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Radioaktivität aus dem havarierten Kernkraftwerk in Fukushima setzt sich in der Nahrungskette fest, sagen Experten von Greenpeace und dem WWF. Gefährdet ist etwa der Alaska-Seelachs, der zurzeit noch nicht kontrolliert wird.

Mehr als elf Millionen Liter radioaktiv verseuchtes Wasser hat Japan in den vergangenen Tagen in den Pazifik gepumpt. „Der Grenzwert für Jod zum Beispiel soll vor der Küste Fukushimas um das Sieben-Millionenfache überschritten sein“, sagt Manfred Santen, Chemiker bei Greenpeace. So gigantisch die Zahl klingt – ihre Aussagekraft ist minimal. Messwerte für die weitaus gefährlicheren radioaktiven Schwermetalle Plutonium oder Strontium lägen zurzeit schlicht nicht vor.

„Seit Tschernobyl, seit den radioaktiven Einleitungen der Wiederaufbereitungsanlagen im französischen La Hague und dem englischen Sellafield wissen wir, dass sich Radionuklide in der marinen ­Nahrungskette anreichern“, erklärt WWF-Meeresexperte Stephan Lutter. Sie setzen sich in Plankton, Algen und Tang fest, gelangen über das Sediment und filtrierende Meerestiere wie Muscheln in die ­Nahrungskette. Offensicht­liche Zeichen gebe es nicht: Es werde nicht zum plötzlichen Massenfischsterben kommen. „Die Lebensphase der meisten Meerestiere ist zu kurz, um Langzeitschäden wie zum Beispiel tödliche Tumore zu entwickeln“, so Lutter. Für lang­lebige Meeresbewohner wie Wale und Thunfische sei diese Gefahr hingegen ähnlich wie beim Menschen.

Arbeiten im Problem-Reaktor

Rund 50 Männer kämpfen in dem Atomkraftwerk Fukushima-Daiichi gegen eine mögliche Kernschmelze. Die Männer...
Rund 50 Männer kämpfen in dem Atomkraftwerk Fukushima-Daiichi gegen eine mögliche Kernschmelze. Die Männer... © REUTERS
... sind zum Teil Angestellte des AKW-Betreibers Tepco, zum Teil aber auch Freiwillige. Mit Taschenlampen bahnen sie sich ihren Weg durch das zerstörte Kernkraftwerk, in dem...
... sind zum Teil Angestellte des AKW-Betreibers Tepco, zum Teil aber auch Freiwillige. Mit Taschenlampen bahnen sie sich ihren Weg durch das zerstörte Kernkraftwerk, in dem... © REUTERS
... die Elektrizität ausgefallen ist. Die Techniker prüfen Geräte und kontrollieren die Parameter-Einstellungen an Schalttafeln. Die Helfer...
... die Elektrizität ausgefallen ist. Die Techniker prüfen Geräte und kontrollieren die Parameter-Einstellungen an Schalttafeln. Die Helfer... © REUTERS
... sind der radioaktiven Strahlung ausgesetzt. Ihnen drohen schwere Gesundheitsschäden, vielleicht sogar der Tod. Immer wieder...
... sind der radioaktiven Strahlung ausgesetzt. Ihnen drohen schwere Gesundheitsschäden, vielleicht sogar der Tod. Immer wieder... © AP
... müssen die Männer ihre Arbeit unterbrechen - etwa wenn das Risiko einer Explosion zu groß wird. Immerhin...
... müssen die Männer ihre Arbeit unterbrechen - etwa wenn das Risiko einer Explosion zu groß wird. Immerhin... © Tokyo Electric Power Co./a
... konnten die Helfer einen ersten Erfolg verbuchen: Die Stromversorgung...
... konnten die Helfer einen ersten Erfolg verbuchen: Die Stromversorgung... © REUTERS
... zum Kontrollraum des ersten Reaktors wurde wiederhergestellt. Am Donnerstag sei in der dortigen Schaltzentrale...
... zum Kontrollraum des ersten Reaktors wurde wiederhergestellt. Am Donnerstag sei in der dortigen Schaltzentrale... © AP
... die Beleuchtung wieder angegangen, berichten die Behörden. Es sei aber noch nicht klar, ...
... die Beleuchtung wieder angegangen, berichten die Behörden. Es sei aber noch nicht klar, ... © AP
... ob damit auch das Kühlsystem des Reaktors 1 wieder in Betrieb gehen könne. Zuvor...
... ob damit auch das Kühlsystem des Reaktors 1 wieder in Betrieb gehen könne. Zuvor... © REUTERS
... hatten Polizei und Armee bereits versucht, mit Wasserwerfern und...
... hatten Polizei und Armee bereits versucht, mit Wasserwerfern und... © Reuters
... Löschflugzeugen die Reaktoren zu kühlen. Bilder aus dem Herbst 2010...
... Löschflugzeugen die Reaktoren zu kühlen. Bilder aus dem Herbst 2010... © REUTERS
... zeigen den Alltag in dem Atomkraftwerk vor der Katastrophe. Mehrere...
... zeigen den Alltag in dem Atomkraftwerk vor der Katastrophe. Mehrere... © AP
... hundert Menschen arbeiteten in dem Kernkraftwerk. Heute ist...
... hundert Menschen arbeiteten in dem Kernkraftwerk. Heute ist... © AP
... die Gegend rum um den Meiler evakuiert. Eine Bannzone...
... die Gegend rum um den Meiler evakuiert. Eine Bannzone... © REUTERS
... im Umkreis von 30 Kilometern wurde errichtet. Die Folgeschäden...
... im Umkreis von 30 Kilometern wurde errichtet. Die Folgeschäden... © REUTERS
... der Katastrophe für die Helfer und die Bürger in Japan sind dennoch ungewiss.
... der Katastrophe für die Helfer und die Bürger in Japan sind dennoch ungewiss. © Tokyo Electric Power Co./a
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Gefahr für den Alaska-Seelachs für den europäischen Markt

