London. . Daniel Domscheit-Berg hat Wikileaks mit seinem Buch schwer verärgert. Die Enthüllungsorganisation will den Ex-Mitarbeiter verklagen. Die Vorwürfe: Er habe die Internetseite sabotiert und Dokumente gestohlen.
Die Enthüllungsorganisation Wikileaks hat am Donnerstag eine Klage gegen ihren Ex-Mitarbeiter Daniel Domscheit-Berg angekündigt, der in einem neuen Buch schwere Vorwürfe gegen den Mitbegründer Julian Assange erhebt. Wikileaks-Sprecherin Kristinn Hrafnsson begründete in einer E-Mail an die Nachrichtenagentur AFP den Schritt damit, dass der frühere Mitarbeiter in seinem am Donnerstag vorgestellten Buch zugebe, das System der Internetseite sabotiert und Dokumente gestohlen zu haben. Zugleich dementiert sie, dass der 32-jährige Deutsche eine tragende Rolle bei Wikileaks gehabt habe.
„Die Aufgaben von Domscheit-Berg waren begrenzt und wurden vor knapp einem Jahr zunehmend eingeschränkt, als Zweifel an seiner Integrität und Stabilität aufkamen“, erklärte Hrafnsson. „Er hat sich fälschlicherweise der Presse als Programmierer, Informatiker, Sicherheitsexperte, Architekt, Redakteur, Gründer, Direktor und Sprecher präsentiert.“ Hrafnsson erklärte, Domscheit-Berg könne gar nicht programmieren. Der Deutsche hatte im September gemeinsam mit anderen Mitarbeitern die Organisation im Streit mit Assange verlassen.
Buch beschreibt Assange als „brilliant“ und „größenwahnsinnig“
Bei der Vorstellung seines Buches „Inside Wikileaks - Meine Zeit bei der gefährlichsten Website der Welt“ am Donnerstag in Berlin warf Domscheit-Berg Assange vor, er habe seine Mitarbeiter nicht informiert und habe alles selbst steuern wollen. Sichtlich hin- und hergerissen zwischen Bewunderung und Kritik bezeichnete er den 39-jährigen Australier als „brillant“ aber auch als „machtversessen“ und „größenwahnsinnig“. Zudem sei Wikileaks chaotisch und habe ihre Quellen nicht ausreichend geschützt, kritisierte Domscheit-Berg.
Mit Openleaks gründete Domscheit-Berg kürzlich eine eigene Enthüllungswebseite. Diese solle offener und transparenter als Wikileaks sein und nicht selbst Dokumente im Internet veröffentlichen, sondern lediglich als Mittler zwischen anonymen Informanten und klassischen Medien dienen, um so die Veröffentlichung vertraulicher Informationen zu erleichtern. „Inside Wikileaks“ soll am Freitag in Deutschland und 15 anderen Ländern erscheinen. Wikileaks hatte in den vergangenen Monaten mit der Veröffentlichung hunderter vertraulicher US-Depeschen international für Aufregung gesorgt. (afp)