Paris. .
Der frühere Direktor des Weltwährungsfonds, Dominique Strauss-Kahn, wird sich nicht mehr um das Präsidentenamt in Frankreich bewerben. Das erklärte er jetzt in einem Interview. Vor der Sex-Affäre galt der Finanzexperte als klarer Favorit.
Der frühere französische Spitzenpolitiker Dominique Strauss-Kahn will sich nicht auf das Amt des französischen Präsidenten bewerben. „Ich bin kein Kandidat“, sagte der einstige Hoffnungsträger der französischen Sozialisten am Sonntagabend gegenüber dem Fernsehsender „TF1“. In dem mit Spannung erwarteten Interview äußerte sich der Politiker zum ersten Mal nach vier Monaten öffentlich zu seiner Sex-Affäre in New York.
DSK, wie ihn die Franzosen nennen, war im Mai verhaftet worden wegen des Verdachts, ein Zimmermädchen im „Sofitel“ vergewaltigt zu haben. Drei Monate später wurde das Ermittlungsverfahren gegen ihn jedoch eingestellt, weil die amerikanische Justiz das mutmaßliche Opfer für unglaubwürdig hielt. „Die ganze Geschichte, die sie erzählt hat, ist erlogen“, behauptete der Politiker. Er schließe nicht aus, dass man ihm eine „Falle“ gestellt habe.
Lediglich ein Wort des Bedauerns
Viele Franzosen, darunter auch zahlreiche Parteifreunde, hatten von Strauss-Kahn eine Entschuldigung erwartet. Doch in dem Interview rang er sich lediglich zu einem Wort des Bedauerns durch. Die Beziehung zu dem Zimmermädchen sei nicht einfach nur eine „Schwäche“, sondern eine „moralische Verfehlung“ gewesen, die er sehr bedauere. „Eine Verfehlung gegenüber meiner Frau, meinen Kindern, meinen Freunden, aber auch eine Verfehlung gegenüber den Franzosen“, fügte er hinzu.
Vor der Sex-Affäre galt der Finanzexperte Strauss-Kahn als klarer Favorit für die Präsidentenwahl 2012. In Umfragen hatte er einen deutlichen Vorsprung vor dem unbeliebten Präsidenten Nicolas Sarkozy. „Ja, ich wollte kandidieren“, bestätigte er gestern Abend. Stattdessen werde er sich nun ausruhen. „Und ich werde nachdenken“, sagte er.
Letzten Umfragen zufolge wünschen 53 % der Franzosen, dass sich DSK aus der Politik zurückzieht. Etwa 50 Frauenrechtlerinnen demonstrierten gestern Abend vor dem Funkhaus von „TF1“ gegen den Politiker.