Münster/Düsseldorf.

Im Skandal um dioxinverseuchtes Tierfutter und verseuchte Eier ermittelt jetzt die Staatsanwaltschaft Itzehoe gegen die Futtermittelfirma. Zuvor war bekannt geworden, dass die Firma technische Mischfettsäure für die Futterproduktion eingesetzt hatte.

Der Dioxin-Skandal weitet sich aus. NRW sperrte am Dienstagabend 138 weitere Höfe, allein im Kreis Borken sind 38 Betriebe betroffen. Das Futter soll auch an Milchviehbetriebe ausgeliefert worden sein.

Der Hersteller des verseuchten Futtermittels, die Firma Harles & Jentzsch aus Schleswig- ­Holstein will von der Gefährlichkeit ihrer Produkte nichts gewusst haben. „Wir waren leichtfertig der irrigen Annahme, dass die Mischfettsäure, die bei der Herstellung von Biodiesel aus Palm -, Soja- und Rapsöl anfällt, für die Futtermittelherstellung geeignet ist“, beteuerte Geschäftsführer Siegfried Sievert.

Riskanter Leichtsinn

Experten halten dies für riskanten Leichtsinn. So erklärte das Bundesamt für Verbraucherschutz, die Kennzeichnung des Industriefetts sei völlig ­eindeutig gewesen. Es hätte nie für Tierfutter verwendet werden dürfen. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft bestehe der konkrete Anfangsverdacht, dass die Firma gegen das Futtermittelrecht verstoßen und eine gesundheitliche Beeinträchtigung von Menschen in Kauf genommen habe. Im Falle einer Verurteilung drohen den Verantwort­lichen „eine Geldstrafe oder eine Freiheitsstrafe von bis zu drei Jahren“, so der Oberstaatsanwalt Ralph Döpper.

Verbraucher, die wissen möchten, ob sie giftige Eier gekauft haben, können dies auf der Internet-Seite des NRW-Umweltministeriums (www.umwelt.nrw.de) an­hand der vorgeschriebenen Kennzeichnung überprüfen.

Bei vielen Eiern herrscht noch immer Unklarheit

Wie viele verseuchte Eier in den Handel gelangt sind, ist nicht bekannt. Allein in ­Niedersachsen dürften es aber Millionen sein. Ein geschlossener Betrieb in Soest hatte etwa 120 000 Eier verkauft. Eier und Fleisch aus Bio-Produktion sind nach Angaben der NRW-Umweltbehörden nicht betroffen.

Beim Gros der belasteten Eier herrscht aber weitgehend Unklarheit. Noch sind zudem nach Behördenangaben nicht alle von dem Skandal betroffenen Höfe bekannt. Konsumenten können bisher nur anhand einiger Anhaltspunkte auf dem Ei auf Nummer sicher gehen. So ist auf Eiern aus Deutschland der Buchstabencode „DE“ gestempelt. Zudem hat jedes Bundesland eine bestimmte Kennziffer. Beim besonders betroffenen Bundesland Niedersachsen ist dies etwa die „03“ auf dem Ei. Die anschließende Ziffer bezeichnet den Betrieb.

Rinderwahn, Nitrofen, Dioxin

Fast alle großen Lebensmittelskandale der vergangenen Jahre hatten ihre Ursache in Futtermitteln. Ob BSE („Rinderwahn“, ab 1997), Pflanzenschutzmittel in Futtergetreide (Nitrofen-Skandal, 2002) oder eben Dioxin. Die Verbraucherschutzorganisation Foodwatch fordert daher strengere Kontrollen der Hersteller.

Die Vizefraktionschefin der Grünen im Bundestag, Höhn, mahnte: Dort, wo gleichzeitig technische Fette und Futtermittel verarbeitet werden, müsse viel gründlicher hin­geschaut werden. Härtere Kon­trollen fordert auch NRW-Verbraucherschutzminister Remmel (Grüne). Er will zudem strengere Haftungs-­ Regeln für Futtermittel-Hersteller. Der beste Schutz sei eine regionale, ökologische Landwirtschaft, so Remmel.