Washington. . Die Lage in Libyen spitzt sich zu. Deswegen hat US-Präsident Barack Obama einen Einsatz der US-Streitkräfte nicht ausgeschlossen. Er wolle sich „die ganze Palette an Optionen“ vorbehalten, sagte er und kündigte eine Luftbrücke an.
US-Präsident Barack Obama hat angesichts der Lage in Libyen einen weitergehenden Einsatz der US-Streitkräfte nicht ausgeschlossen. Im Umgang mit dem Konflikt behalte sich sein Land „die ganze Palette an Optionen“ vor, sagte Obama am Donnerstag in Washington. Der US-Präsident kündigte eine Luftbrücke an, um aus Libyen geflohene Ägypter in ihre Heimat zu bringen.
Die USA würden sich in ihren Entscheidungen „nicht fesseln lassen“, sagte Obama. Die weiteren Schritte würden in Abstimmung mit der internationalen Gemeinschaft getroffen. Dabei lasse sich sein Land davon leiten, „was für das libysche Volk das Beste ist“. Obama forderte erneut den Machtverzicht von Libyens Revolutionsführer Muammar el Gaddafi. „Gaddafi hat jegliche Legitimation zur Führung des Landes verloren und muss weichen“, sagte Obama. „Die USA und die gesamte Welt sind weiterhin empört über die abstoßende Gewalt gegen das libysche Volk.“
Ölpreis steigt weiter
Für die Luftbrücke habe er den Einsatz der US-Luftwaffe in Tunesiens Grenzgebiet zu Libyen angeordnet, wo viele ägyptische Gastarbeiter nach ihrer Flucht gestrandet sind, sagte Obama. Zudem habe er die Anmietung von Zivilflugzeugen genehmigt, um andere geflohene Ausländer aus der Grenzregion in ihre Heimat zurückzubringen. In den vergangenen Tagen waren zehntausende ausländische Arbeiter aus Libyen geflohen. Viele sitzen völlig mittellos in der Grenzregion zu Tunesien fest.
Unterdessen erneuerte der venezolanische Präsident Hugo Chávez sein Vermittlungsangebot. Sollte der Konflikt mit der Opposition in dem nordafrikanischen Land nicht beigelegt werden, werde der Ölpreis weiter steigen, sagte Chávez am Donnerstag in Caracas. Die libyschen Rebellen lehnten den Vorschlag ab.
Bereits 1000 Menschen ums Leben gekommen
Gaddafis Sohn Saif sagte dem britischen Fernsehsender Sky News, die Luftangriffe auf Brega vom Donnerstag hätten die Rebellen nur „erschrecken“ sollen. Die eigentliche Stadt sei weit von den Zielen der libyschen Luftwaffe entfernt gewesen. Nach UN-Schätzungen kamen seit Beginn der Unruhen mindestens 1000 Menschen ums Leben; mehr als 100.000 Menschen hätten das Land verlassen.
Heimkehr aus Libyen
Unterdessen räumte ein Sprecher des Schweizer Außenministeriums ein, mehr als eine Million Euro an Gaddafi-Sohn Hannibal gezahlt zu haben. Nach der Freilassung eines Schweizer Geschäftsmannes sei die Summe Mitte vergangenen Jahres unter deutscher Vermittlung transferiert worden. Es sei verabredet gewesen, dass das Geld für „humanitäre Zwecke“ eingesetzt werde. Hannibal Gaddafi war 2008 gemeinsam mit seiner schwangeren Frau in Genf vorübergehend festgenommen worden, weil sie Hausangestellte misshandelt haben sollen. Zwei Schweizer Geschäftsleute wurden daraufhin in Libyen lange Zeit festgehalten.
In Großbritannien zog sich der Direktor der angesehenen London School of Economics von seinem Posten zurück, weil er 350.000 Euro von Gaddafi-Sohn Saif angenommen hatte. Wegen der Spende und seiner eigenen Reise nach Libyen habe der Ruf der Universität gelitten, erklärte Howard Davies am Donnerstag. (afp)