Marl. .
Es ist der Alptraum für Eltern: Das Neugeborene rührt sich nicht, macht keine Geräusche, atmet nicht mehr - liegt am Morgen tot in seinem Bettchen.
Einfach so, ohne jegliche Vorwarnung, und die Todesursache ist nicht feststellbar. Oft ist die Diagnose: Plötzlicher Kindstod. Was folgt sind schwerste Zeiten für die Eltern. „Beim plötzlichen Kindstod muss trotz der Trauer die Kriminalpolizei sicher stellen, dass die Eltern keinen Mord begangen haben“, schildert Dr. Josef Herbst, Chefarzt für Gynäkologie und Geburtshilfe der Paracelsus-Klinik in Marl, die Lage der betroffenen Eltern. Das ist notwendig, weil sich der plötzliche Kindstod darüber definiert, dass die Todesursache nicht feststellbar ist.
Die Klinik hat jetzt eine Maßnahme ergriffen, um plötzliche Kindstotfälle möglichst zu reduzieren: Jede Mutter eines Neugeborenen bekommt einen speziellen Schlafsack geschenkt. Dieser Schlafsack sorgt dafür, dass das Kind nicht überhitzt wird und sich nicht so leicht auf den Bauch drehen kann. „Viele Eltern decken ihr Kind zu und bauen ein Nestchen aus Kissen und Kuscheltieren.“ Diese vermeintliche Geborgenheit sei jedoch ein Trugschluss. „Das Risiko des Kindstod kann durch Schlafen in Rückenlage und eine stofftierfreie Umgebung vermindert werden“, erklärt Herbst. Gefährlich sei also eine Überladung des Bettchens mit Kuscheltieren. Denn alles, was über den Schlafsack hinausgehe, sei gefährlich fürs Baby.
Der Schlafsack-Test am drei Tage alten Säugling Tom ist schonmal bestanden. Der 4160 Gramm schwere Wonneproppen im Schlafsack murrt nicht, fühlt sich aber im Arm der Mama am wohlsten. „Bei meinem ersten Kind habe ich auch schon einen Schlafsack und keine Decke verwendet“, sagt Mutter Tanja Trachternach.
„Leider sind nicht viele Mütter so aufgeklärt wie Frau Trachtenach“, bedauert Dr. Frank Niemann, Leiter der Kinderintensivmedizin. „Was wir tun, ist vor und nach der Geburt umfassend informieren.“ Von der Vorstellung einer Kuscheltierfront im Babybett sollten sich Eltern schnell verabschieden.