Berlin. . Gabriel, Steinbrück, Steinmeier, Scholz oder Kraft? Wer soll bei der nächsten Bundestagswahl gegen die CDU-Kanzlerin Angela Merkel antreten? Sozialdemokraten haben die Qual der Wahl.

Sigmar Gabriel macht das Beste draus. Vor einem ­guten Jahr hätte die Debatte viele befremdet. Nun traue man der SPD wieder zu, ­„dieses Land zu regieren.“ Es nütze den Sozialdemokraten, wenn über Kanzlerkandidaten spekuliert wird. Das gilt für Frank-Walter Steinmeier und Peer Steinbrück, auch für Hannelore Kraft und Olaf Scholz, am wenigsten für ­Gabriel selbst. Es scheint den SPD-Chef nicht zu stören.

Es ist nicht so, dass die großen Politikentwürfe der SPD das Land umtreiben. Da weckt die Debatte darüber, wer ­Angela Merkel 2013 herausfordert, wenigstens Interesse an der Partei. Es überdeckt ­nebenbei die internen Probleme der SPD. Gabriel trat die Debatte früh los, als er Steinbrück ins Gespräch und alle SPD-Länderchefs ins Spiel brachte. Kraft wie der ­Hamburger Scholz dürften sich angesprochen fühlen.

Der Kreis wäre groß genug, um über den Kandidaten in der SPD auch per Urwahl ­abstimmen zu lassen, eine Gabriel-Idee. Wäre die SPD 1998 gefragt worden, sie hätte sich eher für Oskar Lafontaine als für Gerhard Schröder ­entschieden. Aber Schröder „zog“ mehr außerhalb der SPD – und wurde Kanzler.

Spätestens im Sommer 2012 ins Startloch

Das Vorschlagsrecht hat der Parteivorsitzende. Noch ist Gabriel Herr des Verfahrens. Das hat sein Vorgänger Kurt Beck allerdings auch geglaubt. Es war ein Irrtum. Eines hat Steinbrück erreicht: Eine Kandidatur wird ihm zugetraut. Aber wäre seine Bewerbung nicht für die SPD eine größere Zumutung als für Merkel?

