Tokio. . Gute Nachrichten aus Fukushima: Vom havarierten japanischen Atomkraftwerk fließt laut Angaben des Betreibers Tepco kein radioaktiv verseuchtes Wasser mehr ins Meer. Techniker konnten das Leck offenbar mit Flüssigglas abdichten.

Mit der Einspeisung von Stickstoffgas in einen Reaktorbehälter der havarierten japanischen Atomanlage Fukushima will der Betreiber Tepco dort eine drohende Explosion verhindern. Die geplanten Arbeiten beträfen Reaktor 1 der Anlage, da sich dort so viel Wasserstoffgas ansammeln könne, dass es in Reaktion mit Sauerstoff zu einer erneuten Explosion kommen könne, sagte ein Tepco-Mitarbeiter am Mittwoch. Berichten des Senders NTV zufolge könnten die Arbeiten noch am Mittwoch beginnen. Sie sollen demnach mehrere Tage dauern.

In Folge des schweren Erdbebens und des anschließenden Tsunamis vom 11. März hatte es in der Atomanlage bereits mehrere Explosionen gegeben, wodurch das AKW teils schwer beschädigt wurde. Erst in der Nacht war es Tepco gelungen, nach dem tagelangen Auslaufen von stark radioaktiv verseuchtem Wasser das Leck an einer Leitung von Reaktor 2 der Atomanlage zu schließen.

Aus dem havarierten Atomkraftwerk Fukushima in Japan fließt nach Angaben des Betreibers kein hochradioaktives Wasser mehr ins Meer. Das Leck sei mit Hilfe von Flüssigglas geschlossen worden, teilte Tepco am Mittwoch mit. Es sei bereits am Dienstag weniger Wasser aus dem Leck ausgetreten, nachdem Flüssigglas und ein Härtungsmittel eingesetzt worden seien, sagte ein Tepco-Sprecher. „Nun tritt kein Wasser mehr aus.“

Techniker von Tokyo Electric Power (Tepco) hatten sich seit Tagen bemüht, Risse in einem Betonschacht zu schließen. Dabei füllten sie Beton sowie eine Mischung aus Sägespäne, Zeitungen und Kunstharz in den Schacht. Der Durchbruch gelang, als sie Flüssigglas in den Boden unterhalb des Schachts pressten.

Doch noch immer bleibt das Problem, wie die rund 60.000 Tonnen kontaminiertes Meereswasser gelagert werden sollen, mit dem die Brennelemente gekühlt wurden. Tepco hat damit begonnen, insgesamt 11.500 Tonnen schwachradioaktives Wasser von einem Auffangbecken ins Meer abzulassen, um Platz für stärker verstrahltes Wasser zu schaffen. Tepco plant nun, Tanks zu bauen, die so viel Wasser aufnehmen können wie sechs Olympia-Schwimmbecken. Zudem soll ein Schwimmtank umgebaut und eingesetzt werden.

Fische mit erhöhten Cäsium-Werten

Im Pazifik wurde in der Nähe des AKW radioaktives Jod gemessen, das 4800-mal über dem zulässigen Grenzwert lag. Südlich von Fukushima wiesen Medienberichten zufolge Jungfische erhöhte Cäsium-Werte auf. Einen ersten Höhepunkt erreichten die Jodwerte an der Schleuse zum Reaktor 2 am Samstag, als sie 7,5 Millionen Mal den zulässigen Grenzwert überstiegen.

Zugleich bemühten sich die Tepco-Arbeiter, das Kühlsystem in vier durch das Erdbeben und den Tsunami beschädigten Reaktorblöcken wieder in Gang zu setzen. Bis dieses Problem gelöst ist, muss mit Meerwasser gekühlt werden, um eine Überhitzung der Brennelemente und eine Kernschmelze zu verhindern. Die Zeitung „Sankei“ berichtete am Mittwoch, die Regierung und Tepco überprüften derzeit, ob für drei Reaktoren ein externes Kühlsystem neu gebaut werden könnte, um die Brennelemente von außen zu kühlen.

Japan plant 35 Milliarden Dollar für Wiederaufbau

Bei dem Erdbeben am 11. März und der Flutwelle wurden fast 28.000 Menschen getötet oder werden noch vermisst. Die Naturkatastrophe hat nicht nur zehntausende Japaner obdachlos gemacht. Auch die Wirtschaft hat einen schweren Dämpfer erhalten. Die materiellen Schäden werden auf mindestens 300 Milliarden Dollar geschätzt.

Medienberichten zufolge plant die japanische Regierung einen ersten Nachtragshaushalt über 35 Milliarden Dollar zum Wiederaufbau von Straßen, Häfen und Schulen sowie für neue Arbeitsplätze in den schwer zerstörten Regionen im Nordosten des Landes. Neue Schulden sollten dafür aber nicht aufgenommen werden, berichtete die Zeitung „Asahi“. Um das Vertrauen der Märkte nicht zu erschüttern, sollten keine neuen Anleihen begeben werden. Vielmehr sollten die Mittel durch eine Kürzung von Ausgaben an anderer Stelle aufgebracht werden. (rtr)