London. . Der Abhörskandal in Großbritannien rückt näher an Rupert Murdock heran. Erst wurde die Vertraute des Medienmoguls, Rebekah Brooks, verübergehend festgenommen. Dann trat der Londoner Polizeichef Paul Stephenson zurück.

Der britische Abhörskandal rückt immer näher an den Medienunternehmer Rupert Murdoch und die britische Polizei heran. Murdochs Vertraute Rebekah Brooks - Ex-Chefin der britischen Zeitungssparte von Murdochs Konzern News Corp. - wurde am Sonntag festgenommen und von der Polizei verhört. Unterdessen trat der Londoner Polizeichef Paul Stepenson wegen seiner Verbindung zu einem in den Skandal verwickelten Journalisten zurück. Sowohl Brooks als auch Stephenson bestritten ein Fehlverhalten.

Brooks wurde nach rund zwölf Stunden in Gewahrsam gegen Kaution freigelassen, wie Scotland Yard in der Nacht zum Montag bekannt gab. Die 43-Jährige ist die ehemalige Chefin von News International, der britischen Zeitungssparte von News Corp. Sie stand unter dem Verdacht auf Korruption und Verschwörung zum Abhören von Gesprächen.

Auch die britische Polizei gerät im Zusammenhang mit dem Abhörskandal zunehmend unter Druck. Stephenson, dem bisherigen Chef der Londoner Metropolitan Police, wurde vorgeworfen, den vorige Woche im Zuge des Skandals festgenommenen ehemaligen „News of the World“-Journalisten Neil Wallis ein Jahr lang bis September 2010 als PR-Berater beschäftigt zu haben. Die Zeitung „News of the World „wurde inzwischen eingestellt.

Stephenson erklärte, er habe nicht über die Einstellung Wallis“ entschieden und habe auch nichts von dessen Verstrickung in das Abhören von Mobiltelefonen gewusst. „Meine persönliche Integrität macht mir keine schlaflosen Nächte“, sagte er.

Ihm sei das Ausmaß der Bespitzelungsaffäre nicht klargewesen, sagte Paul Stephenson mehreren Fernsehkanälen. Der Chef der Metropolitan Police sagte, er wolle jedoch nicht, dass Kritik an seinem Verhalten die Sicherheitsvorkehrungen für die Olympischen Spiele 2012 in London beeinträchtige.

Murdoch und Sohn sagen vor parlamentarischem Ausschuss aus

Brooks gilt nicht nur als enge Vertraute Murdochs, sie aß an Weihnachten mit dem britischen Premierminister David Cameron zu Abend. Dessen konservative Regierung sieht sich nun zunehmend Fragen über ihre Beziehung zum Medienimperium Murdochs ausgesetzt.

Mit der Festnahme Brooks“ rückten die polizeilichen Ermittlungen zur Abhöraffäre erstmals in den inneren Kreis des Medienmoguls. Möglicherweise könnten als Nächstes auch Les Hinton, der am Freitag zurückgetretene Vorstandschef des zur News Corp. gehörenden US-Verlags Dow Jones & Company, und Murdochs 38-jähriger Sohn, James Murdoch, ins Visier der Ermittler geraten. Hinton war zwölf Jahre für News International verantwortlich. James Murdoch leitet die Geschäfte der News Corp. in Europa und Asien. Der 38-Jährige genehmigte Zahlungen an einige der bekanntesten Opfer der Abhöraktionen der „News of the World“.

Rupert und James Murdoch sollten am (morgigen) Dienstag vor einem Ausschuss des britischen Parlaments aussagen. Ursprünglich wollte auch Brooks aussagen, allerdings war nach ihrer Festnahme und Befragung durch die Polizei unklar, ob sie sich den Fragen der Abgeordneten stellen würde. Die Aussage der Murdochs vor dem parlamentarischen Ausschuss sollte im Fernsehen übertragen werden.

Den 80-jährigen Rupert Murdoch hat der Abhörskandal nicht nur eine Zeitung - die „News of the World“ - gekostet. Er musste auch sein Angebot zur Übernahme des Fernsehsenders British Sky Broadcasting (BSkyB) zurückziehen. Inzwischen ermittelt auch die US-Bundespolizei FBI gegen Murdochs Konzern, um herauszufinden, ob Journalisten der News Corp. die Telefone von Opfern der Terroranschläge vom 11. September oder deren Angehörigen anzapften. dapd/rtr