Mülheim..
Viele Kantinen in Mülheim setzen auf leichte Kost. Gesunde Lebensmittel sind gefragt – und das nicht erst seit dem Dioxin-Skandal. Doch gegen Pommes und Currywurst oder Frikadellen, berichten Küchenchefs, hätten es andere Gerichte noch immer schwer.
Essen ist Lifestyle. Mit reiner Nahrungsaufnahme hat die heutige Esskultur nicht mehr viel zu tun. Gesunde Lebensmittel sind gefragter denn je – und das nicht erst seit dem Dioxin-Skandal. Doch während die gestresste Großstadtfrau gern zu Sushi und Salat greift, bleibt der Bauarbeiter bei seiner ehrlichen Currywurst. Stimmen diese Ernährungsklischees tatsächlich? Die WAZ hat nachgefragt.
Im Mitarbeiterrestaurant der Mannesmann-Röhrenwerke ist gesunde Ernährung kein neues Thema. „Die Gesundheit unserer Mitarbeiter liegt uns am Herzen“, erklärt Pressesprecher Norbert Fischer. Der Salzgitter-Konzern hat mit der „Generationenoffensive 25“ ein umfangreiches Programm erstellt, um seine Mitarbeiter fit zu halten. Dazu gehört auch ein großes Angebot an frischen Gerichten aus dem Wok oder vom Grill. Die Firma Eurest, die das Mitarbeiterrestaurant betreibt, macht es dem Kantinenbesucher leicht: Eine Ampel weist auf den jeweiligen Fettgehalt des Gerichts hin. Grün steht für leichte Kost, rot für eine Kalorienbombe. „Die Mitarbeiter nehmen die fettarmen Gerichte gerne an“, berichtet Fischer. Wenn allerdings Currywurst und Pommes auf dem Speiseplan stehen, hätten es die schon mal schwerer, sagt Fischer.
Prinzip "free flow"
Lutz Hilleke betreibt mit seinem Catering-Service das Mitarbeiterkasino der Sparkasse am Berliner Platz. Er setzt auf das Prinzip „free flow“: Die Gäste können sich ihre Mahlzeiten selber zusammenstellen. Seine Kunden beschreibt er als anspruchsvoll. Zwar kommen Klassiker wie Pasta und Schnitzel auch bei den Mitarbeitern der Sparkasse weiterhin gut an, doch „die Gäste fragen häufiger nach, wo die Lebensmittel herkommen“. Hilleke und sein Team seien darum bemüht, nur qualitativ hochwertige Produkte anzubieten. Zwei- bis dreimal die Woche kommt Fisch auf die Teller der Mitarbeiter. „Wir achten darauf, dass die Fischprodukte das MSC-Siegel tragen“. so Hilleke. Ein Umweltsiegel, das für nachhaltige Fischerei steht. Dass die Klientel seiner Kantine tendenziell häufiger nachfragt, liegt für Hilleke auf der Hand. „Aber davon profitieren langfristig auch diejenigen, die nicht nachfragen“, sagt er.
Cola und Chips verboten
Kinder sind oft den Reizen von Fast Food und Süßigkeiten ungehemmt ausgesetzt. Deshalb will Gebhard Lürig von der Städtischen Realschule Stadtmitte seine Schüler nicht nur mit gutem Essen versorgen, sondern sie konsequent an gesunde Ernährung heranführen. „Bei uns herrscht ein striktes Verbot von Chips und Cola“. Stattdessen gibt es in der Schulkantine täglich zwei warme und vitaminreiche Mahlzeiten wie Möhreneintopf oder Kartoffel-Zucchini-Auflauf. Besonders stolz ist Lürig auf die gesunden Snacks wie Obst und Müsli, die die Schüler zur Frühstücks- und Mittagszeit selber anbieten.
In der Kantine der Friedrich-Wilhelms-Hütte gibt es zwar Salatteller mit Putenbruststreifen – der Renner bleibt aber die hausgemachte Frikadelle. „Die Männer, die hier arbeiten, essen gern viel Fleisch“, sagt Küchenchefin Frau Bremekamp. Und das sei ihnen gegönnt: Wer körperlich schwer schuftet, der braucht mehr Kalorien als ein Schreibtischarbeiter.