Martina Hosse-Dolega von der Initiative Sternenkinder berichtet über die Situation verwaister Eltern.
Wenn das eigene Baby vor, während oder nach der Geburt stirbt, gerät das Leben der Eltern oftmals aus den Fugen. Martina Hosse-Dolega von der Initiative Sternenkinder begleitet verwaiste Eltern durch die Zeit des Schmerzes und der Trauer.
Hosse-Dolega: Seit 15 Jahren, es wurde erst die Initiative Regenbogen gegründet, die dann in die Initiative Sternenkinder übergangen ist.
Wie genau sieht die Arbeit der Initiative aus?
Wir kümmern uns um verwaiste Eltern, deren Baby vor, während oder nach der Geburt verstorben ist. Ich suche das Gespräch, stehe beratend zur Seite oder höre einfach zu. Neben der Elternarbeit ist es auch ganz wichtig, die so genannten Multiplikatoren zu erreichen – Ärzte, Krankenschwestern, Hebammen, Pflegepersonal oder auch Pfarrer. Die wollen wir sensibilisieren, denn im Umgang mit Betroffenen muss man auf sehr vieles achten. Manchmal sind das Kleinigkeiten, wie die richtige Wortwahl. Deshalb versorgen wir die Multiplikatoren mit Broschüren, Faltblättern, Informationen, um so auch ein Netzwerk zu schaffen.
Sie thematisieren Tod und Trauer auch schon bei den Jüngsten in den Kindergärten.
Richtig. Kinder sind mit dem Thema nämlich häufiger konfrontiert als man denkt: Ihre Großeltern sterben oder sie sehen ein totes Tier auf der Straße. Sie haben gar nicht die Möglichkeit, das zu reflektieren, deshalb nehmen wir ihnen spielerisch die Angst. Und wir machen auch Mitarbeiterschulungen und Elternabende zu dem Thema.
Kinder öffnen sich ja sicherlicher schneller, aber wie erreichen Sie die Erwachsenen, die ihr Baby verloren haben?
Ich bin selbst betroffen und habe dadurch einen besseren Zugang zu den Eltern. Für sie ist es hilfreich, wenn da jemand ist, der all das selbst auch erfahren hat.
Wie fühlen Mütter und Väter in einer für die meisten unvorstellbar schmerzlichen Situation?
Es ist nicht nur so, dass sie das Wichtigste im Leben verloren haben: Es ändert sich plötzlich auch die gesamte Lebensplanung, und auch das verursacht Trauer. Eltern haben Pläne, und eine Vorstellung von der Zukunft, die kippt mit dem Tod des Kindes auf einmal um. Auch beim Tod eines ungeborenen Babys, denn das Elterndasein fängt nicht mit der Geburt an.
Trauern Väter und Mütter unterschiedlich?
Väter trauern leiser, aber nicht weniger. Sie müssen einfach schnell wieder ins Berufsleben, müssen funktionieren. Es ist noch ein gutes Stück Arbeit, dass man bei der Trauerarbeit auch wirklich die ganze Familie miteinbezieht.
Wie erreichen Sie das?
Ich arbeite eng mit einem Bestatter zusammen. Bei einem Kindstod gehe ich in die Familien und auch im Nachhinein pflegen wir den Kontakt.