Kairo. . Nach der gewaltsamen Erstürmung der israelischen Botschaft in Kairo hält Israels Präsident Benjamin Netanjahu trotzdem am Friedensabkommen mit Ägypten fest. “Das ist im Interesse von Ägypten und Israel“, sagte er in einer Rundfunkansprache.

Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu hat sich in einer Rundfunkansprache zu der Erstürmung der israelischen Botschaft durch Demonstranten in Kairo geäußert. Sein Land halte dessen ungeachtet an dem Frieden mit Ägypten fest, sagte Netanjahu am Samstagabend. "Das ist im Interesse von Ägypten und Israel." Gemeinsam mit der ägyptischen Regierung werde alles dafür getan, dass der israelische Botschafter Jizchak Levanon "so schnell wie möglich" nach Kairo zurückkehren könne. Zugleich dankte Netanjahu den ägyptischen Sicherheitskräften, die durch ihr Einschreiten eine "Katastrophe" verhindert und sechs Israelis aus dem belagerten Botschaftsgebäude gerettet hätten.

Ein Angriff tausender Demonstranten auf die israelische Botschaft in Ägypten in der Nacht zu Samstag hat die angespannten Beziehungen zwischen beiden Staaten weiter belastet. Mindestens drei Menschen kamen nach Angaben der Regierung bei Auseinandersetzungen mit Sicherheitskräften ums Leben, nachdem eine wütende Menge das Gebäude in Kairo gestürmt hatte.

Mehr als 1.000 Menschen wurden bei den Zusammenstößen verletzt, wie das ägyptische Gesundheitsministerium mitteilte. Ein Mann war am Freitagabend an einem Herzinfarkt gestorben. Laut der ägyptischen Nachrichtenagentur MENA erlitten bei den Ausschreitungen 46 Polizisten Verletzungen, 19 Demonstranten wurden festgenommen. Erst gegen 6.00 Uhr (Ortszeit) ebbte die Gewalt langsam ab.

Israelische Botschafter ausgeflogen

Netanjahu sprach nach Angaben eines Beraters am Samstag von einem "offenkundigen Verstoß gegen internationale Normen". Der ägyptische Informationsminister Osama Haikal erklärte im Staatsfernsehen, Kairo sei internationalen Konventionen und dem Schutz diplomatischer Missionen verpflichtet. Die Regierung werde gegen künftige Proteste bei der israelischen Botschaft vorgehen.

Der israelische Botschafter Jitzchak Levanon, seine Familie und weitere Mitarbeiter der diplomatischen Vertretung - angeblich insgesamt 80 Personen - wurden in einem Militärflugzeug nach Israel ausgeflogen. Nach Angaben aus Jerusalem verblieb lediglich der stellvertretende Botschafter im Land. Die ägyptische Polizei wurde nach den Ausschreitungen in Alarmbereitschaft versetzt.

Polizei greift erst nach Stunden ein

Mit der Erstürmung der Botschaft in Kairo hat die Krise zwischen Israel und Ägypten einen neuen Höhepunkt erreicht. Die Menschenmenge riss am Freitag zunächst eine Mauer nieder, die nach den vorhergehende Protesten zum Schutz der Israelis errichtet worden war. Nach der Erstürmung der Botschaft warfen die Demonstranten Akten und die israelische Flagge aus dem Fenster. Die Demonstranten zündeten Autoreifen an, mindestens zwei Autos nahe des Botschaftsgebäudes standen in Flammen. Die Polizei setzte Tränengas ein und gab Warnschüsse in die Luft ab.

Am Samstagmorgen harrten noch rund 500 Demonstranten vor dem Haus am Ufer des Nils aus, wo die Botschaft in den oberen Etagen untergebracht ist. Einige von ihnen warfen mit Steinen auf Polizisten und Soldaten. Die Sicherheitskräfte drängten die Demonstranten aber schließlich zurück. Medienberichten zufolge versetzte das Ministerium die Polizei in Alarmbereitschaft. Das Kabinett berief eine Krisensitzung ein.

US-Präsident Obama will in Konflikt vermitteln

Die Gewalt vom Freitag ist ein neuer Höhepunkt israelfeindlicher Proteste seit dem Umsturz in Ägypten. Hintergrund der Demonstrationen ist die für fünf Ägypter tödliche Verfolgungsaktion der israelischen Armee nach einer Angriffsserie mutmaßlicher palästinensischer Extremisten in der Nähe der südisraelischen Stadt Eilat.

Ägypten ist neben Jordanien das einzige arabische Nachbarland, das einen Friedensvertrag mit dem jüdischen Staat hat. Seit dieser im Jahr 1979 geschlossen wurde, haben die USA Ägypten milliardenschwere Militärhilfe zukommen lassen.

US-Präsident Barack Obama drängte Israel dazu, sich eine sine internationalen Verpflichtungen zu halten. Er sicherte zudem dem israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu zu, Schritte zur Lösung der Krise vorzubereiten.

Die Bundesregierung zeigte sich alarmiert über die Eskalation der anti-israelischen Proteste. Außenminister Guido Westerwelle verurteilte die Erstürmung der israelischen Botschaft. Er erwarte, dass die ägyptischen Behörden den Schutz der Botschaft gemäß ihrer internationalen Verpflichtungen sicherstellten, erklärte ein Sprecher des Auswärtigen Amtes am Samstag in Berlin. Eine weitere Eskalation müsse unbedingt verhindert werden. (afp/rtr)