Haltern am See. .
Die Vorbereitungen zur Eröffnung des Anbaus im DRK-Familienzentrum in Sythen laufen auf Hochtouren. Der von der Werkstatt Brassert angelegte Matschplatz ist noch mit Flatterband abgesperrt.
In dem Ende Juni fertiggestellten Anbau für die Kinder der U 3-Betreuung herrscht schon reges Leben. Der Betrachter muss dafür in die Froschperspektive gehen: Das Kita-Leben findet auf dem Krabbelteppich statt.
Finn versucht Bauklötze zu stapeln, Lisa gluckst zufrieden in ihrem Kinderwagen, Nele schlummert nebenan im Schlafraum, Julia knuddelt mit Erzieherin Katrin Schröer. Sie hat sich in zusätzlichen 600 Unterrichtsstunden abends zur Erzieherin für Unter-Dreijährige qualifiziert. Seit Anfang August betreut sie zusammen mit ihrer Kollegin Julia Brüse die neue Gruppe der Ein- und Zweijährigen. Sieben Kinder sind es bislang. Drei weitere werden im Januar dazukommen. „Der Anfang ist immer schwer“, lacht die junge Frau. „Sowohl für die Kinder als auch die Eltern.“
Jahrzehntelang hatten berufstätige Frauen mit kleinen Kindern in Deutschland einen Zweifrontenkrieg zu organisieren, sie mussten in einem unzureichenden und lückenhaften Angebot Betreuungsplätze finden und sich gleichzeitig gegen den allfälligen (und fast nie gegen Väter erhobenen) Vorwurf verteidigen, sie vernachlässigten ihren Nachwuchs um der Karriere willen. Jetzt sollen Unter-Dreijährigen einen Kita-Platz bekommen. Dass für 2013 angepeilte Ziel ist, für 35 Prozent der Kleinkinder einen Kitaplatz zu schaffen. Das reicht zwar nicht aus, um den Rechtsanspruch zu erfüllen, aber der Anfang ist gemacht...
So wie im DRK-Familienzentrum in Sythen. Die drei Räume des Neuanbaus sind hell, freundlich, lichtdurchflutet. Was auffällt: keine Kinderstühlchen, keine Bastelarbeiten, keine Regale voller Spielzeugkisten. „Die Einrichtung orientiert sich am Ideenbuch für Raumgestaltung in Kitas von Angelika von der Beek“, erläutert Karin Haberer-Unger, Leiterin des Kinderzentrums. Mit einem Tischler wurden vor Ort „Funktionsräume“ entwickelt. Im Bewegungsraum gibt es Treppenstufen, eine teppichbezogene Welle zum Hochklettern, ein Becken mit großen Spielbohnen, Spiegelhaus, Schaukelpferd, Wippe, Puppenwagen. Alles ist aus Holz und verleiht dem Raum Wärme und gleichzeitig Anreiz. Hier sollen Kinder ihr Umfeld erforschen, Spiele ausprobieren, soziale Kontakte aufbauen. Aber auch hier ist der Tagesablauf geregelt: gemeinsames Frühstück, Morgenkreis, Fingerspiele. „Vieles dreht sich um pflegerische Tätigkeiten, aber vorrangig steht das Spiel“, sagt Katrin Schröer. Deshalb spielt sich der Arbeitstag der beiden Erzieherinnen auch überwiegend auf dem Boden ab, um für die Kinder „präsent“ zu sein. „Alles orientiert sich an den Bedürfnissen der Kinder.“