Steinbrück tritt ab

...einfaches Mitglied des Deutschen Bundestags. Seine Karriere beginnt bei der Bundeswehr:
...einfaches Mitglied des Deutschen Bundestags. Seine Karriere beginnt bei der Bundeswehr: © AP
Von 1968 bis 1969 absolvierte Steinbrück die Ausbildung zum Reserveoffizier. Ab 1970 studierte er in Kiel Volkswirtschaftslehre und Soziologie. Das Studium schloss er im Dezember 1974 als Diplom-Volkswirt ab.
Von 1968 bis 1969 absolvierte Steinbrück die Ausbildung zum Reserveoffizier. Ab 1970 studierte er in Kiel Volkswirtschaftslehre und Soziologie. Das Studium schloss er im Dezember 1974 als Diplom-Volkswirt ab. © ddp
Nach dem Studium arbeitete er zunächst im Bundesministerium für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau (1974–1976) und wechselte 1976 ins Bundesministerium für Verkehr.
Nach dem Studium arbeitete er zunächst im Bundesministerium für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau (1974–1976) und wechselte 1976 ins Bundesministerium für Verkehr. © ddp
1977 wurde er persönlicher Referent der Minister Hans Matthöfer und Dr. Volker Hauff im Bundesministerium für Forschung und Technologie. Von 1978 bis 1981 arbeitete er im Bundeskanzleramt und der Ständigen Vertretung der Bundesrepublik in Ost-Berlin.
1977 wurde er persönlicher Referent der Minister Hans Matthöfer und Dr. Volker Hauff im Bundesministerium für Forschung und Technologie. Von 1978 bis 1981 arbeitete er im Bundeskanzleramt und der Ständigen Vertretung der Bundesrepublik in Ost-Berlin. © ddp
Zwischen 1983 und 1985 war er als Referent der SPD-Fraktion des Bundestages, zwischen 1985 bis 1986 dann im Ministerium für Umwelt, Raumordnung und Landwirtschaft in Nordrhein-Westfalen tätig.
Zwischen 1983 und 1985 war er als Referent der SPD-Fraktion des Bundestages, zwischen 1985 bis 1986 dann im Ministerium für Umwelt, Raumordnung und Landwirtschaft in Nordrhein-Westfalen tätig. © ddp
1986 bis 1990 war er Büroleiter des Ministerpräsidenten Johannes Rau. Dann wechselte er als Staatssekretär nach Schleswig-Holstein, zunächst ins Ministerium für Natur, Umwelt und Landesentwicklung (bis 1992), dann ins Ministerium für Wirtschaft, Technik und Verkehr (bis 1993).
1986 bis 1990 war er Büroleiter des Ministerpräsidenten Johannes Rau. Dann wechselte er als Staatssekretär nach Schleswig-Holstein, zunächst ins Ministerium für Natur, Umwelt und Landesentwicklung (bis 1992), dann ins Ministerium für Wirtschaft, Technik und Verkehr (bis 1993). © ddp
Peer Steinbrück ist seit 1969 Mitglied der SPD und seit 2005 deren stellvertretender Bundesvorsitzender. Er ist seit 1995 Mitglied der IG Metall
Peer Steinbrück ist seit 1969 Mitglied der SPD und seit 2005 deren stellvertretender Bundesvorsitzender. Er ist seit 1995 Mitglied der IG Metall © ddp
Steinbrück 2006 im Plenum des Bundestages im Gespräch mit Angela Merkel. Die Abgeordneten debattierten über den Haushalt.
Steinbrück 2006 im Plenum des Bundestages im Gespräch mit Angela Merkel. Die Abgeordneten debattierten über den Haushalt. © ddp
Im Februar 2007 hat Steinbrück noch Ziele. Hier mit dem Präsidenten der Deutschen Bank, Axel Weber, auf einer Konferenz in Essen. Die G7-Finanzminister und Spitzenbanker diskutierten, ob die G7 sich aufstrebenden Ländern wie Russland und China öffnet. Steinbrück war dafür.
Im Februar 2007 hat Steinbrück noch Ziele. Hier mit dem Präsidenten der Deutschen Bank, Axel Weber, auf einer Konferenz in Essen. Die G7-Finanzminister und Spitzenbanker diskutierten, ob die G7 sich aufstrebenden Ländern wie Russland und China öffnet. Steinbrück war dafür. © AFP
Im Mai 2007 einigte sich die SPD-Spitze in Berlin, die Zahl der Partei-Vizevorsitzenden von fünf auf drei zu verringern. Das Bild zeigt die neue Führung: Frank-Walter Steinmeier, Andrea Nahles, Kurt Beck (als Vorsitzender) und Peer Steinbrück (von links).
Im Mai 2007 einigte sich die SPD-Spitze in Berlin, die Zahl der Partei-Vizevorsitzenden von fünf auf drei zu verringern. Das Bild zeigt die neue Führung: Frank-Walter Steinmeier, Andrea Nahles, Kurt Beck (als Vorsitzender) und Peer Steinbrück (von links). © ddp
Ein Bild aus dem September 2008: Steinbrück zieht sich zurück - Andrea Nahles profitiert.
Ein Bild aus dem September 2008: Steinbrück zieht sich zurück - Andrea Nahles profitiert. © ddp
Auch bei der Landtagswahl in Bayern 2008 konnte die SPD nicht punkten. Steinbrück spricht während der Bekanntgabe der Zahlen mit Frank Walter Steinmeier.
Auch bei der Landtagswahl in Bayern 2008 konnte die SPD nicht punkten. Steinbrück spricht während der Bekanntgabe der Zahlen mit Frank Walter Steinmeier. © ddp
Im Vorfeld des G-20-Treffens im Februar 2009 findet Angela Merkel die Worte Steinbrücks wohl nicht lustig.
Im Vorfeld des G-20-Treffens im Februar 2009 findet Angela Merkel die Worte Steinbrücks wohl nicht lustig. © ddp
Karl-Theoder zu Guttenberg und Peer Steinbrück im März 2009: Sie suchten einen gemeinsamen Weg, mit der Finanzkrise umzugehen.
Karl-Theoder zu Guttenberg und Peer Steinbrück im März 2009: Sie suchten einen gemeinsamen Weg, mit der Finanzkrise umzugehen. © AFP
In SPD-Kanzlerkandidat Frank-Walter Steinmeiers Kompetenzteam hatte Steinbrück (oben links) ebenfalls einen Platz.
In SPD-Kanzlerkandidat Frank-Walter Steinmeiers Kompetenzteam hatte Steinbrück (oben links) ebenfalls einen Platz. © ddp
Am 29. September 2009 tritt Peer Steinbrück als Finanzminister ab.
Am 29. September 2009 tritt Peer Steinbrück als Finanzminister ab. © AP
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Wer die Kanzlerin herausfordern will, der muss spätestens im Sommer 2012 im ­Startloch sitzen, eher früher. Derjenige muss sich sein Team suchen und auf das Programm Einfluss nehmen. Je unab­hängiger ein Kandidat von ­seiner Partei ist, desto mehr Zeit braucht er auch, um eine harmonische Kampagne vorzubereiten. Andernfalls droht er an den Widersprüchen zur Partei zu scheitern.

