Berlin. . Die Inflationsangst steigt: Die Preise für Lebensmittel und Energie explodierten in den vergangenen Jahren. Ein Ende sehen Experten nicht.
Alles wird teurer: Was die Bürger seit Monaten im Supermarkt und an der Tankstelle schmerzhaft zu spüren bekommen, bestätigen nun auch die amtlichen Statistiker. So sind zuletzt vor allem die Preise für Energie und Lebensmittel in die Höhe geschossen. Für den Dezember vergangenen Jahres verzeichnete das Statistische Bundesamt bei Nahrungsmitteln einen Preisanstieg um stolze 3,6 Prozent. Teurer wurden vor allem Obst und Gemüse.
Besonders im längerfristigen Vergleich entpuppen sich neben den steigenden Energiepreisen die Lebensmittel inzwischen als mächtige Preistreiber: In den letzten fünf Jahren sind sie um 13 Prozent teurer geworden. Der allgemeine Preisanstieg lag für Verbraucher dagegen „nur“ bei gut acht Prozent.
Erzeugerpreise gestiegen
Bauernpräsident Gerd Sonnleitner rechnet mit weiteren Preisschüben. Die Zeiten billiger Lebensmittel seien vorbei, „auch die Zeit extremer Niedrigpreise beim Discounter“, sagte Sonnleitner zum Start der „Grünen Woche“. Zur Begründung verweist der Bauernverband auf die hohen Rohstoffkosten und Energiepreise. Und tatsächlich: Die Produzentenpreise haben im Dezember mit einem Plus von 5,3 Prozent so kräftig zugelegt wie seit mehr als zwei Jahren nicht. Sie geben in aller Regel einen guten Hinweis auf die Entwicklung der Verbraucherpreise. Und auch hier das gleiche Bild: Energie und Lebensmittel gehörten zu den stärksten Preistreibern.
Experten fürchten, dass die explodierenden Rohstoffpreise und die Geldschwemme der Notenbanken einen kräftigen Inflationsschub auslösen. Der Außenhandelsverband BGA rechnet in den kommenden Jahren schon mit vier bis sechs Prozent Inflation. „Ich hoffe, dass wir nicht sogar zweistellige Inflationsraten bekommen“, sagt BGA-Chef Anton Börner.
Die Preise für Weizen, Rohöl und andere Schlüsselrohstoffe der Weltwirtschaft sind in den letzten Monaten mit hohen zweistelligen Raten rasant gestiegen. Und das ist kein kurzfristiger Trend: So sind Agrarrohstoffe in den letzten neun Jahren um 232 Prozent teurer geworden, die Energiepreise stiegen seit 2002 um stattliche 341 Prozent. Ist damit der Boden für die nächste große Geldentwertung bereitet?
Sorgen um das Ersparte
Viele Bürger sorgen sich, dass die Inflation ihre Ersparnisse auffrisst. Gerade ältere Menschen wissen um die verheerenden Wirkungen hoher Inflationsraten. In Umfragen erklären inzwischen immer mehr Deutsche, dass sie sich um ihre Ersparnisse sorgen. Der Ansturm auf Gold ist ein untrügliches Indiz dafür, wie groß die Angst mittlerweile ist.
Ob es tatsächlich zu einer rapiden Geldentwertung kommt, ist allerdings noch nicht ausgemacht. Die Experten sind uneins. Entscheidend dürften zwei Faktoren sein: Die Inflationserwartungen der Bürger und die Geldpolitik der Notenbanken. Wenn die Menschen mit steigenden Preisen rechnen und das Vertrauen in ihre Währung verlieren, wäre die Spirale nach unten nicht mehr zu stoppen.
Auch die anhaltend lockere Geldpolitik der EZB und der amerikanischen Notenbank Fed bereitet den Ökonomen Kopfzerbrechen. Denn, so die Theorie der Monetaristen, am Anfang einer kräftigen Inflation steht immer eine überzogene Ausweitung der Geldmenge, so wie heute eben. Die Notenbanken stecken in einem Dilemma: Wenn sie die Zügel weiter schleifen lassen, könnte die Lage außer Kontrolle geraten. Treten sie zu früh auf die Bremse, würgen sie womöglich das Wirtschaftswachstum wieder ab.