Ein weiterer Aspekt macht Tierschützern und Ernährungswissenschaftlern Sorge. Zwar verdünne sich in den Weiten der Ozeane die schädliche Konzentration. Die ­Küste vor Fukushima zähle mit ihren 1337 unterschied­lichen Tierarten zu den drei reichsten Fischgründen der Welt. Hier streicht der warme Kurushio-Strom, ähnlich dem Golfstrom im Atlantik, vorbei. „Er transportiert das radioaktiv belastete Wasser – wie ein Fluss im Meer – Richtung Kalifornien und in den russischen Teil der Beringsee“, erklären Lutter und Santen unisono.

Hier, im hohen Norden, liege ein bevorzugtes Fanggebiet der russischen und chinesischen Fischereiflotte, erläutert Santen. „Dort wird der Alaska-Seelachs auch für den euro­päischen Markt gefangen“, sagt er. Je nach radioaktiver Nachschub-Rate aus Fukushima könne der beliebte Speisefisch aus dem für den Verbraucher von der Welternährungsorganisation festgelegten Fanggebiet FAO61 in Zukunft hochbelastet sein. Momentan werde er allerdings, anders als die Direktimporte aus Japan, an den europäischen Grenzen nicht auf radioaktive Belastung kontrolliert.

„Es gibt keine ungefährlich niedrigen Dosen für die Strahlung im Körper“

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Von DerWesten

Apropos radioaktive Belastung: Die „Essensretter“ von Foodwatch kritisieren die seit Ende März erhöhten Grenzwerte für Nahrungsmittel aus Japan. „Wenn die EU vorsorgenden Gesundheitsschutz gewährleisten will, wäre ein Importstopp die effektivere Maßnahme“, schimpft Foodwatch-Chef Thilo Bode.

Denn: „Es gibt keine ungefährlich niedrigen Dosen für die Strahlung im Körper, auch wenn uns das Politiker immer wieder gebetsmühlenartig glauben machen wollen“, sagt Lutter. Jeder einzelne Strahler im Gewebe erhöhe, statistisch gesehen und auf die Bevölkerung bezogen, das langfristige Krebsrisiko.