Berlin. . Die deutschen Banken und Versicherungen haben sich mit dem Bundesfinanzministerium grundsätzlich auf eine Beteiligung privater Gläubiger an Griechenland-Hilfen verständigt. Unterdessen hat das griechische Parlament der Umsetzung des am Mittwoch beschlossenen Sparpakets zugestimmt.
Deutsche Banken und Versicherungen machen mit bei der Griechenland-Hilfe. Details sollten aber erst später geklärt werden, sagte Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) am Donnerstag in Berlin.
Das Gesamtengagement der Branche in Griechenland bis 2014 betrage rund zwei Milliarden Euro. Hinzu kämen 1,2 Milliarden Euro aus den Abwicklungsanstalten der Hypo Real Estate und der WestLB. Rund 55 Prozent des Engagements von insgesamt zehn Milliarden Euro laufe ohnehin über das Jahr 2020 hinaus, sagte Schäuble.
Der Beitrag sei „freiwillig, doch substanziell“, sagte Deutsche-Bank-Vorstandschef Josef Ackermann. Er sei „zuversichtlich, bis zum Sonntag eine quantifizierbare Lösung unterbreiten zu können. Wir sind überzeugt, dass Griechenland weiter geholfen werden muss. Griechenland hat gestern wichtige erste Schritte im Bereich der Sparmaßnahmen unternommen“, fügte Ackermann hinzu. Das französische Modell sei eine Basis, aber es müssten noch „Modifikationen“ eingebaut werden.
Der Hauptgeschäftsführer des Bundesverbands der deutschen Banken, Michael Kemmer, sagte in einem Interview mit der Nachrichtenagentur dapd über den französischen Vorschlag: „Der ist insofern ganz pfiffig, weil er ohne staatliche Garantien eine sich selbst aufbauende Sicherheit bietet.“ Der Vorschlag sieht eine Verlängerung eines Teils der Schulden um 30 Jahre zu 5,5 Prozent Zinsen vor sowie einen Zuschlag, der vom Wirtschaftswachstum abhängt. Zudem soll ein Treuhand-Fonds zur Absicherung aufgebaut werden.
„Ich bin sehr zuversichtlich. Es sind alle guten Willens. Niemand hat ein Interesse, dass hier ein Flächenbrand entsteht“, sagte Kemmer. „Es wäre fahrlässig zu sagen: Lasst doch die Griechen einfach pleitegehen.“
„Das muss noch diskutiert werden“
Gleichzeitig schränkte er ein: „Wir haben Probleme bei der Bilanzierung und bei den Ratingagenturen. Das muss noch diskutiert werden. Es ist noch unklar, ob abgeschrieben werden muss, wenn die alten griechischen Anleihen gegen die neuen getauscht werden.“ Kemmer ergänzte: „Wenn die auslaufenden Anleihen weitergerollt werden, besteht ein latentes Abwertungsproblem.“ Bei niedrigeren Zinsen wie 5,5 Prozent sei der Wert der neuen Anleihen geringer.
„Das Thema ist sehr kompliziert, die Wirtschaftsprüfer müssen die Einzelheiten klären. Allein schon, weil es bei der nationalen und internationalen Rechnungslegung unterschiedliche Standards gibt. Entscheidend ist, ob es sich um den Kauf einer neuen Anleihe handelt, dann müsste abgeschrieben werden, bei einer Verlängerung wäre es unter Umständen nicht notwendig“, sagte Kemmer.
Das zweite Problem sei: „Wie reagieren die Ratingagenturen? Sagen sie, das ist ein Zahlungsausfall? Dann hätte man möglicherweise das Problem, dass die Kreditversicherungen einspringen müssten, die Credit Default Swaps (CDS)“, fügte Kemmer hinzu. „Da weiß man nicht, wer hat überall die CDS geschrieben, wer muss also einspringen? Und wie sind diese Institutionen abgesichert? Das muss man auch noch klären.“
Griechische Regierung hat Mehrheit für Umsetzung des Sparpakets
Die griechische Regierung hat sich am Donnerstag die Parlamentsmehrheit für die Umsetzung des 28 Milliarden Euro schweren Sparpakets gesichert. Damit ist der Weg frei für weitere Hilfen von Europäischer Union (EU) und Internationalem Währungsfonds (IWF) in Höhe von zwölf Milliarden Euro, mit denen eine Staatspleite Griechenlands vermieden werden soll. Am Vortag hatten die Abgeordneten dem drastischen Konsolidierungskurs bereits grundsätzlich zugestimmt.
Umstrittene Werbung: Sixt akzeptiert Drachmen
Sixt nimmt die Griechen auf die Schippe. Deutschlands größter Autovermieter bot ihnen am Donnerstag in einer Anzeige in mehreren deutschen Tageszeitungen an: „Liebe Griechen, Sixt akzeptiert wieder Drachmen! (Das BMW 1er Cabrio ab 26.900 Drachmen/Tag).“ Das Bild zeigt das Auto vor der Ruine der Akropolis.
Die Reaktionen waren geteilt. Während es auf Facebook viel Lob für die „freche, aber gute Werbung“ gab und sogar Vorschläge zur Fortführung der Kampagne gemacht wurden, wurde die Anzeige im Marketing-Fachportal w&v als „ziemlich albern“ kritisiert: „Sixt war schon mal besser“, erklärten die Werbeleute und vermissten das Augenzwinkern früherer Anzeigen, etwa mit Kanzlerin Angela Merkels (CDU) Cabrio-Sturmfrisur oder dem Ersatzangebot für Gesundheitsministerin Ulla Schmidts (SPD) Dienstwagen, der in Mallorca abhanden gekommen war.
Ob Kunden ihr Sixt-Auto tatsächlich mit Drachmen bezahlen können, konnte ein Sprecher nicht sagen. 26.900 Drachmen sind umgerechnet 78 Euro - bei Sixt in München war der Cabrio-BMW am Donnerstag erst für 95 Euro zu haben. Noch habe niemand die Probe aufs Exempel gemacht, sagte der Sprecher. Wichtig sei, dass Sixt keine politische Aussage habe machen wollen.
Ifo-Präsident Hans-Werner Sinn hat Griechenland am Mittwoch zum Austritt aus der Eurozone und zur Abwertung der Drachme geraten, um weitere Unruhen zu vermeiden und die Wirtschaft wieder flottzumachen. (rtr/dapd)