei um eine Art Pokerspiel der Unis handelt. Die Frage ist, ob Unis, die viele Erstsemester aufnehmen, dafür von Land und Bund belohnt werden: „Beim aktuellen Hochschulpakt II wissen die Hochschulen nicht, ob sie dafür, dass sie mehr Studierende akzeptieren, zusätzlich unterstützt werden. Das führt dazu, dass manche Hochschulen trotz großer Nachfrage nicht mehr Studierende akzeptieren. Andere öffnen sich für Studienanfänger.“
Reicht der Hochschulpakt von Bund und Ländern aus?
Ministerin Svenja Schulze glaubt: Nein. Sie fordert einen „Hochschulpakt Plus“, also zusätzlich Geld für die Unis. Das CHE sieht’s ähnlich: „Der Hochschulpakt II ist unterdimensioniert. Es wird viel mehr Studieninteressenten geben als geplant“, sagt Berthold. Das Ende der Studiengebühren kommt einige NRW-Unis teuer zu stehen. Ihre früheren Einnahmen werden nicht voll kompensiert.
Gibt es genug Lehrende für so viele Studenten?
Ursula Gather, die Chefin der Landesrektorenkonferenz, beteuert: Ja. Es seien schon viele zusätzliche Stellen geschaffen worden. Auch die Räume reichten aus. Patrick Schnepper, Sprecher der Studierendenvertreter in NRW, erinnert aber daran, dass heute schon manche Fächer völlig überlaufen sind.
Welche Probleme sehen die Studentenwerke?
Studentenwohnungen werden knapp. Besonders in Münster, Köln, Bonn und Teilen des Ruhrgebiets. Beim Bafög werde es keine Probleme geben, denn darauf gebe es einen Rechtsanspruch. Noch enger dürfte es in den Mensen zugehen: „Die Hochschulen legen ihre Veranstaltungen inzwischen so, dass mittags kaum Zeit zum Essen bleibt. Dann gehen alle gleichzeitig in die Mensa“, erklärt Achim Meyer auf der Heyde.
Kommentar: Chaostage an den Unis