Berlin.

Beide sind Juristen, von ähnlicher Statur, liegen nur drei Jahre auseinander, sind verheiratet und dreifache Väter. In der Politik zählen sie zu den Generalisten. Und so trocken wie ihre Doktorarbeiten über die Testamentsvollstreckung oder das Kartellrecht, so kommen auch Thomas de Maizière und Hans- Peter Friedrich (53) daher: Unglamourös und ganz anders als Karl-Theodor zu Guttenberg, für dessen Nachfolge sie sich in die Pflicht nehmen ließen.

De Maizière, bisher Innen­minister, bekommt das Kommando über die Bundeswehr. Friedrich folgt dem CDU-Mann. Fortan steht die CSU für innere Sicherheit.

Friedrich verließ München gestern in der Annahme, dass Bayerns Innenminister Joachim Herrmann den Job übernimmt. In Berlin erfuhr er, dass der Parteifreund sich sperrte und er ran müsse. De Maizière (57) musste nicht zu seinem Glück gezwungen werden, hinterlässt aber einen unerledigten Auftrag, was ihn wurmen dürfte. Er wollte die Bundespolizei neu aufstellen. Das soll Friedrich erledigen – oder nicht. Herrmann hält nichts von der Reform und die Interessen des Freistaats gehen für CSU-Minister vor.

Der Streitbare

In Merkels Beuteschema passen beide: Die Kanzlerin schart gern Männer um sich, die mehr an Sachfragen als an Machtfragen interessiert sind. Friedrich gibt den schönsten Job der CSU auf, die Führung ihrer Landesgruppe. Um es mit CSU-Chef Horst Seehofer zu sagen: „Überall dabei, ­nirgends Verantwortung“.

De Maizières Auftrag lautet: Die Bundeswehrreform stemmen. Ohne Geld und Rekruten, ohne ein Konzept für die Schließung der Kasernen. Eine offene Baustelle.

Es gibt auch Unterschiede: De Maizière ist der Kanzlerin freundschaftlich verbunden; viel distanzierter: Friedrich. Letztes Jahr zieh er Merkel der Führungsschwäche. Für ihn sprach neben der Kompetenz die fränkische Herkunft. Alle bayrischen Stämme, wie es bei CSU heißt, sollen sich halt politisch repräsentiert fühlen.

Der Vielseitige

Das Fingerhakeln mit der FDP gehört zu den Grundfertigkeiten eines CSU-Politikers. Die FDP besetzt das Justizministerium; als würde das allein nicht schon für Reizpunkte sorgen, wird das Ressort obendrein von einer bayrischen Liberalen geleitet.

Friedrich wird im Streit um die ­Vorratsdatenspeicherung dem Konflikt nicht aus dem Weg gehen. Aber eigentlich ist er ein besonnener Typ. Er wird als Scharnier zwischen CDU, CSU und FDP wirken.

Das würde auch de Maizières Naturell entsprechen, Merkels Vielseitigstem. In den letzten Jahrzehnten hatte er fünf verschiedene Ministersessel inne. In Sachsen war er für Finanzen, Justiz und Inneres verantwortlich, bevor er 2005 Kanzleramtschef wurde.

Der Staatsbürger in Uniform

Vier Jahre ließ er Interesse an zwei Alternativen erkennen: Innen- oder Verteidigungsminister oder weiter im Kanzleramt. Er wurde Innenminister. Das andere Feld verlor nie seine Anziehungskraft. Das Soldatische ist dem Spross einer Hugenotten-Familie in die Wiege gelegt. Sein Vater Ulrich de Maizière, der im nächsten Jahr 100 geworden wäre, war bis 1972 der oberste General der Bundeswehr. Gerade auf ihn geht das Modell „Staatsbürger in Uniform“ zurück; das Bild des maßvollen, eigenständig ­denkenden Soldaten.

Loyalität und Vertrauen

Vater de Maizière, der kein aktiver Teil des Widerstands, aber auch kein Nazi-Anhänger war, wusste warum. 1945 erlebte er als General im Führerbunker, was es heißt, wenn ein Hitler die Nerven verlor. „Drängen zum Handeln und zur Entscheidung, ohne ungeduldig zu sein oder gar vorschnell zu reagieren“, die Direktive des Vaters wird Thomas de Maizière beherzigen. Der Cousin des letzten DDR-Regierungschefs gilt als sachlicher Entscheider und Analytiker. Loyalität, Treue, Vertrauen bedeuten ihm viel. De Maizière lebt diese Werte vor.