Essen/Brüssel. . Mit scharfen Sanktionen will der Westen den libyschen Machthaber Gaddafi in die Knie zwingen. Gleichzeitig ist die Diskussion um ein militärisches Eingreifen entbrannt. Ein Friedensforscher sprach sich für eine militärische Intervention aus.

In Libyen eskaliert die Gewalt, international herrscht Entsetzen über das brutale Vorgehen der libyschen Führung um Machthaber Muammar el Gaddafi gegen Demonstranten. Mit scharfen Sanktionen will der Westen den libyschen Machthaber in die Knie zwingen.

Muammar al Gaddafi

Auf den Straßen von Bengasi...
Auf den Straßen von Bengasi...
...feiern die Menschen den Einzug...
...feiern die Menschen den Einzug...
... der libyschen Rebellen nach Tripolis. Viele der feiernden Menschen...
... der libyschen Rebellen nach Tripolis. Viele der feiernden Menschen...
... dürften den gleichen Wunsch haben: Diese Männer bringen ihn mit einem selbst gemalten Plakat deutlich zur Geltung. 42 Jahre...
... dürften den gleichen Wunsch haben: Diese Männer bringen ihn mit einem selbst gemalten Plakat deutlich zur Geltung. 42 Jahre...
... Regierungszeit machten  Muammar al Gaddafi zu Afrikas dienstältestem Herrscher, er selbst nannte sich deshalb den
... Regierungszeit machten Muammar al Gaddafi zu Afrikas dienstältestem Herrscher, er selbst nannte sich deshalb den "König der afrikanischen Könige". Oberst Gaddafi, nach eigenen Worten 1942 in einem Beduinenstamm ... © AP/Sergei Grits
... in der Wüste nahe der Stadt Surt geboren, putschte sich im September 1969 unblutig an die Macht und rief wenige Jahre später den
... in der Wüste nahe der Stadt Surt geboren, putschte sich im September 1969 unblutig an die Macht und rief wenige Jahre später den "Staat der Massen" aus. Der regiert sich ... © AP/Francois Mori
... zumindest in der Theorie selbst und braucht folglich keinen Staatschef, weshalb Gaddafi sich nie so nennen ließ.
... zumindest in der Theorie selbst und braucht folglich keinen Staatschef, weshalb Gaddafi sich nie so nennen ließ. © REUTERS
Zu den harmlosen Sonderlichkeiten des Revolutionsführers gehört das berühmte Beduinenzelt, das er selbst zu Staatsbesuchen ins Ausland mitnimmt, weil er nicht in einem Haus schlafen mag. Eine weitere Schrulle ...
Zu den harmlosen Sonderlichkeiten des Revolutionsführers gehört das berühmte Beduinenzelt, das er selbst zu Staatsbesuchen ins Ausland mitnimmt, weil er nicht in einem Haus schlafen mag. Eine weitere Schrulle ... © REUTERS
... ist die frische Kamelmilch, auf die er morgens nicht verzichten mag, weshalb immer auch ein paar Kamelstuten mit ins Flugzeug müssen, wenn er auf Reisen geht.
... ist die frische Kamelmilch, auf die er morgens nicht verzichten mag, weshalb immer auch ein paar Kamelstuten mit ins Flugzeug müssen, wenn er auf Reisen geht. © REUTERS
Seine Herrschaft konnte Gaddafi aber nur mit eiserner Hand festigen. Politische Gegner wurden gnadenlos unterdrückt. Zugleich achtete er bei der Verteilung ...
Seine Herrschaft konnte Gaddafi aber nur mit eiserner Hand festigen. Politische Gegner wurden gnadenlos unterdrückt. Zugleich achtete er bei der Verteilung ... © REUTERS
... von Macht und Posten darauf, dass die komplizierte Stammesstruktur seines Landes nicht aus dem Gleichgewicht geriet. Ablehnung und Protest war Gaddafi daher während seiner Herrschaft bisher nur außerhalb seiner Heimat gewohnt.
... von Macht und Posten darauf, dass die komplizierte Stammesstruktur seines Landes nicht aus dem Gleichgewicht geriet. Ablehnung und Protest war Gaddafi daher während seiner Herrschaft bisher nur außerhalb seiner Heimat gewohnt. © REUTERS
Zum internationalen Paria wurde Gaddafi nach einer Serie von Anschlägen, die seinem Regime zugeschrieben wurden.
Zum internationalen Paria wurde Gaddafi nach einer Serie von Anschlägen, die seinem Regime zugeschrieben wurden. © REUTERS
Anfang der 90er Jahre verhängten die Vereinten Nationen ein Handelsembargo. Jahrelang hielt Gaddafi dem Druck stand, doch im Frühjahr 2003 entschädigte er dann die Opfer der beiden Flugzeuganschläge, ...
Anfang der 90er Jahre verhängten die Vereinten Nationen ein Handelsembargo. Jahrelang hielt Gaddafi dem Druck stand, doch im Frühjahr 2003 entschädigte er dann die Opfer der beiden Flugzeuganschläge, ... © REUTERS
... wenig später schwor er öffentlich seinem Rüstungsprogramm ab. Im darauffolgenden Jahr zahlte die Gaddafi-Stiftung auch Entschädigungen an die Opfer des La-Belle-Anschlags.
... wenig später schwor er öffentlich seinem Rüstungsprogramm ab. Im darauffolgenden Jahr zahlte die Gaddafi-Stiftung auch Entschädigungen an die Opfer des La-Belle-Anschlags. © AFP
Damit vollzog Gaddafi eine radikale Kehrtwende und streckte die Hand nach dem Westen aus. Libyen wurde wieder hoffähig, die UNO hob das Embargo auf. Internationale Konzerne standen ...
Damit vollzog Gaddafi eine radikale Kehrtwende und streckte die Hand nach dem Westen aus. Libyen wurde wieder hoffähig, die UNO hob das Embargo auf. Internationale Konzerne standen ... © REUTERS
... fortan in Tripolis Schlange, um Geschäfte mit dem viertgrößten afrikanischen Ölproduzenten einzufädeln. Die Europäer machten ihn zum Partner, um Flüchtlingsströme aus Afrika einzudämmen.
... fortan in Tripolis Schlange, um Geschäfte mit dem viertgrößten afrikanischen Ölproduzenten einzufädeln. Die Europäer machten ihn zum Partner, um Flüchtlingsströme aus Afrika einzudämmen. © REUTERS
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Die 27 EU-Mitgliedsstaaten einigten sich auf Sanktionen gegen Libyen: Die Konten der Herrscherfamilie von Machthaber Gaddafi sollen ge­sperrt werden, zudem soll ih­nen die Einreise in die EU verboten werden. Die Länder verständigten sich zu­dem auf ein Embargo für Waffen und andere Güter, die gegen De­monstranten eingesetzt werden können. In der EU war der Ruf nach Sanktionen laut ge­worden, nachdem Gaddafi Drohungen gegen die Bevölkerung ausgestoßen hatte.