Drei Fragen sind entscheidend. Erstens: Wen soll der Kandidat mobilisieren? Die eigenen Leute – das wäre eher Gabriels Part. Auch Kraft hat viel SPD-Stallgeruch. Oder will man vor allem bis tief ins Lager der Union hineinwirken? Dann wären eher Steinbrück oder Steinmeier gefragt. Beide sind beliebt. Nach Kraft wird in den bundesweiten ­Umfragen nicht mal gefragt.

Nur einer hat eine Wahl gewonnen

Steinmeiers Weg

Frank-Walter Steinmeier wurde 1956 als Sohn eines Tischlers und einer Fabrikarbeiterin in Detmold geboren.
Frank-Walter Steinmeier wurde 1956 als Sohn eines Tischlers und einer Fabrikarbeiterin in Detmold geboren. © AP
Seit 1995 ist er mit der Verwaltungsrichterin Elke Büdenbender verheiratet. Die beiden haben sich während des gemeinsamen Jurastudiums kennengelernt. Sie haben eine Tochter.
Seit 1995 ist er mit der Verwaltungsrichterin Elke Büdenbender verheiratet. Die beiden haben sich während des gemeinsamen Jurastudiums kennengelernt. Sie haben eine Tochter. © ddp
Frank-Walter Steinmeier gehört der evangelisch-reformierten Kirche an und wohnt in Berlin-Zehlendorf.
Frank-Walter Steinmeier gehört der evangelisch-reformierten Kirche an und wohnt in Berlin-Zehlendorf. © AFP
Nach seinem Abitur in Blomberg (1974) und seiner Wehrdienstzeit (1974-1976) studierte Steinmeier Rechts- und Politikwissenschaften an der Justus-Liebig-Universität in Gießen.
Nach seinem Abitur in Blomberg (1974) und seiner Wehrdienstzeit (1974-1976) studierte Steinmeier Rechts- und Politikwissenschaften an der Justus-Liebig-Universität in Gießen. © AP
Er bestand beide juristische Staatsexamen und arbeitete anschließend als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Uni Gießen. 1991 promovierte er zum Dr. jur. mit der Arbeit „Bürger ohne Obdach – zwischen Pflicht zur Unterkunft und Recht auf Wohnraum; Tradition und Perspektiven staatlicher Intervention zur Verhinderung und Beseitigung von Obdachlosigkeit“.
Er bestand beide juristische Staatsexamen und arbeitete anschließend als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Uni Gießen. 1991 promovierte er zum Dr. jur. mit der Arbeit „Bürger ohne Obdach – zwischen Pflicht zur Unterkunft und Recht auf Wohnraum; Tradition und Perspektiven staatlicher Intervention zur Verhinderung und Beseitigung von Obdachlosigkeit“. © AP
Schon als Schüler trat Steinmeier den Jungsozialisten bei. Seit November 1975 ist er SPD-Mitglied.
Schon als Schüler trat Steinmeier den Jungsozialisten bei. Seit November 1975 ist er SPD-Mitglied. © AP
Gemeinsam mit der ehemaligen Justizministerin Brigitte Zypries gehörte Frank-Walter Steinmeier während seiner Studienzeit zur Redaktion der linken Quartalszeitschrift
Gemeinsam mit der ehemaligen Justizministerin Brigitte Zypries gehörte Frank-Walter Steinmeier während seiner Studienzeit zur Redaktion der linken Quartalszeitschrift "Demokratie und Recht" (DuR). "Demokratie und Recht" gehörte zu dem von der DDR unterstützten Pahl-Rugenstein-Verlag, der unter Beobachtung des Verfassungsschutzes stand. © AP
1991 wurde Steinmeier Referent für Medienrecht und Medienpolitik in der niedersächsischen Staatskanzlei.
1991 wurde Steinmeier Referent für Medienrecht und Medienpolitik in der niedersächsischen Staatskanzlei. © AFP
1993 übernahm er hier die Leitung des persönlichen Büros von Ministerpräsident Gerhard Schröder. Ein Jahr später stieg er zum Leiter der Abteilung für Richtlinien der Politik, Ressortkoordinierung und -planung auf.
1993 übernahm er hier die Leitung des persönlichen Büros von Ministerpräsident Gerhard Schröder. Ein Jahr später stieg er zum Leiter der Abteilung für Richtlinien der Politik, Ressortkoordinierung und -planung auf. © AP
Als Gerhard Schröder 1998 zum Bundeskanzler gewählt wurde, folgte ihm Steinmeier nach Bonn. Im November 1998 berief ihn Schröder zum Staatssekretär im Bundeskanzleramt und Beauftragten für die Nachrichtendienste.
Als Gerhard Schröder 1998 zum Bundeskanzler gewählt wurde, folgte ihm Steinmeier nach Bonn. Im November 1998 berief ihn Schröder zum Staatssekretär im Bundeskanzleramt und Beauftragten für die Nachrichtendienste. © Getty Images
1999 wurde Steinmeier Chef des Bundeskanzleramtes. In dieser Funktion stand er dem sogenannten
1999 wurde Steinmeier Chef des Bundeskanzleramtes. In dieser Funktion stand er dem sogenannten "Steinmeier-Kreis" vor, dem unter anderem auch Wirtschaftsminister Wolfgang Clement angehörte. Der "Steinmeier-Kreis" beurteilte die aktuelle politische Lage, diskutierte Reaktionen und entwarf Strategien für die Regierung Schröder. © ddp
