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Mühen einer Kita-Gründung: Die Stadt legt zwei Privat-Investorinnen munter weiter Steine in den Weg. Die Immobilie steht seit zwei Jahren leer, dennoch will die Stadt nicht verkaufen - weil die Ausschreibung fehlt.
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Die Stadt, die beim Ausbau von Kindergarten-Plätzen auf Privatengagement angewiesen ist, legt zwei Kita-Gründerinnen aus Kupferdreh munter weiter Steine in den Weg. Jetzt fiel den Verantwortlichen auf, dass sie ein für den Betrieb einer Kita geeignetes Gebäude nicht verkaufen können, weil die Ausschreibung fehlt – dabei steht das Haus an der Anstockstraße seit fast zwei Jahren leer. Es ist der vorläufige Höhepunkt einer monatelangen Posse.
Rückblick: Ende Juli wollten die Erzieherinnen Silke Baumert und Sibylle Becker den Betreuungsnotstand in den Stadtteilen Kupferdreh, Byfang und Heisingen mit der Gründung einer Kita abmildern. Die Frauen stellten einen Business-Plan auf und begaben sich auf die Suche nach Räumlichkeiten. Das Haus an der Anstockstraße 11 in Kupferdreh schien perfekt: Räume und Außenfläche sind großzügig, nebenan liegen Grundschule, Turnhalle und Schwimmbad. Doch die städtische Immobilienwirtschaft sagte den beiden am 13. Juli ab: „Eine Vermietung des Gebäudes kommt leider nicht infrage. Aufgrund der finanziellen Situation der Kommune werden leerstehende Objekte (…) ausschließlich zum Verkauf angeboten.“
Für Baumert und Becker wäre ein Kauf nicht zu stemmen gewesen, doch nach der WAZ-Berichterstattung meldete sich eine Investorin, die bereit war, die Immobilie zu erwerben, um sie an den Kindergarten zu vermieten. Die Geschäftsfrau, die anonym bleiben möchte, ließ die Immobilie schätzen und trat mit der Stadt in Verhandlungen ein. „Dabei hat man ihr fortlaufend signalisiert, dass man übereinkommen werde“, sagt Silke Baumert.
„Wir tun jetzt alles, um das Verfahren zu beschleunigen“
Gleichzeitig erfuhren die Kita-Gründerinnen großen Zuspruch aus Politik und Verwaltung; und so verschoben sie zwar die für Oktober geplante Öffnung, stellten interessierten Eltern aber vergangenen Donnerstag einen Betriebsstart zum 1. Januar in Aussicht. „Am nächsten Tag kam dann die kalte Dusche“, seufzt Silke Baumert. In einem Gespräch mit Planungsdezernent Hans-Jürgen Best habe die Investorin erfahren, dass ein rascher Verkauf nicht möglich sei. „Plötzlich hieß es, man müsse das Gebäude ein halbes Jahr lang ausschreiben. Da frage ich mich, was die in den vergangenen anderthalb Jahren gemacht haben“, ärgert sich Silke Baumert. Um die Instandhaltung habe man sich offenbar nicht gekümmert, der Keller sei feucht – ein Mangel, den die Investorin auf eigene Kosten beheben würde.
Der Leiter der städtischen Immobilienwirtschaft, Ingo Penkwitt, räumt ein, dass es Schimmel im Keller gebe, man lasse das Gebäude aber keineswegs verrotten. „Es wird ordentlich beheizt.“ Zur Ausschreibung des Hauses sei man wohl bisher noch nicht gekommen: „Die Stadt will sich von 100 bis 120 Objekten trennen. Da fehlt einfach das Personal, um die Exposés zu schreiben, Umwidmungen zu veranlassen usw.“ Im übrigen sei der Fachbereich 68 für den Verkauf zuständig.
Der Amtsleiter dieses Fachbereichs für Stadterneuerung und Bodenmanagement, Hans-Ulrich Uehlecke, wiederum weist auf die Essener Wirtschaftsförderung (EWG). „Bei der Anstockstraße 11 handelt es sich um ein Bürogebäude, das sollte die EWG auf dem Markt platzieren – wir sind für Wohnimmobilien zuständig.“ Nur wenn die EWG keinen Erfolg habe, nehme sich die Stadtverwaltung eines Gewerbe-Objektes an. „Dann wartet es darauf, wachgeküsst zu werden.“ Nun kann man die Verkaufsbemühungen der EWG nach anderthalb Jahren gewiss als erfolglos bezeichnen. Gleichzeitig steht eine Investorin zum Wachküssen bereit. Wo also hakt es? Da sei bisher wohl nicht alles rund gelaufen, gesteht Uehlecke. Aber am Mittwoch gebe es weitere Gespräche: „Wir tun jetzt alles, um das Verfahren zu beschleunigen.“