Tripolis. . Zieht sich das Netz um Gaddafi weiter zu? Libysche Rebellen haben nach eigenen Angaben das Versteck des Ex-Diktators umzingelt. “Er kann nicht entkommen“, sagt ein Sprecher.

Die libyschen Rebellen haben nach eigenen Angaben das Versteck des bisherigen Machthabers Muammar Gaddafi ausfindig gemacht und umzingelt. Es sei nur noch eine Frage, wann Gaddafi gefangen genommen oder getötet werde, sagte ein Sprecher des neuen Militärrats, Anis Scharif, am Mittwoch in Tripolis. „Er kann nicht entkommen“, erklärte er, wollte aber keine Details zu Gaddafis Versteck nennen. Dieses sei in einem Umkreis von 60 Kilometern umstellt.

Niger hat unterdessen Berichte über einen libyschen Militärkonvoi mit 200 Fahrzeugen auf dem Weg in das Nachbarland als falsch zurückgewiesen. Lediglich drei Autos hätten die Grenze überquert, sagte der Stabschef von Präsident Mahamadou Issoufou am späten Dienstagabend. Seine Regierung habe seinerseits eine Militärkolonne entsandt, um den Sicherheitschef Gaddafis, Mansur Dao, in die Hauptstadt Niamey zu eskortieren, sagte Stabschef Massoudou Hassoumi.

USA fordert Niger zur Kooperation auf

Dao sei bereits am Montag in den Niger eingereist und stehe nun in einer Villa in Niamey unter Beobachtung. Insgesamt seien neun Personen aus dem inneren Machtzirkel um Gaddafi nach Niger eingereist, darunter der Tuareg-Führer Agaly ag Alambo und mehrere Unternehmer. Alambo war zuvor mit einem Aufstand im Norden des Nigers gescheitert und daraufhin nach Libyen geflohen, wo er Berichten zufolge für Gaddafi gekämpft haben soll.

Eine Sprecherin des US-Außenministeriums bestätigte die Ankunft führender Mitglieder von Gaddafis Regime in Niger. „Wir glauben aber nicht, dass Gaddafi unter ihnen war“, sagte Victoria Nuland. „Wir haben keine Hinweise darauf, dass Gaddafi woanders als in Libyen sein könnte.“ Die USA hätten Niger aufgefordert, jeden festzunehmen, gegen den in Libyen ermittelt werde und ihre Waffen und Wertgegenstände zu beschlagnahmen.

Weiterer Konvoi soll südlich von Agadez eingetroffen sein

Neben den Fahrzeugen von Gaddafis Sicherheitschef Dao sei südlich von Agadez im Zentrum Nigers ein weiterer Konvoi aus Libyen eingetroffen, sagte Harouna Ide von der nigrischen Zollbehörde der Nachrichtenagentur AP.

Der malische Abgeordnete und Stammesälteste der Tuareg, Assarid Ag Imbarcaouane, wies die jüngsten Berichte über 200 libysche Fahrzeuge ebenfalls zurück. Es seien nicht mehr als einige Dutzend Autos gewesen. „Soweit ich weiß, war der Führer nicht in dem Konvoi“, sagte er mit Bezug auf Gaddafi. „Es waren vielmehr Leute aus Gaddafis direktem Umfeld und Agaly Alambo“.

Gaddafi soll die Tuareg-Stämme im Norden von Niger und Mali über Jahre hinweg unterstützt und deren Aufstände finanziert haben. Während des Bürgerkriegs in Libyen kämpften Berichten zufolge zahlreiche Tuareg aufseiten der Gaddafi-Getreuen.

Hausdurchsuchungen bei Anhängern des alten Regimes

Die Rebellen durchsuchten unterdessen in Tripolis Häuser von mutmaßlichen Gaddafi-Anhängern. Sie beschlagnahmten am Dienstag unter anderem Militäruniformen, Autos, einen Safe und Dokumente, die die Betroffenen mit dem Gaddafi-Regime in Verbindung bringen sollen. Das Justizministerium betonte jedoch, nur diejenigen, die für Gaddafi gekämpft hätten, würden verhört und möglicherweise bestraft.

Der spanische Repsol-Konzern verhandelte in Libyen über die Wiederaufnahme der Ölproduktion dort. Konzernsprecher Kristian Rix erklärte, das Treffen finde in Bengasi statt, wo vor sechs Monaten der Aufstand gegen Gaddafi begann. Bei den Gesprächen gehe es darum, die libysche Ölindustrie zurück zur Normalität zu führen. (dapd)