Steinmeier war ein enger Vertrauter Schröders. Er wirkte meist als Strippenzieher im Hintergrund. Außerdem schrieb er grundlegende Strategiepapiere der SPD, wie die Agenda 2010. Er war auch an der Umsetzung der Hartz-Reformen und der Vorziehung der Steuerreform 2003 beteiligt.
Steinmeier war ein enger Vertrauter Schröders. Er wirkte meist als Strippenzieher im Hintergrund. Außerdem schrieb er grundlegende Strategiepapiere der SPD, wie die Agenda 2010. Er war auch an der Umsetzung der Hartz-Reformen und der Vorziehung der Steuerreform 2003 beteiligt. © ddp
Im November 2005 wurde Steinmeier als Bundesminister des Auswärtigen in die Bundesregierung unter Bundeskanzlerin Angela Merkel berufen.
Im November 2005 wurde Steinmeier als Bundesminister des Auswärtigen in die Bundesregierung unter Bundeskanzlerin Angela Merkel berufen. © AP
Steinmeier lehnte einen frühen Bundeswehrabzug aus Afghanistan ab, sprach sich jedoch gegen eine Stationierung von Bundeswehr-Soldaten im Süden Afghanistans aus.
Steinmeier lehnte einen frühen Bundeswehrabzug aus Afghanistan ab, sprach sich jedoch gegen eine Stationierung von Bundeswehr-Soldaten im Süden Afghanistans aus. © ddp
Im ersten Halbjahr 2007 war Steinmeier Präsident des Rats der Europäischen Union.
Im ersten Halbjahr 2007 war Steinmeier Präsident des Rats der Europäischen Union. © AFP
Im Sommer 2007 befürwortete Steinmeier eine Kanzlerkandidatur von Kurt Beck, den er als Wunschkandidat bezeichnete.
Im Sommer 2007 befürwortete Steinmeier eine Kanzlerkandidatur von Kurt Beck, den er als Wunschkandidat bezeichnete. © AFP
Nach dem Rücktritt von Kurt Beck führte Steinmeier das Amt des Parteivorsitzenden im September und Oktober 2008 kommissarisch aus. Auf einem Sonderparteitag wurde Franz Müntefering zum neuen Vorsitzenden gewählt.
Nach dem Rücktritt von Kurt Beck führte Steinmeier das Amt des Parteivorsitzenden im September und Oktober 2008 kommissarisch aus. Auf einem Sonderparteitag wurde Franz Müntefering zum neuen Vorsitzenden gewählt. © ddp
Nach dem Rücktritt Franz Münteferings übernahm Frank-Walter Steinmeier am 21. November 2007 die Funktion des Vizekanzlers.
Nach dem Rücktritt Franz Münteferings übernahm Frank-Walter Steinmeier am 21. November 2007 die Funktion des Vizekanzlers. © ddp
Im September 2008 schlug das SPD-Präsidium Steinmeier als Kanzlerkandidaten vor. Steinmeier wurde auf einem SPD-Sonderparteitag mit 95,13 Prozent der gültigen Stimmen zum Spitzenkandidaten für die Bundestagswahl 2009 gewählt.
Im September 2008 schlug das SPD-Präsidium Steinmeier als Kanzlerkandidaten vor. Steinmeier wurde auf einem SPD-Sonderparteitag mit 95,13 Prozent der gültigen Stimmen zum Spitzenkandidaten für die Bundestagswahl 2009 gewählt. © AFP
Das Direktmandat im Brandenburger Wahlkreis 61 hat Steinmeier gewonnen. Der Außenminister, der einen Wohnsitz in Brandenburg/Havel hat, holte 32,8 Prozent der Erststimmen.
Das Direktmandat im Brandenburger Wahlkreis 61 hat Steinmeier gewonnen. Der Außenminister, der einen Wohnsitz in Brandenburg/Havel hat, holte 32,8 Prozent der Erststimmen. © MSUnger
Trotz des Direktmandats muss sich Steinmeier für das sehr schlechte Abschneiden der SPD bei der Bundestagswahl verantworten.
Trotz des Direktmandats muss sich Steinmeier für das sehr schlechte Abschneiden der SPD bei der Bundestagswahl verantworten. © AP
Am Dienstag nach der Wahl erklärte zunächst der damalige SPD-Generalsekretär Hubertus Heil, dass er nicht erneut für sein Amt kandidieren werde.
Am Dienstag nach der Wahl erklärte zunächst der damalige SPD-Generalsekretär Hubertus Heil, dass er nicht erneut für sein Amt kandidieren werde. © AP
Und dann folgten die harten Konsequenzen für den gescheiterten SPD-Kanzlerkandidaten: Frank-Walter Steinmeier gab am gleichen Dienstag bekannt, dass er nicht als Parteivorsitzender kandidieren werde.
Und dann folgten die harten Konsequenzen für den gescheiterten SPD-Kanzlerkandidaten: Frank-Walter Steinmeier gab am gleichen Dienstag bekannt, dass er nicht als Parteivorsitzender kandidieren werde. © AP
Allerdings übernahm er den Vorsitz der SPD-Bundestagsfraktion. Nun nimmt er eine Auszeit von der Politik, um seiner Frau eine Niere zu spenden.
Allerdings übernahm er den Vorsitz der SPD-Bundestagsfraktion. Nun nimmt er eine Auszeit von der Politik, um seiner Frau eine Niere zu spenden. © ddp
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Als Fraktionschef hat Steinmeier seine eigene Machtbasis. Auch würde er leichter als Steinbrück die Zustimmung der SPD-Flügel bekommen. Er wäre allerdings der erste Wahlverlierer seit Willy Brandt, der eine zweite Chance bekommt. Vogel (1983), Rau (1987), Lafontaine (1990) und Scharping (1994) hatten sie nicht. Mit ihren Verlierern hat die SPD wenig Geduld. Einerseits.

