Tokio/New York. . Nach der nuklearen Katastrophe im japanischen Fukushima will der Betreiber des Atomkraftwerks die Opfer entschädigen. Die Aktie des Unternehmens fiel indes auf ein Rekordtief. Und noch immer wird radioaktiv verseuchtes Wasser in den Pazifik geleitet.

Der Betreiber des havarierten Atomkraftwerkes bei Fukushima in Japan, Tokyo Electric Power (Tepco), hat angekündigt, die örtlichen Behörden für die radioaktive Verstrahlung und Evakuierungen zu entschädigen. Der Konzern erklärte am Dienstag zwar, noch sei weder über die Höhe entschieden, noch darüber welche und wie viele Kommunen mit Geldern rechnen könnten. Doch in Tokio sorgten diese Nachricht und die anhaltenden Probleme im Atomkraftwerk Fukushima für ein Rekordtief der Tepco-Aktie, das auch die Börse ins Minus zog.

Die Tepco-Papiere stürzten zeitweise um 15 Prozent auf 376 Yen. Am Mittag notierten sie noch elf Prozent im Minus um 393 Yen. Zuletzt hatte die Tepco-Aktie im Dezember 1951 mit 393 ihren niedrigsten Kurs erreicht.

Die Zeitung „Yomiuri“ hatte zuvor berichtet, Tepco werde schon mit Entschädigungszahlungen beginnen, bevor die Schäden durch die Katastrophe überhaupt berechnet sind. Mittel sollten diejenigen erhalten, die wegen des AKW-Unfalls ihre Häuser verlassen mussten oder sonst Schaden erlitten haben.

Zunächst den Schaden beziffern

Tepco erklärte dagegen, über die Zahlungen sei noch nicht entschieden. Zudem verschob der Konzern die ursprünglich für den 28. April geplante Bekanntgabe seiner Geschäftszahlen. Zunächst müsse der Schaden beziffert werden, der durch die Havarie infolge des Erdbebens und des Tsunamis am 11. März entstanden sind.

„Wenn wir all die Menschen und Unternehmen bedenken, die durch den AKW-Unfall betroffen sind, und wenn wir die Entschädigungszahlungen, die geleistet werden müssten, berücksichtigen, dann gibt es keine Möglichkeit, die Anteilseigner völlig zu schützen“, sagte ein Analyst von Mitsubishi UFJ Morgan Stanley Securities.

10.000 Tonnen verstrahltes Meerwasser

Tepco ließ am Montag mehr als 10.000 Tonnen radioaktiv verstrahltes Meerwasser in die See ab. Dadurch sollen Auffangbecken in dem AKW freigemacht werden für noch stärker kontaminiertes Wasser. Insgesamt ist es nach Angaben japanischer Behörden nötig, 11.500 Tonnen kontaminiertes Wasser abzulassen.

Die Maßnahme sei leider unvermeidlich, sagte Regierungssprecher Yukio Edano bei einer Pressekonferenz. Nur auf diese könne verhindert werden, dass sich noch stärker kontaminiertes Wasser ausbreite. „Wir verklappen radioaktives Wasser, und das tut uns sehr leid“, sagte Edano.

Das radioaktiv verseuchte Wasser stellt aber nach Ansicht von US-Experten keine große Gefahr für Meerestiere dar. Weil die Radioaktivität sehr schnell im Ozean verdünnt werde, sei auch der Verzehr von Meerestieren wenig bedenklich, sagte William Burnett von der Florida State University am Dienstag.

Lediglich im unmittelbaren Umfeld der beschädigten Reaktoren könne es zu genetischen Mutationen kommen, wenn die Einleitung von radioaktiv belastetem Wasser über einen längeren Zeitraum andauere. Bereits ab einer Entfernung von rund 800 Metern bestehe aber kein Risiko, falls die Situation nicht weiter eskaliere, sagte Burnett.

Messungen hätten ergeben, dass die radioaktive Belastung des Meeres rund 30 Kilometer vor der Küste bereits tausendfach geringer sei, als unmittelbar vor dem Kraftwerk, sagte Ken Buesseler vom Ozeanografischen Institut Woods Hole im US-Staat Massachusetts. Die Gefahr durch kontaminierte Nahrungsmittel aus dem Meer sei daher deutlich geringer als die durch Strahlenbelastung an Land.

Russisches Schiff soll helfen

Im Bemühen, das von einem Erdbeben schwer beschädigte Kraftwerk zu dekontaminieren, bat die japanische Regierung inzwischen zudem Russland um die Bereitstellung eines Schiffes, das speziell für die Entsorgung atomarer Abfälle gerüstet ist.(rtr/dapd)