Stockholm. Der Vatikan soll nach Berichten eines schwedischen Fernsehsenders bereits sehr früh von der Holocaust-Leugnung des Bischofs Richard Williamson gewusst haben. Demnach waren die Aussagen des ultrakonservativen Geistlichen dort schon bekannt, bevor der Papst dessen Exkommunikation aufhob.
Der Vatikan hätte nach Angaben eines schwedischen Fernsehsenders über die Holocaust-Leugnung des ultrakonservativen Bischofs Richard Williamson Bescheid wissen müssen, bevor die Exkommunikation des Pius-Bruders im Januar aufgehoben wurde. Der Sender SVT berichtete am Mittwoch, die Information über das am Tag der Rücknahme der Exkommunikation am 21. Januar gesendete Interview mit Richardson sei dem Vatikan bereits unmittelbar nach der Aufzeichnung im November 2008 übergeben worden. Das erfuhr die Nachrichtenagentur AP vor Ausstrahlung des Berichts in Stockholm.
Kein direkter Kontakt zum Papst
Papst Benedikt XVI. hatte Anfang des Jahres die Exkommunikation von Williamson und drei weiteren Mitgliedern der ultrakonservativen Bruderschaft aufgehoben, um eine seit Jahren andauernde Spaltung in der katholischen Kirche zu überwinden. Nach dem Wirbel um die Äußerungen Williamsons, er glaube nicht, dass im Zweiten Weltkrieg Juden in Gaskammern ermordet worden seien, erklärten Papst und Vatikan, sie hätten davon nichts gewusst.
In dem SVT-Bericht, der am Mittwoch gesendet werden sollte, heißt es nicht, dass Benedikt direkt informiert wurde. Die Information sei an Vatikan-Stellen gegangen. Namentlich genannt wurde Kardinal Dario Castrillon Hoyos, der damals die Kommission leitete, die das Schisma mit der Pius-Bruderschaft überwinden sollte. Der Kardinal trat am 8. Juli nach Erreichen der Altersgrenze von 80 Jahren zurück. Am 29. Januar hatte er öffentlich erklärt, der Vatikan habe vor Unterzeichnung des Erlasses zur Aufhebung der Exkommunikation nichts über Williamsons Ansichten zum Holocaust gewusst.
Diözese Stockholm hatte den Vatikan auch informiert
Auch die Diözese Stockholm bestätigte am Mittwoch, die Informationen über die Äußerungen des umstrittenen Bischofs seien bereits im vergangenen November nach Rom weitergegeben worden. «Natürlich haben wir die Informationen, die wir hatten, an den Nuntius (den Gesandten des Vatikans in Schweden) weitergegeben», sagte der Stockholmer Bischof Anders Arborelius dem Sender SVT.
Der Nuntius, Erzbischof Emil Paul Tscherrig, bestätigte SVT nach dessen Angaben bei ausgeschalteter Kamera, dass er verschiedene Persönlichkeiten im Vatikan über das Interview informiert habe. Tscherrig reagierte am Mittwoch nicht auf Telefonanrufe der AP.
Leugnung der Vergasung von Juden im Holocaust
Im SVT-Bericht erklärte Vatikansprecher Federico Lombardi, es sei absolut unbegründet nahezulegen, dass der Papst über das Williamson-Interview informiert gewesen sei. Das wird in dem SVT-Bericht auch nicht behauptet.
Williamson hatte sich nach dem internationalen Aufschrei für seine Äußerungen zum Holocaust entschuldigt. Der Bischof hatte gesagt, die Nazis hätten nicht sechs Millionen Juden umgebracht. Es seien 200.000 bis 300.000 ermordet worden, aber niemand davon sei vergast worden. Williamson sagte, er hätte dies nicht gesagt, wenn er gewusst hätte, welches Leid er damit auslöse. Er sagte aber nicht, dass er die Äußerungen für inhaltlich falsch halte. (ap)