Essen. . Ein Blick in die jüngere SPD-Geschichte zeigt: Den idealen Zeitpunkt für die Kanzler-Kandidaten-Kür gibt es nicht.
Ein Jahr vor der Wahl 2013 soll der nächste Kanzlerkandidat der SPD gekürt werden – so fordert es Peer Steinbrück. Zu früh? Zu spät? Ein Blick in die jüngere Geschichte der SPD zeigt: Den idealen Zeitpunkt gibt es nicht.
1990 - Oskar Lafontaine: Im Januar 1990, die Deutschen feierten noch den Mauerfall, machte die SPD den Saarländer zum Herausforderer von Helmut Kohl. Elf Monate später war die Wahl – Lafontaine verlor krachend, Helmut Kohl blieb Kanzler.
1994 - Rudolf Scharping: Zum ersten und bisher einzigen Mal entschied eine Urwahl der SPD-Mitglieder über den Kanzlerkandidaten. Im Juni 1993 siegte Scharping vor Gerhard Schröder und Heidemarie Wieczorek-Zeul. Auch er hatte gegen Kohl keine Chance – trotz eineinhalbjähriger Warmlaufzeit bis zur Wahl im Oktober 1994.
1998 - Gerhard Schröder: Nach seinem Sieg bei der Niedersachsen-Wahl im März 1998 sollte er auch Kohl knacken. Ihm blieben dafür nur gut sechs Monate Zeit. Sie reichten Schröder zum Machtwechsel. Im Spätsommer 2005, bei der vorgezogenen Bundestagswahl nach Schröders „verlorener“ Vertrauensfrage im Parlament, half ihm aber auch sein Amtsbonus nicht.
2009 - Frank-Walter Steinmeier: Im Oktober 2008 zum Merkel-Herausforderer gekürt, stand er elf Monate später auf verlorenem Posten. Die Zeit spielte bei seiner Niederlage keine Rolle.