Berlin. Johann Wadephul dachte, er rede mit Mitarbeitern Selenskyjs. Doch am anderen Ende der Leitung saßen die Komiker „Wowan und Lexus“.
Für Johann Wadephul wirkte es wie ein normales Gespräch zum Ukraine-Krieg, wie sie der stellvertretende CDU-Fraktionsvorsitzende wohl häufiger führt. Doch statt mit Kiew sprach Wadephul mit den russischen Comedians Wladimir Kusnezow und Alexej Stoljarow, besser bekannt als „Wowan und Lexus“. Diese hatten sich gegenüber dem CDU-Politiker als Mitarbeiter von Andriy Ermak, dem Leiter der ukrainischen Präsidialverwaltung, ausgegeben, wie die „Welt“ berichtet.
Ukraine-Krieg: Darum ging es in dem Fake-Gespräch mit Wadephul
In dem auf Englisch geführten, etwa 20-minütigen Gespräch ging es um Deutschlands Reaktion auf den russischen Krieg gegen die Ukraine. So sagte Wadephul, dass er davon ausgehe, dass die Union die Bundestagswahlen gewinne. Dennoch könne es bis Mai dauern könne, bis Friedrich Merz als neuer Bundeskanzler vereidigt werden könnte. Die Ukraine könne also „nicht damit rechnen, Taurus vor Mai zu erhalten“. Man setze sich in puncto Waffenlieferungen aber dafür ein, „Einschränkungen aufzuheben“.

Um den Taurus-Marschflugkörper, mit dem die Ukraine auch weit in Russland liegende Ziele präzise angreifen kann, gibt es seit Monaten Debatten. Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) weigert sich wegen einer angeblichen „Eskalationsgefahr“ im Ukraine-Krieg, den Taurus zu liefern. Die Union, aber auch Grüne und FDP sind für seine Lieferung. Dass Scholz versuche, „von sich ein Bild als der Friedenskanzler zu zeichnen“, sei „eine sehr schlechte Situation“, sagte Wadephul in dem Video zur Position des Kanzlers.
Auch über mögliche Friedensverhandlungen zwischen Moskau und Kiew äußerte sich Wadephul: So wäre Kanzlerkandidat Merz sehr interessiert, wenn die ukrainische Regierung ihre Erwartung hinsichtlich möglicher Verhandlungen mit Russland darlegen könne. Demnach wolle man Putin klar machen, dass man der Ukraine auch weiterhin Waffen zur Verfügung stellen werde, denn Russland werde „immer ein Feind und eine Gefahr für unsere europäische Sicherheit sein“.
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
Johann Wadephul hat strafrechtliche Ermittlungen einleiten lassen
Die beiden Komiker haben das Interview mit Wadephul inzwischen auf der russischen Videoplattform Rutube veröffentlicht. Auch wenn sie diese Bezeichnung für sich ablehnen, gelten „Wowan und Lexus“ als kreml-nah. So gaben sie gegenüber der ARD zu, von Gazprom bezahlt zu werden. Sich selbst sehen die Comedians als „prorussische Prankster“, die ihr Land „lieben“ und sich um es „sorgen“. „Wir rufen nur diejenigen an, die gegen den Kreml stehen. Aber die Sache ist die: Russland hat heutzutage einfach wenige Freunde“, sagten sie gegenüber CNN.
Wadephul hat den Vorfall inzwischen gegenüber der „Welt“ bestätigt: „Ich bin ganz offensichtlich Opfer einer gezielten Desinformationskampagne geworden, die jetzt bewusst zur heißen Phase des Wahlkampfs lanciert wird“, sagte der CDU-Politiker. „Der Vorgang unterstreicht, wie skrupellos russische Akteure in den Wahlkampf eingreifen. Alles deutet darauf hin, dass russische Regierungsstellen involviert sind.“ Er selbst hat inzwischen eine strafrechtliche Untersuchung einleiten lassen – zu Einzelheiten will sich Wadephul allerdings nicht äußern. Dennoch ist für ihn klar: „Weder die Unterstützung der Ukraine noch die freie politische Meinungsbildung in Deutschland dürfen darunter leiden. Ich bleibe da klar und unerschrocken.“
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Diese Politiker wurden schon Opfer von „Wowan und Lexus“
Der CDU-Abgeordnete ist dabei nicht das erste Opfer von „Wowan und Lexus“. Schon bei weitem bekanntere Politiker sind in den vergangenen Jahren Ziel der beiden russischen Satiriker geworden. Unter ihnen Ex-US-Präsident George W. Bush, der frühere britische Premier Boris Johnson, Frankreichs Präsident Emmanuel Macron, Ex-Kanzlerin Angela Merkel (CDU) oder auch die frühere Berliner Bürgermeisterin Franziska Giffey (SPD), der weisgemacht wurde, sie spreche mit Kiews Bürgermeister Vitali Klitschko.
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