Kiel..
Wegen einer Beziehung zu einer Minderjährigen stellt Schleswig-Holsteins CDU-Landeschef Christian von Boetticher den Parteivorsitz und die Spitzenkandidatur für die Landtagswahl zur Verfügung. Er bleibt aber Fraktionschef, wie Boetticher am Sonntagabend nach einer Sitzung des geschäftsführenden Landesvorstands in Kiel sagte.
"Ja, es ist wahr, ich hatte mich im Frühjahr 2010 in eine junge Frau verliebt und bin mit ihr mehrere Monate zusammen gewesen", sagte der CDU-Politiker. Er sprach von einer "ungewöhnlichen Liebe", die auch vom Umfeld akzeptiert worden sei.
Boetticher räumte ein, dass eine solche Beziehung, obwohl sie rechtlich legal sei, bei vielen Menschen auf moralische Vorbehalte stoße. "Es war schlichtweg Liebe", sagte der 40-Jährige. Er habe keinen privaten, wohl aber den politischen Fehler gemacht, die Bedeutung einer solchen Beziehung für eine etwaige Spitzenkandidatur nicht bedacht zu haben, sagte er unter Tränen.
Parteiintern unter erheblichen Druck geraten
Nach Spekulationen über sein Privatleben und einen möglichen Rücktritt war Boetticher parteiintern unter erheblichen Druck geraten. Boetticher sah sich zu einer Stellungnahme veranlasst, weil er sich laut CDU „mit Gerüchten und daraus resultierenden Wertungen konfrontiert sieht, die zum Teil auf Spekulationen beruhen, die seine Privatsphäre berühren“.
„Es geht um eine Beziehung vor der Zeit seiner Spitzenkandidatur zu einer Frau im Altersbereich von 16 bis 18 Jahren“, sagte Boettichers Sprecher den „Lübecker Nachrichten“. Die Beziehung sei im familiären Umfeld gut geheißen worden und „weit vor der Nominierung zum Spitzenkandidaten“ beendet gewesen.
Carstensen geht auf Distanz
Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Peter Harry Carstensen (CDU) ist bereits auf Distanz zu seinem Nachfolger als Parteichef gegangen. Er habe in der zweiten Juli-Woche von „Gerüchten“ über eine Beziehung gehört und das Gespräch mit seinem Nachfolger im Amt des Parteivorsitzenden gesucht, sagte Carstensen der Zeitung „Schleswig-Holstein am Sonntag“.
Er habe Boetticher dabei deutlich gemacht, dass der Vorgang „mehr als eine rechtliche Dimension hat. Ich gehe davon aus, dass er die richtigen Schlüsse daraus zieht“, erklärte Carstensen.
Laut einem Bericht der Zeitung „Bild am Sonntag“ hatte der 40-jährige Boetticher eine damals 16-Jährige aus Nordrhein-Westfalen Anfang 2010 über das Online-Netzwerk Facebook kennen gelernt. Einer ersten Begegnung im März 2010 sollen weitere Verabredungen bei ihr und bei ihm daheim in Pinneberg gefolgt sein.
Freunden erzählte Boetticher, er habe eine wirklich wundervolle Zeit mit dem Mädchen verlebt, schreibt das Blatt. Nachdem Carstensen signalisierte, bei der nächsten Wahl nicht mehr antreten zu wollen, soll Boetticher die Beziehung schweren Herzens beendet haben. Ihm sei klar gewesen, zitiert die Zeitung einen Freund, dass diese ungewöhnliche Beziehung jetzt nicht länger geheim zu halten war und dass sie von der Öffentlichkeit nie akzeptiert werden würde. (dapd)