Den Haag. . Die Regierung des libyschen Staatschefs Muammar al Gaddafi hält drei NATO-Soldaten fest: Die niederländischen Marineinfanteristen wurden bereits am Sonntag bei einer missglückten Evakuierungsaktion von Gaddafi-treuen Truppen gefangengenommen.
Die Regierung des libyschen Staatschefs Muammar al Gaddafi hält drei NATO-Soldaten fest: Die niederländischen Marineinfanteristen wurden nach Angaben der Regierung in Den Haag vom Donnerstag bereits am Sonntag bei einer missglückten Evakuierungsaktion von Gaddafi-treuen Truppen gefangengenommen.
Im Osten griffen Kampfflugzeuge am Donnerstag Augenzeugen zufolge einen Ölhafen an. Die US-Regierung rückte unterdessen zusehends von der Option eines militärischen Eingreifens ab.
Der Sprecher des Haager Verteidigungsministeriums, Otte Beeksma, sagte der Nachrichtenagentur, es liefen „intensive Verhandlungen“ mit Gaddafis Regierung, um die Soldaten frei zu bekommen. Sie seien am Sonntag bei einer Evakuierungsaktion für niederländische Arbeiter in Libyen gefangen genommen worden, als ihr Hubschrauber in Sirte landete. Auf die Frage, ob die niederländische Regierung die Gefangennahme ihrer Soldaten als Geiselnahme betrachte, sagte Beeksma: „Sie werden von den libyschen Behörden festgehalten.“
Der Hubschrauber war vom Marineschiff „HMS Tromp“ gekommen, das vor der libyschen Küste vor Anker gegangen ist, um bei Evakuierungsmaßnahmen behilflich zu sein. Zwei weitere Personen, die von den Soldaten gerettet werden sollten und ebenfalls gefangen wurden, sind mittlerweile entlassen und haben Libyen verlassen.
Luftangriff im Osten Libyens
Libysche Kampfflugzeuge haben am Donnerstag den von Rebellen gehaltenen Ölhafen Brega im Osten des Landes angegriffen. Das berichteten Augenzeugen. Es sei ihnen nicht möglich gewesen, das genaue Ziel des Angriffs zu identifizieren. Höchst wahrscheinlich handele es sich um eine Landebahn, die zu einer riesigen Ölanlage gehöre.
Am Mittwoch hatten die Anhänger der Protestbewegung einen Angriff von Truppen des libyschen Staatschefs al Gaddafi in der Region Brega-Adschdabija zurückgeschlagen. Die Kämpfe zogen sich mehrere Stunden hin, ein Mitarbeiter eines Leichenschauhauses in der nahegelegenen Stadt Adschdabija sagte, die Zahl der dabei getöteten Menschen sei am Donnerstag auf 14 gestiegen.
Zehntausende Flüchtlinge warten an der Grenze
Zehntausende Menschen auf der Flucht vor den Unruhen in Libyen haben am Mittwoch die Grenzübergänge überrannt. Die Zahl der Flüchtlinge hat nach UN-Angaben mittlerweile die Marke von 180.000 überschritten. Allein 77.320 Menschen hätten die Grenze von Libyen nach Ägypten überschritten, sagte die Sprecherin des UN-Flüchtlingshilfswerks, Melissa Fleming, der Nachrichtenagentur AP in Genf. Etwa dieselbe Zahl Menschen sei nach Tunesien geflüchtet, 30.000 weitere warteten an der Grenze.
„Viele, viele verängstigte Flüchtlinge“, zumeist Ägypter und Tunesier, harrten in der Hauptstadt Tripolis aus, sagte Fleming. Sie hätten Angst, im Fall einer Flucht von Truppen des Machthabers Muammar al Gaddafi ins Visier genommen zu werden. Der mache sie als Anstifter für die Aufstände verantwortlich, nachdem Proteste in Tunesien und Ägypten die dortigen Machthaber vertrieben haben.
Unterdessen laufen Hilfebemühungen an. Die US-Botschafterin in Genf, Betty King, versprach US-Hilfe in Höhe von 12 Millionen Dollar (8,7 Millionen Euro) für die Evakuierung der Flüchtlinge. Die UN stellten fünf Millionen Dollar aus ihrem Nothilfetopf für Hilfsmaßnahmen bereit. Spaniens Ministerpräsident Jose Luis Zapatero sagte während eines Tunesienbesuchs am Mittwoch, sein Land habe 30 Tonnen an humanitärer Hilfe an die tunesisch-libysche Grenze entsandt und ein zweites Flugzeug stehe bereit.
Gates gegen „loses Gerede“
Die US-Regierung rückt zunehmend von der Option einer militärischen Intervention gegen den libyschen Staatschef Muammar al Gaddafi ab. Das „lose Gerede“ über einen Kriegseinsatz in Libyen müsse aufhören, sagte Verteidigungsminister Robert Gates am Mittwoch in Washington.
„Lasst uns die Dinge beim Namen nennen“, sagte Gates vor einem Kongressausschuss. „Eine Flugverbotszone beginnt mit einem Angriff auf Libyen.“ Nur mit einem kriegerischen Akt - zudem gegen ein arabisches Land - könne die libysche Luftwaffe am Boden gezwungen werden. Beobachter hörten aus Gates Ausführungen heraus: Nach dem Irak und Afghanistan wollen die USA nicht in einen dritten Krieg gezogen werden.
Gates wies daraufhin, dass für die Durchsetzung eines Flugverbots ein Flugzeugträger - der typischerweise über 75 Kampfjets verfügt - nicht ausreichen würde. „Das ist also eine große Operation in einem großen Land“, sagte er. Zudem müsste sie vom UN-Sicherheitsrat beschlossen werden. (afp(dapd)