Berlin. . Deutschlands Polizisten leiden immer mehr unter ihrem Job. „Die Unzufriedenheit ist reisengroß“, sagt Polizeigewerkschafts-Chef Wendt. Schlechte Bezahlung, hohe Arbeitsbelastung und schwierige Arbeitsbedingungen drückten die Stimmung gewaltig.
Die Deutsche Polizeigewerkschaft (DPolG) beklagt wachsenden Frust unter Polizisten. „Die Unzufriedenheit ist riesengroß“, sagte Gewerkschaftschef Rainer Wendt im Interview mit der Nachrichtenagentur dapd in Berlin. Schlechte Bezahlung, hohe Arbeitsbelastung und schwierige Arbeitsbedingungen drückten die Stimmung gewaltig. Der Staat habe die Polizei „mies behandelt“ in den vergangenen Jahren. Die Gewerkschaft der Polizei (GdP) wollte am Freitag eine Studie zur Berufszufriedenheit in der Bundespolizei vorstellen.
„Die Politik hat uns zu häufig belogen“, sagte Wendt. Die Regierung habe immer wieder Besserungen versprochen, aber Kürzungen durchgesetzt. Weihnachtsgeld, Urlaubsgeld und Gehaltszulagen seien nach und nach gestrichen und die Arbeitszeiten verlängert worden. Vom Staat komme zwar mündliches Lob für die Polizei, aber auf dem Papier gebe es drastische Kürzungen beim Einkommen. „Für Lob und Anerkennung gibt es bei uns eine Währung - und die heißt Euro.“
„Die Polizei wird immer älter“
Hinzu kämen weitere Probleme, sagte Wendt. Die Arbeitsbelastung sei bereits hoch und werde noch schlimmer. „Die Polizei wird immer älter.“ In wenigen Jahren werde jeder zweite Polizist in Deutschland älter als 50 Jahre sein. Es würden nicht genug junge Leute eingestellt, obwohl ausreichend Interessenten da seien.
Wendt beklagte, schon jetzt gebe es viele Dienststellen, in denen Beamte mit 55 oder 58 Jahren noch im Nachtdienst auf Streife fahren müssten. „Die sollen dann hinter den Autodieben her rennen und sich mit Krawallmachern rumschlagen“, sagte Wendt. Dies sei ein „mörderischer Zustand“ und berge große gesundheitliche Gefahren. „Der zermürbende Schichtdienst macht die Leute krank.“
„Da ist jeder Respekt verloren gegangen“
Auch die Bereitschaftspolizei müsse viel aushalten bei Großeinsätzen wie Demonstrationen, Castor-Transporten oder Fußballspielen, sagte der Gewerkschafter. Bei Demos würden Polizisten oft beschimpft. Auch die Gewalt gegen Beamte nehme zu. „Da ist jeder Respekt verloren gegangen.“
Mit polizeilichen Mitteln lasse sich an der Gewalt gegen Beamte nichts ändern, sagte Wendt. „Wir brauchen eine Wende in der Gesellschaftspolitik. Deutschland muss konservativer werden.“ Nötig sei mehr Respekt gegenüber Autoritäten - Eltern, Erziehern, Lehrern, aber auch Richtern und Polizisten. Die Beamten müssten bislang den Kopf für die Fehlentwicklung hinhalten. „Die Polizei ist nur Sinnbild für die Staatsverachtung, die um sich greift“, beklagte Wendt. (dapd)