Brüssel. . Ratko Mladic, angeklagt wegen Kriegsverbrechen in Bosnien, versucht sein Verfahren in Den Haag zur Farce zu machen. Als er die Verlesung der Anklage mit Zwischenrufen störte, warf Richter Alphons Orie den Angeklagten aus dem Saal.

Der mutmaßliche Kriegsverbrecher Ratko Mladic versucht, das Haager Tribunal auflaufen zu lassen. Beim zweiten Auftritt vor dem Kriegsverbrecher-Tribunal verweigerte der 69-Jährige am Dienstag erneut eine Erklärung zu Schuld oder Unschuld. Als er die Verlesung der Anklage mit Zwischenrufen störte, warf Richter Alphons Orie den Angeklagten aus dem Saal. Mladic, während des Bosnien-Kriegs Militär-Kommandant der bosnischen Serben gilt als Hauptverantwortlicher des Massakers von Srebrenica. Dabei hatten die von ihm befehligten Verbände rund 8000 muslimische Jungen und Männer umgebracht.

Mladic war anderthalb Jahrzehnte untergetaucht. Erst Ende Mai hatte die serbische Polizei ihn festgenommen und an das Haager Tribunal überstellt. Schon beim ersten Gerichtstermin Anfang Juni hatte sich Mladic zur Schuldfrage nicht geäußert. Am Dienstag störte er mit allen möglichen Mitteln die Verhandlung. „Würden Sie bitte Ihre Mütze abnehmen! unterhalten Sie sich nicht mit der Tribüne! Richten Sie bitte Ihre Aufmerksamkeit auf die Kammer”, forderte der niederländische Vorsitzende. Vergeblich. Mladic rief “Ich bin krank! Mein Kopf ist kalt, die Hälfte meines Körpers funktioniert nicht. Das ist nicht Missachtung des Gerichts .. . aber ich kann auf dem rechten Ohr nicht hören, deswegen wende ich mich nach links!”

“Führt mich ab!”

Der Angeklagte beschwerte sich, dass seine Wahlverteidiger noch nicht vom Tribunal bestätigt worden seien. “Sie wollen mir eine Verteidigung aufdrücken – und das soll ein Gericht sein!” Weil die vorgeschriebene Registrierung der seiner Anwälte noch nicht abgeschlossen ist, ist Mladic der Pflichtverteidiger Aleksander Aleksic zugeteilt worden, mit der Mladic aber nicht redet.

Als Richter Orie mit der Verlesung der Anklageschrift begann, brüllte Mladic “Nein, nein, nein! Hören Sie mit dem Lesen auf, kein Wort mehr!” Der Richter drohte, ihn abführen zu lassen, und Mladic erwiderte: “Führt mich ab!” Was dann geschah. Den Regeln entsprechend wurde die Weigerung, zur Schuldfrage Stellung zu nehmen, als Plädoyer auf „Unschuldig“ gewertet.

Mladic folgt mit seiner Widerstands- und Verzögerungsstrategie einem Muster, mit dem schon andere serbische Beschuldigte vor dem Tribunal versucht haben, den Kopf aus der Schlinge zu ziehen. Auch Radovan Karadzic, der politische Führer der Bosnien-Serben, der ebenfalls erst nach Jahren im Untergrund dem Haager Gericht überantwortet werden konnte, behindert seinen derzeit laufenden Prozess nach Kräften.