Hannover. . Jetzt gerät ausgerechnet der Präsident der Kultusministerkonferenz ins Visier der Plagiatsjäger. Laut einem Medienbericht soll Althusmann (CDU) in seiner Doktorarbeit Übernahmen nicht gekennzeichnet haben. Der Minister selbst räumt handwerkliche Fehler ein, lehnt aber einen Rücktritt ab.
Mit Niedersachsens Kultusminister Bernd Althusmann (CDU) sieht sich nun auch der aktuelle Präsident der Kultusministerkonferenz Plagiatsvorwürfen ausgesetzt. Der Minister soll in seiner Doktorarbeit inhaltliche und wörtliche Übernahmen aus anderen wissenschaftlichen Werken nicht gekennzeichnet haben, wie aus einer am Mittwoch von der Wochenzeitung „Die Zeit“ veröffentlichten Analyse hervorgeht. Althusmann räumte mögliche handwerkliche Fehler ein. Gegen den Vorwurf einer bewussten Täuschung wehrte er sich jedoch und schloss einen Rücktritt von seinen politischen Ämtern aus.
Anstelle von Zitaten soll Althusmann in Fußnoten häufig unbestimmt auf andere Autoren verwiesen haben. Unstimmigkeiten fänden sich auf 88 von 114 untersuchten Seiten der 290 Seiten umfassenden Schrift, berichtet das Blatt. Laut Althusmann geht es vor allem um fünf relevante Stellen. Dort hat der Kultusminister etwa Anführungszeichen zu spät gesetzt oder lediglich mit der Abkürzung „vgl.“ auf eine Quelle verwiesen, die er wörtlich übernommen hat.
„Weglaufen gilt nicht“
„Nach meinem damaligen Kenntnisstand bin ich davon ausgegangen, das alles korrekt ist“, sagte der 44-Jährige am Mittwoch und fügte hinzu, dass es bei der Kritik an seiner Arbeit wohl auch um die wissenschaftliche Auseinandersetzung über die korrekte Zitierweise gehe. Bislang gebe es keinen „einheitlichen Standard für Zitierweisen an deutschen Universitäten“. Dennoch gab er zu, dass er wohl „Flüchtigkeitsfehler beim Überprüfen der Quellen“ gemacht habe.
Einen Rücktritt von seinen politischen Ämtern schloss Althusmann erst einmal aus. „Es wird keine einfache Zeit, aber weglaufen gilt nicht“, sagte er. Auch in einem Gespräch mit Ministerpräsident David McAllister (CDU) hätten beide zusammen entschieden, dass diese Zeit nun durchgestanden werden müsse.
Silvana Koch-Mehrin
Die Universität Potsdam, an der Althusmann als externer Doktorand promovierte, will die Arbeit nun überprüfen. Die von der „Zeit“ erhobenen Vorwürfe würden vom Dekan der wirtschafts- und sozialwissenschaftlichen Fakultät geprüft, sagte eine Universitätssprecherin. Falls der Dekan sie als berechtigt einstufe, erhalte der CDU-Politiker Gelegenheit, sich zu äußern. „Danach wird der Dekan entscheiden, ob er den Vorgang zur Prüfung an die Kommission zur Untersuchung wissenschaftlichen Fehlverhaltens weitergeben wird“, sagte sie.
Doktorvater soll gelassen reagiert haben
Ein Ergebnis der Prüfung erwarte er in etwa vier Wochen, sagte Althusmann. Sein Doktorvater Dieter Wagner habe in einer ersten Reaktion eher gelassen reagiert. „Ich hoffe nun auf eine sachliche, faire Abwägung, wie mit der Arbeit weiter umzugehen ist“, sagte der Minister.
Der CDU-Politiker hatte an der Uni Potsdam mit einer 2007 veröffentlichten Arbeit zum Thema „Prozessorganisation und Prozesskooperation in der öffentlichen Verwaltung - Folgen für die Personalentwicklung“ den Doktortitel erworben. Zu dieser Zeit war er bereits parlamentarischer Geschäftsführer der CDU-Landtagsfraktion in Niedersachsen.
Plagiatsvorwürfe wurden bereits gegen mehrere Politiker erhoben, darunter auch gegen den CSU-Politiker Karl-Theodor zu Guttenberg, der wegen seiner in weiten Teilen abgeschriebenen Doktorarbeit vom Amt des Verteidigungsministers zurücktreten musste. Am Mittwoch wurde auch dem Waiblinger CDU-Landtagsabgeordneten Matthias Pröfrock der Doktortitel entzogen, da er in seiner Arbeit abgeschrieben haben soll. (dapd)