Berlin.
Der Futtermittelhersteller Harles & Jentzsch in Uetersen ist am Mittwoch von der Staatsanwaltschaft durchsucht worden. Das Bundeslandwirtschaftsministerium meldet, dass vom deutschen Dioxin-Skandal auch die Niederlande betroffen sind.
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Im Dioxin-Skandal hat die Staatsanwaltschaft am Mittwoch den Betrieb des schleswig-holsteinischen Futtermittelherstellers Harles & Jentzsch in Uetersen durchsucht. Parallel liefen Durchsuchungen bei einer Tochterfirma im niedersächsischen Bösel, wie ein Sprecher der Staatsanwaltschaft Itzehoe am Mittwoch auf dapd-Anfrage sagte. Die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen Verantwortliche der Firma wegen Verstoßes gegen das Futtermittelrecht.
Potenziell mit Dioxin belastete Eier sind jedoch nicht nur in den deutschen Handel gelangt, sondern in mindestens einem Fall auch in die Niederlande verkauft worden. Das geht aus einem Bericht des Bundesagrarministeriums an den zuständigen Ausschuss des Bundestages hervor, der der Nachrichtenagentur AFP vorliegt. Demnach wurden Anfang Dezember insgesamt 136.000 Eier der Güteklasse B für die Lebensmittel- und Futterherstellung aus Sachsen-Anhalt ins niederländische Barneveld geliefert.
Der dortige Abnehmer der möglicherweise belasteten Eier sei informiert worden. Lieferungen aus dem betroffenen Betrieb in Sachsen-Anhalt seien gestoppt worden, heißt es in dem Bericht der Bundesregierung. Hingegen seien nach bisherigen Erkenntnissen weder belastetes Mischfuttermittel noch belastetes Futterfett in andere Mitgliedstaaten der Europäischen Union geliefert worden.
Bei Analyseuntersuchungen von Eiern und Putenfleisch in den Kreisen Warendorf und Minden-Lübbecke sind weitere mit Dioxin belastete Eier festgestellt worden. Der EU-Grenzwert von 3 pg (Pikogramm) Dioxin pro Gramm Fett wurde allerdings bis auf eine Ausnahme nicht erreicht, meldet das NRW-Landwirtschaftsministerium in einer Pressemitteilung. Die Messwerte lagen zwischen 0,27 und 2,55 pg pro Gramm Fett. Damit sind die Eier und das Putenfleisch rechtlich wieder verkehrsfähig. Die Sperrung von zwei Betrieben mit insgesamt 5 Ställen aus dem Kreis Minden-Lübbecke und einem Betrieb mit einem Stall aus dem Kreis Warendorf wurde aufgehoben. Eine Ei-Probe aus einem Stall eines dritten Betriebs aus dem Kreis Minden-Lübbecke liegt knapp über dem Grenzwert und wird durch eine Nachuntersuchung bestätigt. Dieser Betrieb bleibt bis auf weiteres gesperrt.
Die NRW-Landesregierung will jetzt die Aufklärung forcieren und wird auch die Handelsströme von eventuell belasteten Futter- und Lebensmitteln überprüfen. Dazu zählt auch, dass möglicherweise belastete Lebensmittel derzeit bis zum Handel zurückverfolgt werden.
Agrarminister wollen über Konsequenzen beraten
Die Agrarminister der Bundesländer wollen noch im Januar über Konsequenzen aus dem Skandal beraten. Der Vorsitzende der Agrarministerkonferenz, Thüringens Landwirtschaftsminister Jürgen Reinholz (CDU), kündigte am Mittwoch in der „Neuen Osnabrücker Zeitung“ ein Treffen der Minister am Rande der bevorstehenden Grünen Woche in Berlin an. „Es bedarf in erster Linie deutlich schärferer Strafen bei Verstößen gegen das Lebens- und Futtermittelrecht“, sagte Reinholz. Nur mit harten, abschreckenden Sanktionen seien die „Scharlatane der Branche“ zu beeindrucken.
Bisher drohen bis zu drei Jahren Freiheitsstrafe oder eine Geldstrafe, wenn Lebens- oder Futtermittel mit gesundheitsschädlichen oder verbotenen Zusätzen versehen werden. Zudem werde es darum gehen, den Informationsaustausch zwischen den Ländern weiter zu verbessern und die Spielregeln für den Vertrieb von Futtermitteln zu verschärfen, sagte Reinholz. Bei den Kontrollen der Futter- und Lebensmittelbranche sieht er hingegen keinen Handlungsbedarf. Das Kontrollniveau sei bereits sehr hoch.
Im November und Dezember wurden dem Bericht des Bundesagrarministeriums zufolge insgesamt bis zu 3000 Tonnen von für die Papierherstellung gedachten Mischfettsäuren an 25 Futterhersteller vor allem in Niedersachen, aber auch in Sachsen-Anhalt, Nordrhein-Westfalen und Hamburg geliefert worden. Das mit Dioxin belastete Tierfutter war wiederum an hunderte Bauernhöfe verkauft und dort an Legehennen und Masttiere verfüttert worden. Dioxin kann in hoher Dosierung Krebs auslösen.
(dapd/afp)