Berlin. Bei „Caren Miosga“ traf Außenministerin Baerbock auf einen Berater des neuen US-Präsidenten Donald Trump. Dieser zeigte sich bemerkenswert offen.
An diesem Montag wird es passieren: Donald Trump tritt seine zweite Amtszeit an. Und man muss das Gefühl haben, dass Europa darauf nicht vorbereitet ist.
Wie steht es in diesem Zusammenhang um Deutschland? Dafür konnte man bei „Caren Miosga“ ein Gefühl bekommen: Zu Gast war Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne), flankiert wurde sich vom Trump-Berater Kenneth Weinstein und dem früheren Chef der Münchner Sicherheitskonferenz, Wolfgang Ischinger.
Grönland? „Das ist etwas, das ihm so in den Sinn kommt“
Wer eine angriffslustige Außenministerin erwartet hatte, der wurde enttäuscht. Vielmehr reihte sich Baerbock bei den vielen Staats- und Konzernchefs ein, die abwartend die gute Zusammenarbeit betonen. „Natürlich wollen wir weiter engstens mit den USA zusammenarbeiten“, sagte sie. Gleichwohl gebe es an vielen Punkten unterschiedliche Ansichten. Das war eine gehörige Untertreibung, schon wenn man daran denkt, dass Trump zuletzt Grönland, Panama und Kanada mit einer Einverleibung gedroht hatte.
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Bemerkenswert war, wie abwiegelnd sich Kenneth Weinstein dazu äußerte. Es gebe mit dem Nahen Osten, der Ukraine und China ganz andere Prioritäten als etwa Grönland, sagte der außenpolitische Berater des gewählten US-Präsidenten. Auf die Frage, warum Trump dann derlei Drohungen sogar militärisch unterlege, antwortete Weinstein unverblümt: „Das ist etwas, das ihm so in den Sinn kommt.“ Passieren werde es aber nicht. Und natürlich stimme es, dass Dänemark das grönländische Gebiet im Falle eines Angriffs nicht verteidigen könne. Darauf komme Trump, wenn er die Karten studiere. Willkommen im Jahr 2025, wo man erleichtert sein kann, dass der US-Präsident wohl doch nicht gedenkt, sich andere Staaten mit Gewalt zu holen.
Ischinger empfiehlt der Ukraine die „Stachelschwein-Strategie“
An anderer Stelle wurde die in vielen Worthülsen sprechende Baerbock schlagfertig und konkret: Wenn endlich der Tag komme, an dem Putin nicht mehr bombe, würden Sicherheitsgarantien nötig werden, erklärte die Außenministerin. An einer friedenssichernden Truppe müsse sich dann auch Deutschland als größter Staat der EU beteiligen – eine Forderung, für die Baerbock zuletzt viel Kritik einstecken müsse.
Wolfgang Ischinger stellte sich gegen den Gedanken. Für eine Sicherung der ukrainisch-russischen Grenze seien etwa 50.000 Soldaten nötig. „Wo sollen die herkommen?“, fragte der frühere Diplomat. Außerdem werde Russland niemals akzeptieren, dass an dieser Grenze ausgerechnet europäische Truppen stehen. Stattdessen schlug Ischinger eine „Stachelschwein-Strategie“ vor: Die Ukraine müsse so stark gemacht werden, dass sich der Tiger Russland nicht mehr rantraue.
„Wie verteidigt sich denn ihr Stachelschwein?“, wollte Baerbock da zu Recht wissen. Zugleich verwies die Außenministerin auf die bereits gescheiterten Vereinbarungen wie das Minsker Abkommen. Dieses Mal könne man sich nicht einfach raushalten und hoffen, dass schon nichts passiere.
Was fasziniert Trump an Putin?
Weinstein kündigte derweil an, dass sich Trump bald mit Putin treffen werde. Auch in dieser Hinsicht versuchte der außenpolitische Berater zu beruhigen: Zwar würden sowohl Russland als auch die Ukraine Zugeständnisse machen müssen; die russischen würden aber schärfer sein. „Trump wird es nicht zulassen, dass Putin einen Sieg davonträgt“; versprach Weinstein.
Auch auf die Frage, was Trump an Putin so fasziniere, antwortete er erstaunlich offen. Putin lenke den russischen Staat schon lange und sei geschult im psychologischen Spiel, zählte der Trump-Berater auf. Eine bemerkenswerte Aussage, wo man klassischerweise doch ein Dementi erwartet hätte, dass es eine solche Faszination überhaupt gebe.
Das Fazit
Bei der Frage der Friedenssicherung in der Ukraine argumentierte Annalena Baerbock schlüssig und wehrte sich dabei auch gekonnt gegen den Haudegen Ischinger. Ansonsten bliebt sie aber auffallend blass. Falls die Außenministerin eine Vision des Umgangs mit Donald Trump hat – deutlich wurde sie in diesem Talk nicht.