Berlin. . In der Affäre um seine Doktorarbeit ist Verteidigungsminister zu Guttenberg am Mittwoch im Bundestag heftig attackiert worden. Der Minister gestand Fehler bei der Arbeit ein, die durch die Mehrfachbelastung von Politik und Familie entstanden seien.
Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg hat bei seinem ersten Auftritt im Deutschen Bundestag nach Bekanntwerden der Schummel-Affäre erhebliche Fehler zugeben. Den Vorwurf der absichtlichen Täuschung bei der Abfassung seiner Doktorarbeit, für die er keinerlei fremde Hilfe in Anspruch genommen haben will, wies der CSU-Politiker kategorisch zurück. Mit Spannung wurde am Abend die Entscheidung der Uni Bayreuth über Guttenbergs Promotion erwartet.
In der zweieinhalbstündigen Debatte im Parlament verlangten Vertreter von SPD, Grünen und Linkspartei den Rücktritt des CSU-Politikers. Kern-Argument: Er habe gelogen und betrogen und sei als Autoritäts- und Respektsperson für die Bundeswehr nicht mehr tragbar. Redner von CDU/CSU und FDP gaben sich mit der öffentlichen Entschuldigung Guttenbergs und seinem Verzicht auf die Doktorwürde zufrieden und versuchten einen Schlussstrich zu ziehen. CSU-Generalsekretär Alexander Dobrindt warf der Opposition Rufmord vor.
Die Tatsache, dass er in seiner Doktorarbeit gehäuft Texte anderer Autoren ohne Kennzeichnung benutzt hat, darunter waren in mehreren Fällen auch Mitarbeiter des Wissenschaftlichen Dienstes im Bundestag, erklärte Guttenberg im Parlament mit einer Mehrfachbelastung durch Politik, Familie und wissenschaftliche Arbeit. „Ich war sicher so hochmütig zu glauben, dass mir die Quadratur des Kreises gelingt.“
Guttenberg hat laut Umfrage an Beliebtheit gewonnen
Nach Durchsicht seiner Promotion am vergangenen Wochenende habe er feststellen müssen, dass ihm das nicht gelungen sei. „Dazu stehe ich auch. Ich glaube, das ist kein Grund zur Häme.“ Wie ihm die zahlreichen eklatanten Fehler unterlaufen konnten, teilweise wurde seitenlange Textpassagen fremder Autoren einfach übernommen, sagte Guttenberg nicht. Ob er sich, wie erforderlich, die Nutzung von Texten des Bundestages genehmigen ließ, wusste er nicht zu sagen. Den Plagiatsvorwurf wies er jedoch mehrfach zurück. Dies setzt aus seiner Sicht eine bewusste Täuschungsabsicht voraus. „Die hatte ich zu keiner Zeit.“
Die drei Oppositionsparteien sahen darin eine „nicht akzeptable Schutzbehauptung“ und die Fortsetzung des Schauspiels des „akademischen Hochstaplers und Lügners Guttenberg“. SPD, Grüne und Linke erinnerten den 39-jährigen Baron daran, dass an den von ihm verantworteten Bundeswehruniversitäten in Hamburg und München ähnlich mangelhafte wissenschaftliche Arbeiten in der Vergangenheit streng geahndet wurden; bis hin zur Entlassung aus der Bundeswehr.
In der Bevölkerung hat der Minister einer Umfrage zufolge nicht an Beliebtheit verloren. 73 % seien mit seiner politischen Arbeit zufrieden - zu Monatsbeginn seien es 68 Prozent gewesen, ergab eine Befragung von Infratest dimap für die ARD. 72 % seien der Auffassung, dass Guttenbergs Verzicht auf den Doktorhut genüge, um im Amt zu bleiben. 24 % befürworten seinen Rücktritt.
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