Madrid. . Libysche Rebellen wollen Gaddafis Heimatstadt Sirte einnehmen. Die Widerstandskämpfer erzählen von Gräueltaten der Gaddafi-Truppen. Von Vergewaltigungen und Hinrichtungen ist die Rede. Der Diktator wirft indes der Nato vor, Zivlisten zu töten.

Die Truppen des libyschen Diktators Muammar Gaddafi müssen sich immer weiter zurückziehen. Gaddafis Soldaten hinterlassen aber verbrannte Erde.

Berichte über Vergewaltigungen, Entführungen und Hinrichtungen von Regimegegnern mehren sich. Am Montag rückten die Oppositionskräfte Richtung Gaddafis Geburtsstadt Sirte vor. Meldungen, dass Sirte eingenommen worden sei, bestätigten sich zunächst nicht.

Ärzte aus der im Osten liegenden Stadt Ajdabiya, die von der Opposition zurückerobert worden war, berichten unterdessen, dass Gaddafis Soldaten Anhängerinnen der Aufständischen offenbar systematisch vergewaltigten. Viele Sympathisanten der Opposition seien verschleppt worden und seitdem spurlos verschwunden. In ganz Libyen seien „Tausende von Zivilisten“ gekidnappt worden, beklagt auch die libysche Gegenregierung in Bengasi.

„Wir werden alle Frauen, die auf Seiten der Opposition sind, holen und vergewaltigen“, drohten Gaddafis Militärs, die Ajdabiya eine Woche lang belagert hatten. Ein Arzt berichtete im arabischen TV- Sender Al Dschasira, dass Gaddafis Schergen sexuellen Missbrauch als Waffe gegen die weibliche Bevölkerung einsetzten. Er habe sogar Viagra-Pillen in den Taschen toter Gaddafi-Soldaten gefunden.

Der Chirurg Suleiman Refadi aus Ajdabiya beklagte in Al Dschasira, dass Gaddafis Einheiten Ärzte beschießen und kidnappen. Drei Kollegen seien verschleppt worden, als sie mit einem Krankenwagen Verletzte auf der Straße bergen wollten. Mediziner aus anderen Orten berichteten, dass Verletzte gleich auf der Straße oder in Krankenhäusern von Gaddafis Soldaten erschossen wurden. Zudem werden Hospitäler immer wieder unter Feuer genommen.

Die Horrorberichte decken sich mit Zeugenangaben aus Städten, in denen Gaddafis Truppen die Kontrolle haben: Häuser werden durchsucht, Oppositionelle verschleppt, Leichen zur Abschreckung auf die Straßen geworfen. Viele werden in Massengräbern verscharrt. Eine Arbeitsgruppe der UN-Hochkommissarin für Menschenrechte, Navi Pillay, befürchtet, dass Hunderte verschleppt wurden.