Kabul. . Einen Tag nach dem Abschuss eines US-Militärhubschraubers in Afghanistan ist es erneut zu Gefechten gekommen. Unter den Toten waren 22 Angehörige des „Team 6“ der Spezialeinheit Navy Seals. Bundeskanzlerin Merkel sprach ihr Mitgefühl aus.
Einen Tag nach dem Abschuss eines US-Militärhubschraubers im Osten Afghanistans ist es in der selben Region zu Gefechten zwischen afghanischen und US-Soldaten und Aufständischen gekommen. Zugleich begannen NATO-Streitkräfte am Sonntag an der Absturzstelle in der Gegend von Tangi Dschoi Sarin das Wrack des Hubschraubers zu bergen. Dieser Einsatz war von den Gefechten offenbar nicht betroffen. Bei weiteren Angriffen Aufständischer wurden mehrere NATO-Soldaten getötet.
Das Bündnis berichtete von je zwei Toten im Osten und im Süden Afghanistans. Ihre Nationalität wurde nicht genannt. Zugleich meldete die Regierung in Paris den Tod zweier französischer Soldaten bei einem Angriff im Tagab-Tal im Nordosten.
Bei den Kämpfen in der Gegend der Abschussstelle im Bezirk Sajd Abad in der Provinz Wardak wurden nach Angaben eines Sprechers der Provinzbehörden mehrere Taliban getötet. Die NATO sprach von einigen begrenzten Gefechten, jedoch nicht in unmittelbarer Nähe des Absturzorts rund 100 Kilometer südöstlich von Kabul. Die Taliban hatten am Samstag einen Transporthubschrauber der US-Streitkräfte abgeschossen und dabei 38 Menschen getötet: 30 US-Soldaten, einen afghanischen Übersetzer und sieben afghanische Soldaten.
Merkel kondoliert
Unter den toten US-Soldaten waren 22 Angehörige des „Team 6“ der Spezialeinheit Navy SEALs. Die Einheit hatte im Mai den Führer des Terrornetzwerks Al-Kaida, Osama bin Laden, in Pakistan getötet. Der Einsatz der Elitesoldaten ließ darauf schließen, dass der Angriff einem hochrangigen Mitglied der Taliban gelten sollte. Ein Sprecher der radikalislamischen Miliz sagte, die Einheit der Koalitionsstreitkräfte habe ein Haus angegriffen, in dem sich Aufständische versammelt hätten. Acht Kämpfer seien getötet worden. Die Taliban hätten daraufhin den Hubschrauber mit einer Rakete abgeschossen.
Bundeskanzlerin Angela Merkel sprach US-Präsident Barack Obama und dem afghanischen Präsidenten Hamid Karsai ihr Mitgefühl aus. In Kondolenzschreiben versicherte sie zugleich, Deutschland werde sich weiter für Frieden und Sicherheit in Afghanistan einsetzen und den Wiederaufbau fortsetzen.
Gefährliche Region
Bei dem Hubschrauber handelte es sich nach NATO-Angaben um einen zweimotorigen Chinook. Diese Maschinen sind relativ groß und langsam und damit ein leichtes Ziel. Immer wieder greifen Aufständische die Hubschrauber in der zerklüfteten Bergregion Ostafghanistans aus geschützten Stellungen an. Die Region Tangi Dschoi Sarin gilt als besonders gefährlich. Viele Angriffe in der Provinz würden dort geplant und vorbereitet. „Trotz aller dort durchgeführten Einsätze, ist der Widerstand noch immer aktiv“, sagte der stellvertretende Gouverneur der Provinz Wardak, Ali Ahmad Chaschai.
Im April wollten die US-Streitkräfte ihren vorgeschobenen Posten in Tangi an die afghanischen Streitkräfte übergeben, doch die Afghanen richteten dort keinen dauerhaften Stützpunkt ein. „Wir hielten ihn nicht für strategisch wichtig und haben ihn geschlossen“, sagte der Sprecher des US-Heeres, Major Jason Waggoner. „Die Taliban sind vorgerückt und haben ihn besetzt, weil er verwaist war.“ (dapd)