New York. . Der IWF-Chef wird erst am heutigen Montag dem Haftrichter vorgeführt. Zunächst soll er gerichtsmedizinisch untersucht werden. Das Polizeirevier muss der Top-Banker in Handschellen verlassen.
Der Chef des Internationalen Währungsfonds, Dominique Strauss-Kahn, wehrt sich gegen die Vorwürfe der sexuellen Belästigung eines New Yorker Zimmermädchens. Der 62-Jährige werde „energisch“ gegen die Anschuldigungen vorgehen, sagte sein Anwalt Benjamin Brafman am Sonntagabend, nachdem eine Vorführung des IWF-Chefs vor einen Haftrichter auf Montag vertagt wurde. Strauss-Kahn verließ das Polizeirevier anschließend in Handschellen.
Sein Mandant weise jegliches Fehlverhalten von sich, sagte Brafman vor dem New Yorker Gerichtsgebäude, wo Strauss-Kahn am Montag erscheinen soll. Ein weiterer Anwalt, William Taylor, sagte Journalisten, die Anwälte hätten zugestimmt, dass Strauss-Kahn erst am Montagmorgen (Ortszeit) dem Haftrichter vorgeführt werde. Dies sei darauf zurückzuführen, dass die Polizei weitere Beweise sichern wolle. Die Polizei will nach eigenen Angaben die Kleidung des IWF-Chefs auf DNA-Spuren untersuchen. Strauss-Kahn habe dem „bereitwillig“ zugestimmt, sagte Taylor.
Strauss-Kahn beauftragte mehrere Anwälte mit seiner Verteidigung. Nachdem sich zunächst die Frage gestellt hatte, ob der IWF-Chef diplomatische Immunität genieße, erklärte ein Polizeisprecher später, dies sei nicht der Fall. Strauss-Kahn verließ das Polizeirevier am Abend nach 30 Stunden in Gewahrsam in Handschellen, wie ein AFP-Korrespondent berichtete. Er wurde zu einem Polizeiauto und anschließend zu einem unbekannten Ziel gebracht. Der IWF-Chef sei müde, aber es gehe ihm soweit gut, sagte Taylor.
Dem Banker drohen 20 Jahre Haft
Dem Franzosen werden versuchte Vergewaltigung, sexuelle Belästigung und Freiheitsberaubung eines Zimmermädchens vorgeworfen. Die 32-jährige Hotelangestellte sagte laut Polizei aus, Strauss-Kahn habe sie bedrängt, als er nackt aus der Dusche gekommen sei. Nach Angaben des Fernsehsenders MSNBC soll er sie zum Oralsex gezwungen haben. Die Strauss-Kahn zur Last gelegten Delikte können in den USA mit bis zu 20 Jahren Gefängnis bestraft werden.
Bei dem mutmaßlichen Opfer handelt es sich nach Polizeiangaben um eine schwarze Frau, die seit drei Jahren in dem Hotel der Sofitel-Kette nahe des Times Square in Manhattan arbeitet, wo es am Samstag zu dem Übergriff gekommen sein soll. Bei einer Gegenüberstellung bei der Polizei habe die Frau Strauss-Kahn eindeutig identifiziert, hieß es.
Der IWF-Chef war am Samstagnachmittag auf dem New Yorker John-F. -Kennedy-Flughafen wenige Minuten vor dem Abflug nach Paris von US-Beamten in einer Air-France-Maschine festgenommen worden. Zuvor soll er das Hotel überstürzt verlassen und unter anderem sein Handy zurückgelassen haben. Polizeisprecher John Grimpel sagte, die Beamten seien Strauss-Kahn auf die Spur gekommen, nachdem dieser kurz vor dem Abflug im Hotel angerufen habe, um nach seinem Handy zu fragen. Er habe den Hotelangestellten dann gesagt, wo er sei, damit sie ihm das Handy bringen könnten.
Stellvertreter übernimmt Geschäfte
Angesichts der Verschiebung bei der New Yorker Justiz vertagte auch der IWF-Verwaltungsrat eine für Sonntag geplante Sondersitzung auf Montag, um die „weiteren Entwicklungen in New York abzuwarten“, wie IWF-Sprecher William Murray in Washington mitteilte. Der IWF kündigte an, dass der stellvertretende Chef, John Lipsky, vorerst die Geschäfte übernehmen werde, solange Strauss-Kahn nicht in Washington sei. Am Treffen der Finanzminister der Euro-Gruppe in Brüssel am Montag werde Nemat Shafik, der für die Arbeit des IWF in verschiedenen europäischen Ländern zuständig sei, teilnehmen.afp/rtr