Düsseldorf. Konjunkturberichte enthalten meist auch positive Signale. Im der neuesten Analyse muss man die Hoffnung aber mit der Lupe suchen.

Die Wirtschaftslage in NRW bleibt angespannt, und eine Erholung ist angesichts der Schwäche der Industrie sowie der politischen Unwägbarkeiten nach der Amtsübernahme von US-Präsident Donald Trump und vor der Bundestagswahl vorerst nicht in Sicht.

NRW komme „nicht in Schwung“, warnte Ralf Stoffels, Präsident der Landesarbeitsgemeinschaft der Industrie- und Handelskammern (IHK), am Freitag bei der Vorstellung des neuen Konjunkturberichts. Das RWI – Leibniz Institut für Wirtschaftsforschung beschreibt in diesem Bericht eine Stagnation der NRW-Wirtschaft im vergangenen und die Hoffnung auf ein „Mini-Wachstum“ von 0,3 Prozent im laufenden Jahr.

Trump, Bundestagswahl, Inflation -- Wirtschaft in einer Zeit der Unsicherheit

„Die Drohung der neuen US-Regierung, Einfuhren aus der Europäischen Union mit Zöllen zu belegen, sind eine weitere Belastung der NRW-Wirtschaft, weil die Nachfrage aus den USA die ansonsten schwache Nachfrage gestützt hat“, erklärte RWI-Experte Prof. Torsten Schmidt. Man wisse nicht, woran man mit den USA sei, so Schmidt. Die Unsicherheit darüber, wer Deutschland künftig regiere, dämpfe die Investitionsbereitschaft der Wirtschaft zusätzlich. Auch viele Bürgerinnen und Bürger verzichteten vor der Wahl auf höhere Ausgaben aus Sorge vor einer unsicheren Lohnentwicklung und Arbeitslosigkeit.

Kleiner Trost: Arbeitsmarkt (noch) robust, Dienstleistungen im Aufschwung

In einer repräsentativen Umfrage der IHKen in 5000 Unternehmen werden die aktuelle Geschäftslage und die Geschäftserwartung für 2025 als mau beschrieben. Der Arbeitsmarkt sei zwar laut NRW-Wirtschaftsministerin Mona Neubaur (Grüne) weiter „robust“, aber laut der IHK-Umfrage plant jedes vierte Unternehmen mit weniger Beschäftigten. Die Arbeitslosigkeit sei bereits auf den Stand während der Corona-Pandemie gestiegen.

Eine insgesamt schwache Nachfrage, anhaltend hohe Energie- und Rohstoffpreise sowie ein zunehmender internationaler Wettbewerbsdruck bremsten den Aufschwung insbesondere in der Industrie, analysiert das RWI. Gut habe sich dagegen der Dienstleistungssektor entwickelt.

Die Ruhr-IHKen hatten schon vor wenigen Tagen im Ruhrlagebericht festgestellt, dass die Deindustrialisierung in vollem Gange sei.

Ministerin Mona Neubaur (Grüne): „Populismus schadet der Wirtschaft“

Bundesparteitag Bündnis 90/Die Grünen - Abschluss
„Die Menschen und Unternehmen in NRW brauchen endlich wieder Planungssicherheit“, sagt NRW-Wirtschafts- und Klimaschutzministerin Mona Neubaur (Grüne). Sie sieht ein neue Bundesregierung in der Pflicht, die hohen Energiepreise schnell zu senken. © picture alliance/dpa | Kay Nietfeld

Die Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit der NRW-Wirtschaft müsse nun „an oberster Stelle“ stehen, sagte Ministerin Neubaur. Dazu gehöre neben einem Absenken der Energiekosten und weniger Bürokratie auch entschiedener Widerstand gegen jene Populisten, die die europäischen Grenzen dicht machen und den internationalen Handel beschränken wollten. „Populismus schadet der Wirtschaft“, betonte Neubaur.

China: Partner? Gegner? Ein Faktor für die Beziehungen zu den USA?

Das wirtschaftliche Verhältnis zu China – ein wichtigster Handelspartner von NRW – gehöre auf den Prüfstand, so Neubaur. „Wir dürfen hier nicht naiv agieren, sondern müssen selbstbewusst auftreten. Wir sollten gemeinsam in Europa Abhängigkeiten von China zum Beispiel in der Chip-Industrie und bei Medizinprodukten reduzieren“, sagte Neubaur. China könne zudem noch eine Rolle spielen für das künftige deutsch-amerikanische Verhältnis, denn die USA benötigten im wirtschaftlichen Ringen mit China Verbündete.

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