Paris. . Gestern König der Umfragen, heute Häftling in einer New Yorker Arrestzelle: Von diesem tiefen Sturz wird sich Dominique Strauss-Kahn nicht mehr erholen.
Dominique Strauss-Kahn zählt zu den Ausnahmetalenten in Frankreichs politischer Klasse. Blitzgescheit und weltläufig, charmant und überaus beliebt besitzt der Vollblutpolitiker nahezu alle Gaben, die das Bewerberprofil fürs höchste Staatsamt der V. französischen Republik verlangt. Mehr noch: Der IWF-Chef, dem in Finanz- und Wirtschaftsfragen nur wenige das Wasser reichen können, hat sich als sturmerprobter Steuermann in der dramatischen Welt-Finanzkrise profiliert.
Doch nach dem unglaublichen New Yorker Sex-Skandal sind die Türen zum Elysee-Palast, die eben noch sperrangelweit offen standen, wie vernagelt. Gestern König der Umfragen, heute Häftling in einer New Yorker Arrestzelle: Von diesem tiefen Sturz wird sich Dominique Strauss-Kahn nicht mehr erholen – selbst wenn im günstigsten Fall von den Vorwürfen nicht viel übrig bleiben sollte.
Dreißig Jahre nach dem grandiosen Wahlsieg von François Mitterrand, dem bisher einzigen Sozialisten im Elysée nach 1945, durfte die „Parti Socialiste“ von der Macht träumen. Nun plagt sie ein Albtraum. Und lähmende Ratlosigkeit. Wen sollen sie nun Rennen schicken: Martine Aubry, die farblose Vorsitzende, oder François Hollande, ihren ebenfalls nicht gerade charismatischen Vorgänger? Im Elysée-Palast haben sie alle Hände voll zu tun, die grenzenlose Schadenfreude über das Fiasko der Sozialisten zu verbergen. Nicolas Sarkozy, der mit Abstand unbeliebteste Nachkriegspräsident, wittert ein Jahr vor der Wahl wieder Morgenluft.