Tripolis. . Nach Tagen des Schweigens hat sich der libysche Machthaber erstmals wieder zu Wort gemeldet. Gaddafi trat im Staatsfernsehen auf und gab sich dort selbstsicher. In der Nacht flogen die Alliierten wieder Angriffe auf die Hauptstadt Tripolis.
Trotz der massiven Angriffe internationaler Truppen gegen seine Streitkräfte hat sich Libyens Machthaber Muammar el Gaddafi unnachgiebig gezeigt. Sein Land sei „zum Kampf bereit“, auch wenn er lange dauern werde, sagte er in der Nacht zum Mittwoch in einer vom Staatsfernsehen übertragenen Ansprache. Indes setzten die Mitglieder des Militärbündnisses gegen Gaddafi ihre Debatte über eine Führungsstruktur für den Einsatz fort.
„Wir werden diese Schlacht gewinnen“, sagte Gaddafi vor seiner Residenz in der Hauptstadt Tripolis. „Die Massen“ seien „die beste Verteidigung“ gegen Luftangriffe. Sein Land sei „bereit zum Kampf“. Zugleich flogen die internationalen Truppen auch in der Nacht weiter Luftangriffe in der Nähe der ostlibyschen Stadt Misrata. Dortige Aufständische sagten, sie befänden sich noch immer unter dem Beschuss von Gaddafis Truppen. Am Dienstag seien in der Stadt vier Kinder getötet worden. In der westlichen Stadt Jafran kamen nach Berichten von Einwohnern neun Menschen bei Gefechten ums Leben.
USA reduzieren Flüge
Nach Angaben von US-Präsident Barack Obama reduzierten die USA die Zahl ihrer Flüge über Libyen. Es gebe „einen deutlichen Rückgang der Flüge amerikanischer Maschinen“ über dem Land. Die USA könnten „in Kürze“ Auskunft darüber geben, ob die angestrebte Flugverbotszone über Libyen durchgesetzt sei, sagte Obama. Das Weiße Haus teilte mit, der Präsident werde am Mittwoch mit seinem Sicherheitsstab zusammenzukommen.
US-Außenministerin Hillary Clinton sagte dem US-Fernsehsender ABC, Gefolgsleute Gaddafis hätten Vertreter zahlreicher Staaten „in aller Welt“ kontaktiert, um Szenarien für ein Ende der Kämpfe in Libyen auszuloten. Entsprechende Anfragen seien ihr aus „Afrika, dem Nahen Osten, Europa, Nordamerika und darüber hinaus“ bekannt. Die Ministerin sagte zudem, dass ihr Land von mehreren Seiten Bestätigungen über den Tod eines Sohns Gaddafis erhalten habe.
Sohn Gaddafis offenbar getötet
In Tripolis ließ die libysche Führung zwei seit Samstag von der Armee festgehaltene Journalisten der Nachrichtenagentur AFP frei. Auch ihr ebenfalls festgenommener Kollege der Bildagentur Getty sei wieder auf freiem Fuß, sagte ein AFP-Korrespondent. Ein Sprecher der libyschen Führung hatte der Agentur zuvor gesagt, die drei Journalisten befänden sich in Tripolis und sollten bald freikommen. Sie könnten dann „ihre Familien sehen“ oder in Libyen „bleiben und legal in Tripolis arbeiten“.
Die USA, Frankreich und Großbritannien verständigten sich nach Angaben des Weißen Hauses zudem auf eine Führungsrolle der Nato für den Militäreinsatz. Obama habe hierzu mit Frankreichs Staatschef Nicolas Sarkozy und dem britischen Premierminister David Cameron telefoniert, sagte ein Sprecher Obamas. Obama selbst sagte, er erwarte „in den kommenden Tagen“ eine Einigung über die künftige Struktur des Einsatzes. Frankreichs Außenminister Alain Juppé schlug einen Außenministerrat der beteiligten Staaten unter Einschluss der arabischen Länder als Führungsgremium für den Einsatz vor.
Führungshoheit noch immer unklar
Die Mitgliedsstaaten der Nato diskutieren seit Tagen über die Rolle der Militärallianz. Unter der Führung von Frankreich, Großbritannien und den USA fliegt eine internationale Koalition seit Samstag auf Grundlage einer UN-Resolution Luftangriffe gegen Gaddafi-Truppen. Die Nato konnte jedoch noch keine Einigkeit über ihre Beteiligung an dem Einsatz herbeiführen. Sie verständigte sich aber darauf, auf dem Mittelmeer ein Waffenembargo gegen Tripolis durchzusetzen.
Als Reaktion darauf zog Deutschland sich aus den Operationen des Bündnisses im Mittelmeer zurück. Nach Angaben des Bundesverteidigungsministeriums sollen zwei Fregatten und zwei Boote der deutschen Marine mit insgesamt rund 550 Soldaten wieder unter deutsches Kommando gestellt werden, weil bei der Durchsetzung des Embargos möglicherweise der Einsatz von Waffengewalt erforderlich werde. Daran werde Deutschland sich nicht beteiligen. (afp)