Andererseits: Steinbrück und Gabriel haben in ihren Ländern als Ministerpräsidenten auch verloren. Wenn das Ergebnis entscheidet, dann wäre Scholz konkurrenzlos. Zweitens also: Wer kommt wo am besten an?

Die absolute Mehrheit von Scholz ist beeindruckend, aber ein Sonderfall. Kommt er auch außerhalb von Hamburg an? Die Frage hört man in der SPD-Führung auch zu Hannelore Kraft, die mit dem Ruhr­gebiet identifiziert wird.

Eine Frau gegen eine Frau?

Sie hat drei Vorteile gegenüber Scholz: Sie ist eine Frau und führt mit der NRW-SPD den stärksten Landesverband. Das macht sie zur Königsmacherin. Sie kann ihr Glück erzwingen. Würde sie eine Neuwahl in NRW herbeiführen und sie gewinnen, würden alle Zweifler eher verstummen.

Neben der Strategie und dem Sieger-Image des Bewerbers kommt noch die Frage nach der Orientierung: Was steht für die Menschen 2013 obenan? Ist es die ökonomische Kompetenz, dann ist ein früherer Finanzminister wie Steinbrück gefragt. Wird einer gesucht, der Verlässlichkeit, Ruhe, Solidität ausstrahlt? Für eine Politik der ruhigen Hand steht Steinmeier.

Steinbrück läuft die Zeit ­davon, er ist jetzt 64 Jahre alt. Gabriel und Steinmeier sind jünger. Die „Stones“ stimmen sich eng ab. Dass sich beide einer Urwahl stellen würden, ist kaum zu erwarten, auch Gabriel nicht.