Essen. . Schon wieder Dioxin in Eiern und Fleisch: Verbraucherschützer fordern, dass die Namen der betroffenen Betriebe veröffentlicht werden. Zudem halten sie die Grenzwerte für zu lasch. Doch einen hundertprozentigen Schutz kann es nicht geben.

Schon wieder Dioxin in Eiern und Fleisch: Verbraucherschützer fordern, dass die Namen der betroffenen Betriebe veröffentlicht werden. Zudem halten sie die Grenzwerte für zu lasch. Doch einen hundertprozentigen Schutz kann es nicht geben.

Wieder ist Dioxin in Hühnereier und Fleisch gelangt, auch in NRW wurden Legehennen- und Putenmast-Betriebe vorsorglich geschlossen. Teilweise überschreiten die Proben das Vierfache der zulässigen Grenzwerte. Doch was bedeutet das für die Verbraucher? Können sie im Supermarkt noch sorglos zu Eiern und Putensteaks greifen?

Seit dem 23. Dezember gelte für die betroffenen Höfe ein Vermarktungsverbot, sagt Peter Schütz, Sprecher des Landesamtes für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz NRW. Das heißt: Sie dürfen keine Produkte mehr an den Handel liefern. „Doch was davor passiert ist, können wir natürlich nicht mehr nachvollziehen. Da ist ein Loch entstanden, das sich nicht stopfen lässt“, sagt Schütz.

In NRW gebe es jedoch Hunderte von Eier- und Geflügelbetrieben. „Eine Verbraucherwarnung auszusprechen, wäre derzeit übertrieben“, sagt Schütz. Doch das könne sich schnell ändern, da das Ausmaß der Dioxin-Fälle noch völlig offen sei.

„Regeln viel zu lasch“

„Die Bevölkerung müsste unverzüglich über die betroffenen Betriebe informiert werden“, fordert Christiane Groß, Sprecherin der Verbraucher-Organisation Foodwatch. Doch Namen rückt das NRW-Verbraucherschutzministerium vorerst nicht heraus. Nur soviel verrät Schütz: Ein Bio-Hof ist nicht dabei. „Wenn die Namen von Produkten und Herstellern nicht genannt werden, bleibt der Verbraucher beim Einkauf natürlich völlig orientierungslos“, sagt Groß.

Foodwatch beklagt zudem, dass einzelne Futtermittel-Zutaten nicht auf Dioxin überprüft würden. „Die derzeit geltenden Regeln sind viel zu lasch. Sie laden geradezu zur Vergiftung ein“, sagt Groß. Die Verbraucherschützer fordern daher verpflichtende Dioxin-Tests für Futtermittel-Hersteller. Nicht nur Stichproben, sondern jede Charge der Futter-Zutaten müsste untersucht werden. So hätten auch die aktuellen Fälle verhindert werden können, ist Groß überzeugt.

Darüber hinaus sollten die Futtermittel-Hersteller für Dioxin-Einträge in die Nahrungskette haften, sagt Groß. Es sei an Bundesverbraucherministerin Ilse Aigner, die Regelungen entsprechend zu ändern.

Auch die von der EU festgesetzten Grenzwerte für Giftstoffe in Lebensmitteln seien allgemein zu hoch, sagt Groß. Bei der Festlegung spielten neben dem Gesundheitsschutz vielfach ökonomische Interessen eine Rolle. So würden etwa bei stark dioxinbelasteten Lebensmitteln wie Aal oder Leber die Grenzwerte einfach höher angesetzt, anstatt die Produkte vom Markt zu nehmen.

„Dioxin ist in allem und überall“

Dioxin in Lebensmitteln kann Menschen krank machen, darin sind sich Behörden und Verbraucherschützer jedoch einig. Die Gefahr besteht nicht akut, sondern tritt mit der Zeit auf. Den Großteil der Dioxine nimmt der Mensch über die Nahrung zu sich, etwa zwei Drittel davon über Fleisch und Milchprodukte. Die Stoffe lagern sich vor allem in Fett-, Leber- und Hautgewebe an und werden nur langsam abgebaut. Langfristig kann Dioxin Krebserkrankungen hervorrufen. Auch das Immunsystems, Nervenleitungen und der Hormonhaushalt werden geschädigt.

Doch einen hundertprozentigen Schutz könne es nicht geben, sagt Schütz vom Landesumweltamt. „Das Wirtschaftswachstum in den 60er und 70er Jahren hat einen Schub an globaler Umweltverschmutzung gebracht. Seitdem ist Dioxin in allem und überall“, sagt Schütz. „Damit müssen wir leben.“