Tripolis. . Die alliierten Streitkräfte haben in der Nacht zu Dienstag ihre Angriffe in Libyen fortgesetzt. Sie nahmen auch Ziele in der Hauptstadt Tripolis sowie in der Wüstenstadt Sebha ins Visier. Libyen scheiterte unterdessen mit einem Antrag im Weltsicherheitsrat.

Dritte Welle der Luftangriffe gegen Libyen: Nach Berichten des libyschen Fernsehens bombardierten die Koalitionsstreitkräfte in der Nacht zum Dienstag erneut Ziele in Tripolis. Deren Sprecher hatten zuvor erklärt, nachdem mit der Intervention der Vormarsch der Truppen von Machthaber Muammar al Gaddafi im Osten gestoppt worden sei, solle die Flugverbotszone nun auch auf die Hauptstadt ausgeweitet werden.

US-Präsident Barack Obama betonte unterdessen bei seinem Besuch in Chile, der zurzeit noch von den USA geführte Einsatz gehe nicht über das Mandat des Sicherheitsrats hinaus, die Zivilbevölkerung vor Angriffen der Truppen Gaddafis zu schützen. Daraus schlossen Beobachter, dass die Koalition nicht direkt auf einen Sturz Gaddafis hinwirke, obwohl Obama erklärte: „Es ist amerikanische Politik, dass Gaddafi zu gehen hat.“

Radareinrichtungen angegriffen

Dem Fernsehsender Al-Dschasira zufolge griffen die Verbündeten am Abend auch Radareinrichtungen zweier Luftabwehr-Stützpunkte im Osten des Landes an. Nach Angaben eines libyschen Regierungssprechers nahm die Militärallianz im Rahmen ihrer Angriffe am Montag auch die Wüstenstadt Sebha, eine Hochburg von Gaddafi, ins Visier. Sebha werde „bedroht“, bombardiert worden sei die Stadt aber nicht. Bei „Luft- und Raketenangriffen“ auf Städte wie Suara, Misrata und Sirte habe es hingegen „zahlreiche zivile Opfer“ gegeben. Die Stadt Sebha gilt als strategisch wichtiger Ort, da Gaddafis Stamm von dort stammt und sie zudem einen Militärflughafen beherbergt.

Der US-Kommandeur der Angriffe, General Carter Ham, sagte, es sei keine Luftunterstützung für Rebellen geplant. Es könne sein, dass es Gaddafi gelinge, über das Bombardement hinaus an der Macht zu bleiben und dass es zu einem Patt zwischen seinen Truppen und den Rebellen komme, sagte er. Die Koalitionsstreitkräfte hätten in dieser Situation das Flugverbot durchzusetzen.

Die USA gehen jedoch davon aus, dass die Zahl der Angriffe in den kommenden Tagen nachlässt. „Ich denke dass wir einen Rückgang in der Häufigkeit der Angriffe erleben werden, solange nicht etwas ungewöhnliches oder unerwartetes geschieht“, sagte Ham vor Journalisten in Washington.

Adschdabija und Misrata weiter umkämpft

Ein Berater des französischen Staatspräsidenten Nicholas Sarkozy, Henri Guaino, sagte, der alliierte Einsatz werde „noch eine Weile“ dauern. In den von Gaddafis Truppen belagerten Städten Adschdabija im Osten und Misrata im Westen wurde am Montag gekämpft. In der Umgebung von Bengasi gab es nach Berichten amerikanischer und französischer Militärsprecher infolge der Luftangriffe kaum noch Kampfhandlungen.

Der UN-Sicherheitsrat lehnte unterdessen einen Antrag Libyens auf eine Dringlichkeitssitzung wegen des Vorgehens der internationalen Militärallianz ab. Der libysche Außenminister Mussa Kussa hatte den Truppen in einem Schreiben an das Gremium in New York „militärische Aggression“ vorgeworfen. Frankreich und die USA bombardierten zivile Ziele, der Einsatz müsse daher sofort beendet werden, schrieb Kussa am Samstag.

Der Weltsicherheitsrat lehnte nach Beratungen hinter verschlossenen Türen die geforderte Sondersitzung ab. Am Donnerstag soll es aber eine Beratung mit UN-Generalsekretär Ban Ki Moon geben. (dapd/rtr/afp)