Den Haag. . Der mutmaßliche Kriegsverbrecher Ratko Mladic muss am Freitag erstmals vor dem Kriegsverbrecher-Tribunal in Den Haag erscheinen. Der 69-Jährige soll nach der Verlesung der Anklage auf schuldig oder nicht schuldig plädieren.
Ratko Mladic wird sich am Freitag zum ersten Mal vor dem Internationalen Kriegsverbrecher-Tribunal in Den Haag verantworten müssen. Die Anklage gibt dem ehemaligen General die Mitschuld am Massaker von Srebrenica, bei dem bosnisch-serbische Truppen 1995 rund 8000 muslimische Männer und Jungen ermordeten.
Mladic soll sich angesichts der Vorwürfe auf Kriegsverbrechen, Verbrechen gegen die Menschlichkeit und Völkermord am Freitag für „schuldig“ oder „nicht schuldig“ erklären.
Sollte Mladic vor seinen Richtern schweigen, wird dies als Erklärung seiner Unschuld gewertet. Er kann zudem eine Vorbereitungszeit für das Verfahren verlangen. Beobachter fürchten, Mladic und seine Verteidiger werden auf Verzögerungs-Taktiken setzen. Auch die ehemalige politische Führungsfigur der bosnischen Serben Radovan Karadzic versucht, seinen laufenden Prozess in die Länge zu ziehen.
Das Gericht hat „seine Lektion gelernt“
Der ehemalige serbische Präsident Slobodan Milosevic war im Den Haager Gefängnis gestorben, noch bevor die Richter ihr Urteil fällen konnten. Chefankläger Serge Brammertz zufolge hat das Gericht mittlerweile aber ebenfalls „seine Lektion gelernt“. Wie lange das Verfahren gegen Mladic dauern werde und ob es möglicherweise mit jenem gegen Karadizic zusammengelegt werde, wollte Brammertz nicht vorraussagen.
Nachdem Mladic am Dienstagabend von Serbien in die Niederlande überstellt wurde, erhielt er die Anklageschrift und wurde medizinisch untersucht. Er erwartet seinen Auftritt vor Gericht nun in einer Zelle des UN-Tribunals in Den Haag.
Staatsanwalt bezweifelt Krebsdiagnose
Der stellvertretende serbische Staatsanwalt für Kriegsverbrechen hat unterdessen Zweifel an der Krebsdiagnose für den mutmaßlichen Kriegsverbrecher Ratko Mladic geäußert. Dessen Anwalt hatte am Donnerstag ein Dokument präsentiert, wonach sich der frühere Oberbefehlshaber der bosnischen Serben vor zwei Jahren in einem serbischen Krankenhaus wegen Lymphknotenkrebs behandeln ließ.
Staatsanwalt Bruno Vekaric sagte am Donnerstag, das Papier „sieht aus wie eine Ente“. Zudem zog er die darin genannte Diagnose in Zweifel. Zuvor hatte der serbische Verteidigungsminister Dragan Sutanovac dem Anwalt vorgeworfen, die „Öffentlichkeit zu manipulieren“. „Ich glaube diese Geschichte wirklich nicht, aber wir werden der Sache nachgehen“, sagte Sutanovac. (we/dapd)