Jahrelang wurden Reste aus der Biodieselproduktion zu Viehfutter verarbeitet, räumte jetzt der Futtermittelhersteller aus Schleswig-Holstein ein. Man war eben „leichtfertig der irrigen Annahme“, dies sei schon in Ordnung so. Das ist an Dreistigkeit kaum zu überbieten.

Niemand hat also zuvor kontrolliert oder auch nur wissen wollen, was da verarbeitet und den Tieren – und letztlich den Menschen – zum Fraß vor­gesetzt wird. Da paart sich Profitgier mit ­krimineller Energie. Es darf nicht sein, dass sich dies wiederholt.

Doch die Chancen dafür stehen schlecht. Der letzte Dioxin-Skandal beschäftigte uns erst im Mai 2010. Da wurde ausgerechnet in Bio-Eiern Dioxin entdeckt, es stammte aus belastetem Mais aus der Ukraine. Anfang des Jahres 2005 waren dioxinbelastete Böden die Ursache, dass in Freilandeiern erhöhte Dioxinwerte festgestellt wurden.

Die Liste der größeren und kleineren Skandale ist lang und eklig: Gammelfleisch am Dönerspieß, Dioxine und PCB im Zuchtlachs, Fleisch­abfälle in der Wurst. Schadstoffe im Olivenöl, verdorbene Eier in Nudeln und Gebäck, Geflügelabfälle im Aufschnitt, bis hin zu Press-Schinken aus Fleischresten. Dass die Lebensmittelindustrie ihr Vertrauen beim Verbraucher weitgehend verspielt hat, zeigen nicht nur aktuelle Umfragen, sondern auch der gigantische Werbeaufwand der Branche, der sich vor allem an Kinder richtet.

Immer wieder: Futtermittel als Giftquelle

Wir wissen, dass die Tiere, deren Fleisch wir essen und deren Milch wir trinken, gefüttert werden. Die Werbung will uns weismachen, dass Kühe nur grünes Gras fressen und klares Wasser trinken. Und so genau wollen wir es meist nicht wissen.

Doch die Wahrheit ist: Ob Rinderwahn, Nitrofen oder Dioxin – fast alle weitreichenden Lebensmittelskan­dale der vergangenen Jahre hatten mit Futtermitteln zu tun. Sie sind der Treibstoff für die Hochleistungsproduktion der Agrarindustrie und zugleich ein wichtiger Kostenfaktor. Wenn Züchter und Landwirte Geld sparen wollen, müssen sie am Futter sparen. Manchen ist es dabei ziemlich egal, wie.

Bil­lige oder verseuchte Futtermittel belasten die Gesundheit von Tieren und Menschen, und sie zeigen zugleich die Lücken im Über­wachungssystem auf. Doch die Verbraucher haben ein Recht auf lückenlose Kontrollen.

Fazit: Die Haftungsregeln für die ­Hersteller müssen verschärft werden, und die Strafen für Gesetzesverstöße müssen abschreckend hoch sein. Das wird die ­Futtermittelpreise steigen lassen. Doch das sollte es uns wert sein.