Belgrad. . Nach acht Jahren auf der Flucht ist der mutmaßliche serbische Kriegsverbrecher Goran Hadzic in Serbien gefasst worden. Hadzic wird für den Tod hunderter kroatischer Zivilisten verantwortlich gemacht. Die serbische Regierung bestätigte die Festnahme.
In Serbien ist der letzte flüchtige Angeklagte des UN-Tribunals für Kriegsverbrechen im ehemaligen Jugoslawien, Goran Hadzic, gefasst worden. Der 52-Jährige sei am Mittwochmorgen in der Bergregion Fruska Gora nahe der nördlichen Stadt Novi Sad festgenommen worden, berichtete der serbische Fernsehsender B92.
Präsident Tadic bestätigte die Festnahme
Der serbische Präsident Boris Tadic bestätigte die Festnahme. "Damit beendet Serbien eines der schwierigsten Kapitel in der Zusammenarbeit mit dem Haager Tribunal", sagte Tadic am Mittwoch in Belgrad. Laut Tadic wurde Hadzic um 08.24 Uhr MESZ in der Bergregion Fruska Gora nahe der nördlichen Stadt Novi Sad festgenommen. Der staatliche Sender RTS meldete, der 52-jährige Hadzic sei dort in einem Kloster aufgespürt worden. Es hatte bereits seit langem Gerüchte gegeben, dass er sich in einem der Klöster in der Nähe von Novi Sad versteckt halten könnte. Hadzic war seit 2004 auf der Flucht.
Hadzic war zwischen 1992 und 1993 Präsident der selbsternannten serbischen Republik Krajina, die damals ein Drittel des Gebietes von Kroatien umfasste. Er soll für den Tod hunderter kroatischer Zivilisten und die Deportation von zehntausenden Kroaten und Nicht-Serben durch die serbischen Truppen während des Kroatien-Krieges (1991-1995) verantwortlich sein und ist deshalb vom UN-Kriegsverbrechertribunal in Den Haag angeklagt, unter anderem wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit. Sein Name ist eng verbunden mit dem Massaker serbischer Truppen in der ostkroatischen Stadt Vukovar. Dort waren im November 1991 in einem Krankenhaus rund 250 Kroaten und Nicht-Serben, die dort Schutz gesucht hatten, von serbischen Truppen gefoltert und getötet worden.
Letzter Flüchtiger von 161 Angeklagten
Hadzic war der letzte flüchtige Angeklagte des Haager Tribunals. Insgesamt wurden dort 161 Menschen angeklagt. Die Europäische Union begrüßte die Festnahme. Dies sei "ein weiterer wichtiger Schritt für Serbien" und die "europäische Perspektive" des Landes sowie für die internationale Justiz, erklärten EU-Kommissionspräsident José Manuel Barroso, die EU-Außenbeauftragte Catherine Ashton sowie EU-Ratspräsident Herman Van Rompuy am Mittwoch in einer gemeinsamen Stellungnahme in Brüssel. Nach der kürzlichen Festnahme des mutmaßlichen Kriegsverbrechers Ratko Mladic sende die Festnahme Hadzics "ein positives Signal an die Europäische Union und an Serbiens Nachbarn, aber vor allem an die Rechtstaatlichkeit in Serbien selbst".
Hadzic müsse nun umgehend an das UN-Tribunal für Kriegsverbrechen im ehemaligen Jugoslawien überstellt werden, hieß es in der Erklärung. Der 52-Jährige war am Mittwoch in Serbien gefasst worden. Er ist der letzte vom Haager Tribunal gesuchte mutmaßliche Kriegsverbrecher. Die EU hatte die Festnahme gesuchter Kriegsverbrecher stets zur Bedingung für eine Annäherung Serbiens an die Europäische Union gemacht.
Vor knapp zwei Monaten war der bosnisch-serbische Ex-General Ratko Mladic nach 16 Jahren auf der Flucht in Serbien gefasst und wenige Tage später nach Den Haag überstellt worden. Dem 69-Jährigen werden in elf Punkten Völkermord, Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit während des Bosnien-Kriegs von 1992 bis 1995 vorgeworfen. Er wird vor allem für das Massaker von Srebrenica 1995 mit etwa 8000 Toten und die 44-monatige Belagerung Sarajevos verantwortlich gemacht. (afp/dapd)