Kiel. . Wegen der Affäre mit einer 16-Jährigen ist Christian von Boetticher jetzt auch vom Amt des CDU-Fraktionsvorsitzenden im schleswig-holsteinischen Landtag zurückgetreten. Er wolle so „weiteren Schaden“ abwenden, sagte er. Landtagsabgeordneter werde er aber bleiben.

Nach seinem Rücktritt als Landesvorsitzender und Spitzenkandidat der schleswig-holsteinischen CDU hat Christian von Boetticher auch das Amt als Fraktionsvorsitzender im Landtag niedergelegt. Er habe sich zu dem Rücktritt entschlossen, um „weiteren Schaden von meinem Umfeld, von meiner Fraktion und von meiner Person abzuwenden“, erklärte von Boetticher am Montagabend in Kiel. Hintergrund ist eine Affäre mit einer 16-Jährigen.

Aufgrund des „medialen Drucks der vergangenen 48 Stunden“ sei es ihm „unmöglich“ gewesen, eine persönliche Erklärung vor der Fraktion abzugeben, erklärte der Politiker in einer schriftlichen Mitteilung. „Sie wissen, dass ich nicht derjenige bin, der sich um eine solche persönliche Erklärung drückt, aber die öffentliche Jagd auf mich und mein privates Umfeld haben ein Ausmaß angenommen, das mir keine andere Wahl lässt“, schrieb von Boetticher weiter. Darum bitte er um Verständnis. Trotz seines politischen Engagements habe sein privates Umfeld ein Recht auf ein Leben außerhalb der Öffentlichkeit.

„Moralische Komponente falsch eingeschätzt“

Mit seinem Rücktritt zog der 40-Jährige die Konsequenzen aus einer mittlerweile beendeten Beziehung zwischen ihm und einer damals 16-Jährigen im vergangenen Jahr. Unter Tränen hatte er bereits am Sonntag seine Ämter als Vorsitzender der CDU Schleswig-Holstein und Spitzenkandidat für die Landtagswahl im kommenden Jahr abgegeben.

Die Beziehung sei rechtlich unstrittig zulässig gewesen, von Boetticher habe aber „die moralische Komponente falsch eingeschätzt“, hieß es vom CDU-Landesvorstand nach einer Krisensitzung am Sonntagabend in Kiel. Von Boetticher selbst erklärte, es sei „schlichtweg Liebe“ gewesen.

Wirtschaftsminister Jost de Jager Favorit für Spitzenkandidatur

Sein Landtagsmandat will von Boetticher derweil „aus Verantwortung für die bürgerliche Koalition“ weiter ausüben. In Schleswig-Holstein wird am 6. Mai 2012 ein neuer Landtag gewählt. Die CDU regiert in Kiel seit 2009 gemeinsam mit der FDP, die schwarz-gelbe Koalition unter Führung von Ministerpräsident Peter Harry Carstensen (CDU) verfügt im Landtag derzeit über eine denkbar knappe Mehrheit von einer Stimme. Als möglicher neuer Spitzenkandidat der CDU gilt vor allem Wirtschafts- und Verkehrsminister Jost de Jager. Die CDU-Fraktion wollte am Dienstagmittag zu einer Sitzung zusammentreten.

Carstensen hatte bereits vor längerer Zeit entschieden, bei der kommenden Wahl nicht erneut anzutreten. Von Boetticher galt als Hoffnungsträger für die Ära nach ihm. Er übernahm bereits im September 2010 das Amt des Parteichefs von Carstensen, dessen politischer Ziehsohn er ist. Im Mai diesen Jahres nominierte ihn ein Parteitag dann als Spitzenkandidaten für die kommende Landtagswahl. (afp)