London. . Medienmogul Robert Murdoch stellt sich den Fragen des britischen Parlaments. Bei der Anhörung zum Spitzelskandal wies er jede Verantwortung von sich. Er sei in die Irre geleitet worden, betonte er.

Bei seiner Anhörung vor britischen Abgeordneten hat Medienunternehmer Rupert Murdoch am Montag erklärt, von dem Abhörskandal um die „News of the World“ nichts gewusst zu haben. Er sei von den Verantwortlichen in die Irre geleitet worden. Die Schuld liege bei den Menschen, denen er vertraut habe „und vielleicht denen, denen sie vertraut haben“, sagte der Chef des Medienkonzerns News Corporation am Dienstag bei einer Anhörung vor einem Parlamentsausschuss in London.

Als der Skandal bekannt wurde, habe News Corp. mit der Polizei kooperiert. Zudem seien Londoner Anwälte damit beauftragt, der Affäre nachzugehen.

Attacke angekündigt?

Die Anhörung musste nach zweieinhalb Stunden für wenige Minuten unterbrochen werden. Grund war ein Handgemenge: Ein Mann bewarf den Medienunternehmer Rupert Murdoch mit einer Schaumtorte. Berichten des TV-Senders „Sky News“ und der Zeitung „The Guardian“ zufolge handelte es sich bei dem Angreifer um einen Komiker, der die Tat offenbar über den Onlinedienst Twitter angekündigt hatte. „Was ich jetzt mache, ist eine deutlich bessere Sache, als ich jemals gemacht habe“, heißt es in einer Kurzbotschaft, die kurz vor der Schaum-Attacke über das Twitter-Konto von Jonnie Marbles verschickt wurde.

Die Polizei bestätigte zunächst nicht, dass der festgenommene Mann tatsächlich Marbles ist. Wie ein Reporter der Nachrichtenagentur AFP berichtete, warf der Angreifer einen Teller mit einer weißer Schaumtorte auf Murdoch, der an der rechten Schulter getroffen wurde. Murdochs Frau Wendi Deng sprang auf und griff ihrerseits den Mann an. Nach der turbulenten Szene wurde die Befragung für zehn Minuten unterbrochen, danach aber fortgesetzt.

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„Demütigste Tag“ seines Lebens

Zu Beginn der Befragung vor dem Medienausschuss des Unterhauses sagte Murdoch, dies sei der „demütigste Tag“ seines Lebens. Die öffentliche und live ins Fernsehen übertragene Anhörung ist eine der aufsehenerregendsten jemals von einem britischen Parlamentsausschuss abgehaltene Befragung. Es ist äußerst selten, dass sich Rupert Murdoch als Chef eines der größten Medienunternehmen der Welt öffentlich äußert. Auch sein Sohn James Murdoch stellte sich den Fragen der Abgeordneten.

Murdoch hatte sich dazu entschlossen, die „News of the World“ einzustellen, nachdem herausgekommen war, dass Journalisten nicht nur Prominente abgehört und Polizisten bestochen, sondern auch Handy-Mailboxen der Angehörigen von getöteten Soldaten sowie eines entführten Mädchens geknackt hatten.

Rupert Murdoch erklärte, er habe die „News of the World“ aus den Augen verloren, weil die Zeitung nur ein kleiner Teil von News Corp. gewesen sei. Mit dem Chefredakteur des Boulevardblattes habe er nur etwa ein Mal pro Monat gesprochen, sagte der 80-Jährige. Häufiger habe es Gespräche mit den Verantwortlichen der „Sunday Times“ in Großbritannien und des „Wall Street Journals“ gegeben.

Viele Ex-Mitarbeiter bei der Polizei

In der Presseabteilung der Londoner Polizei arbeiteten nach Aussage des früheren Polizeichefs Paul Stephenson zehn Mitarbeiter, die zuvor für das Medienimperium von Rupert Murdoch tätig waren. Stephenson sagte am Dienstag bei einer parlamentarischen Anhörung aus und berichtete dabei, dass - obwohl fast ein Viertel der Presseabteilung zuvor bei News International, dem britischen Verlag Murdochs, gewesen waren - es keine missbräuchlichen Verbindungen zu dem Medienkonzern gegeben habe.

Gleichwohl sei es ihm peinlich, dass seine Behörde einen ehemaligen Redakteur der Zeitung „News of the World“ 2009 als Berater für Öffentlichkeitsarbeit angestellt habe, sagte Stephenson bei seiner Aussage vor dem parlamentarischen Untersuchungsausschuss.

Polizeichef räumt Fehler ein

Der besagte Redakteur, Neil Wallis, wurde in der vergangenen Woche im Zusammenhang mit dem Abhörskandal bei der „News of the World“ festgenommen. Zudem gab Stephenson bei der Anhörung an, er habe nichts von dem Lauschangriff der Journalisten gewusst. Auch sein Stellvertreter, John Yates, der ebenfalls zurücktrat, wurde am Dienstag angehört.

Auch Yates bestritt ein Fehlverhalten, sagte aber, dass es rückblickend ein Fehler gewesen sei, die Untersuchung des Abhörskandals einzustellen. Sowohl Stephenson wie auch Yates wird vorgeworfen, zu enge Verbindungen zu Journalisten der Zeitungen des Medienmoguls Rupert Murdoch unterhalten zu haben. (dapd/afp)