Neukirchen-Vluyn. .

Der Fall Guttenberg und die Plagiatjäger beschäftigen Zeus-Reporter Simon. Denn auch im Schulalltag wird abgeschrieben.

Auch Achtklässler schreiben schon fleißig ab. Am Abend vor der Klausur wird häufig mehr am Spickzettel gearbeitet als am Thema der Klassenarbeit. In der Arbeit selbst gibt der Blick nach rechts und links die fehlende Sicherheit. Angst hat man dabei immer, doch die Angst vor einer schlechten Note überwiegt. Dabei übersieht man oft die Gefahr, die vom Lehrer ausgeht. Erwischt er einen, muss man sich vor einer wahrscheinlich noch schlechteren Note fürchten. Geht es dennoch gut: Klar, die Arbeit ist gerettet. Aber überlegt doch mal, was es euch in eurer Zukunft bringt?

Wenn man nur gelernt hat, mit Schummeln weiterzukommen, muss man damit rechen, in wichtigen Situationen zu scheitern, zum Beispiel bei Einstellungstests oder Aufnahmeprüfungen.

Prominente Beispiele

So auch im wahrscheinlich meist diskutierten Fall des Jahres 2011. Der damalige Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg wurde schon als neuer Bundeskanzler gehandelt, als er am 16. Februar beschuldigt wurde, in seiner Doktorarbeit 24 Textpassagen verschiedene Quellen entnommen zu haben, ohne die Quellenangabe zu vermerken. Diese Doktorarbeit hatte er 2006 an der Universität Bayreuth mit der Bestnote „summa cum laude“ (lat.: mit höchstem Lob) abgeschlossen. Nachdem sich der Druck seitens der Politik, aber auch der Öffentlichkeit immer mehr vergrößert hatte, trat er schließlich am 1. März von allen bundespolitischen Ämtern zurück. Doch eine Frage bleibt: War es die richtige Entscheidung?

Eins ist klar, Karl-Theodor zu Guttenberg hat die Verantwortung für seinen Gesetzesbruch getragen und die Konsequenzen gezogen – was sicherlich sehr vorbildlich ist, ihn aber nicht unschuldig macht. Denn eine solche Urheberrechtsverletzung ist ein klarer Täuschungsversuch und sollte nicht auf die leichte Schulter genommen werden. Dass ihm der Doktortitel wieder aberkannt wurde, war wohl die einzig richtige Entscheidung der Universität Bayreuth.

Initialzündung
für Plagiatsjäger

Aber wie kommt ein solcher Betrug erst jetzt zum Vorschein? Gibt es wirklich Leute, die sämtliche Doktorarbeiten auf Plagiate durchforsten, Leute, die nur auf einen derartigen Fund warten, um damit im richtigen Moment an die Öffentlichkeit zu gehen?

Diese Vermutung erhärtet sich immer mehr, besonders, nachdem Silvana Koch-Mehrin, Vizepräsidentin der FDP, im April aufgrund von Plagiatsvorwürfen in den Fokus der Medien geriet. Wieder eine Plagiatsaffäre, wieder der Rücktritt von allen Ämtern. Wahrscheinlich wirkte die Debatte um Guttenberg wie eine Initialzündung für Plagiatsjäger.

Beeindruckende Fremdworte

Gerechtigkeit ist zwar der Grundstein für ein friedliches Deutschland, aber gehört es auch zur Gerechtigkeit, bis vor kurzem noch gefeierte Menschen plötzlich in diesem Ausmaß bloßzustellen? Sei es in der Zeitung, im Fernsehen und im Radio, oder sei es nur im täglichen Plausch zwischen Freunden.

Schließlich geben auch wir Schüler uns schnell mal schlauer als wir wirklich sind. Bei den Hausaufgaben schnell mal Wikipedia geöffnet und abgeschrieben. Verstanden hat man das Thema dann womöglich immer noch nicht, beeindruckt den Lehrer aber mit Fachausdrücken. So schnell gibt man sich klüger aus, als man in Wirklichkeit ist; so schnell gibt man ein falsches Bild von sich ab, in der Hoffnung andere zu täuschen. Muss das wirklich sein?

Simon Galka, Klasse 8b, Julius-Stursberg-Gymnasium Neukirchen-Vluyn