Berlin. . Die Linkspartei ist im Wahlkampf um Einigung bemüht, aber Ewiggestrige machen der Führung mit umstrittenen Thesen zum Mauerbau einen Strich durch die Rechnung. Die Partei und ihre Anhänger sind gespalten.
Der Applaus kommt erst von den 3000 Zuschauern auf der Bernauer Straße, und dann springt der Funke über auf die geladenen Gäste. Ihr Beifall gilt Berlins Bürgermeister Klaus Wowereit. Er hat „keinerlei Verständnis“ für alle jene, die Teilung und Mauer nostalgisch verklärten. Es sei erschreckend, „dass auch heute noch einige meinen, die SED habe gute Gründe für die Abriegelung gehabt.“ Auf der Gedenkfeier in Berlin nennt er keine Namen. Aber an diesem 13. August lässt sich unschwer erraten, wen er gemeint hat: die Linkspartei.
Während Deutschland am 50. Jahrestag des Mauerbaus der Opfer gedachte spaltete der Tag die Linke und ihre Anhänger. Ein Blick ins Milieu: Die „Junge Welt“ erschien am Samstag mit der Überschrift „Danke“, unter anderem für „28 Jahre Hohenschönhausen ohne Hubertus Knabe“. Das ist der Name des Direktors der Gedenkstätte, die an ein Stasi- Gefängnis erinnert.
Auf einem Landesparteitag in Rostock blieben einige (wenige) Delegierte demonstrativ sitzen, als dort am Samstag der Opfer gedacht wurde. „Für die Toten erhebt man sich, ohne Wenn und Aber“, schimpfte der Spitzenpolitiker Dietmar Bartsch.
Dass der Jahrestag die Partei zerreißen würde, war zu befürchten gewesen. Obendrein steckt sie mitten in Wahlkämpfen in Berlin und Mecklenburg-Vorpommern. In der Hauptstadt regiert sie mit der SPD, in Schwerin sucht sie ebenfalls Anschluss. Deswegen drängte Spitzenkandidat Helmut Holte auf ein Ende der Debatte und auf eine klare Distanzierung vom Mauerbau.
„Ohne die Mauer hätte es Krieg gegeben“
In der Führung gibt es darüber Einigkeit. Aber Ewiggestrige machen ihr einen Strich durch die Rechnung. Zwei frühere DDR-Generäle machen mit einem Buch und vor allem mit der These Furore, die DDR habe Deutschland nicht gespalten. Vielmehr: „Ohne die Mauer hätte es Krieg gegeben.“ In einem Positionspapier erklären Linke, „die Entscheidung über den Mauerbau war für die Führungen der Sowjetunion und der DDR ohne vernünftige Alternative“.
Die Lehre aus der Geschichte ist für Parteichefin Gesine Lötzsch klar: „Demokratischer Sozialismus braucht Mehrheiten und kann nicht erzwungen werden.“ Als sie das erklärte, betrieb sie allerdings schon Schadensbegrenzung in eigener Sache. Lötzsch hatte die Teilung auf den Zweiten Weltkrieg zurückgeführt. Das war gemeinhin als Relativierung verstanden worden.