Berlin. .
Linke-Chefin Gesine Lötzsch will weiter über Kommunismus reden – und sich kritisch mit dem Staatssystem auseinandersetzen. Gregor Gysi, der sich gequält zu Rückendeckung für Lötzsch verpflichtet fühlte, arbeitete sich lieber an der politischen Konkurrenz ab.
Unter Generalprobe verstand der Fraktionschef der Linken im Bundestag gestern den verunglückten Ausflug von Parteichefin Gesine Lötzsch in den Kommunismus, der, was die Motivationslage der Initiatorin angeht, weite Teile der linken Führungsriege in Bund und Ländern immer noch ratlos zurücklässt. Premiere wären demnach die sieben Landtagswahlen in diesem Jahr, die laut Gysi aus linker Sicht zwingend erfolgreich über die Bühne zu bringen seien, damit die Gesellschaft endlich verstehe, „dass sie sich zu ändern habe“.
Gesine Lötzsch will aber nichts ändern. In ihrer Eröffnungsrede hielt die studierte Sprachwissenschaftlerin an ihrer Position fest, das K-Wort keinesfalls künftig aus ihrem politischen Instrumentenkasten zu streichen, wie es Gysi für angeraten hielt. Dialektisch anmutende Begründung der Chefin: Wer den Begriff Kommunismus meide, der könne sich ja nicht mehr kritisch und distanzierend mit ihm auseinandersetzen. Schließlich sei doch sonnenklar, dass Union & Co. der Linkspartei auch weiterhin mit Rote-Socken-Kampagnen nachstellen würden.
Äußerungen waren „extrem zugespitzt“
Für sie selbst („Ich bin mit Haut und Haaren Demokratin“) sei klar, dass ihre Vorstellungen für eine „andere Gesellschaft“ zwar „extrem zugespitzt“ gewesen seien – aber eben eingedenk der vielen Fehlleistungen des Kapitalismus notwendig.
Gysi, der sich erkennbar gequält zu Rückendeckung und Solidaritätsadresse für Lötzsch verpflichtet fühlte, arbeitete sich für den Rest seiner Redezeit an der politischen Konkurrenz ab.
Die SPD bekam den meisten Schimpf ab
Die SPD bekam, auch bei Schlussredner und Co-Parteichef Klaus Ernst, den meisten Schimpf ab. „Wer mit der SPD auf Bundesebene koalieren will, kann das niemals durch Anbiederung schaffen, sondern nur durch Stärke“, rief Gysi der mehrheitlich älteren Zuhörerschaft zu. Ernst ging noch einen Schritt weiter: Wenn die SPD die Kommunismus-Irritationen dazu nutze, rot-rote Bündnisse im Bund auch nach 2013 auszuschließen, so sei dies nicht mehr als „vorgezogener Wahlbetrug“.
Denn mit wem, fragte der ehemalige Gewerkschafter, wollten die Sozialdemokraten ihre Vorstellungen umsetzen – wenn nicht mit der Linken? Abgesprochen im Führungsduo kann diese Bewertung nicht gewesen sein. Gesine Lötzsch war den Anwürfen von SPD-Parteichef Gabriel kurz zuvor noch mit der Replik begegnet, die Sozialdemokraten wollten in Wahrheit einzig und allein einen „zweiten Aufguss“ von Rot-Grün. Ja, was denn nun?
Bis zur „Premiere“ in Gysis Sinn hat die Linke noch reichlich Abstimmungsbedarf.