Bei einer Sondersitzung des Menschenrechtsrats der UN prangerte Menschenrechtskommissarin Navi Pillay „Mas­­sentötungen, willkürliche Festnahmen und Folter von Demonstranten“ in Libyen an. Quellen zufolge seien tausende Menschen getötet und verletzt worden. Ein An­trag zum Ausschluss Libyens aus dem Rat scheiterte am Einspruch Kubas.

Gleichzeitig ist die Diskussion um ein militärisches Eingreifen in Libyen entbrannt. Ein renommierter Friedensforscher sprach sich für eine militärische Intervention aus. „Wenn sich die Lage in Libyen weiter zuspitzt und wenn es zu einem Völkermord kommt, dann muss man militärisch eingreifen“, sagte der Direktor des Instituts für Friedenssicherungsrecht und Humanitäres Völkerrecht bei der Uni Bo­chum, Professor Dennis Dijkzeul, der WAZ. Eine militärische Intervention brauche aber eine logistische Vorbereitung. „Deshalb muss der Westen sich die Frage schon jetzt stellen.“ Als Vo­raussetzung für ein Eingreifen der Nato nannte er ne­ben einem Massenmord auch eine Massenflucht aus dem Land nach Europa.

Libyens Staatschef Gaddafi gibt sich allerdings weiter un­nachgiebig. Am Freitag zeigte er sich erneut öffentlich. Er trat überraschend auf dem Grünen Platz in der Hauptstadt Tripolis auf und rief seine Anhänger auf, „Libyen zu verteidigen“.